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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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eine Zigarettenlänge zur Verfügung gestanden hat.
    Gray sagt: »Wenn Sie nach Dienstschluss mit diesem Unfug weitermachen wollen, dann ist das Ihre Sache, Sullivan. Dann halten Sie sich aber wenigstens von den Häusern gewisser Leute fern. Nach allem, was ich höre, wären Sie allerdings besser beraten, mehr Zeit zu Hause zu verbringen.«
    »Wie bitte, Sir?«
    Sullivan beugt sich vor. Er ist sich nicht sicher, ob er beunruhigt oder wütend sein soll.
    Was hat seine Frau gesagt? Und zu wem, unter welchen Umständen? Sie wissen beide, dass es zwischen ihnen kompliziert und schwierig geworden ist, doch dass seine privaten Probleme, wenn auch nur andeutungsweise, hier bei der Arbeit angesprochen werden, ist neu.
    »Aber das geht mich ja nichts an«, sagt Gray, indem er die Frage geflissentlich ignoriert. »Ansonsten haben wir de facto ein vermisstes Kind, auch wenn die Sache zufälliger erscheint als gewöhnlich. Für gewöhnlich wollen Kinder ihre Eltern zurück. Im Allgemeinen ist es nicht schwer, sie ausfindig zu machen.«
    Sullivan sieht den Ausdruck der Panik im Gesicht des kleinen Mädchens.
    »Sir …«
    Gray hebt die Hand. »Seien Sie still. Wir brauchen einen Aufruf, DS Sullivan, nicht wahr? Statt weiterer Versuche, ein Märchen zu ergründen, brauchen wir ein Foto für die Zeitungen. Statt an Horrormärchen zu glauben, brauchen wir eine Pressekonferenz. Wir brauchen Informationen fürs Fernsehen. Wir müssen das Bild dieses Mädchens in Umlauf bringen.«
    Sullivan verlässt der Mut. Was gibt es da noch zu sagen? Schon als er das Büro betrat, wusste er, dass es so kommen würde. Aber trotzdem.
    Außerdem hat er Angst.
    Für gewöhnlich wollen Kinder ihre Eltern zurück.
    Dieser Gedanke drängte sich ihm bei der Befragung auf, doch genau davor hat dieses kleine Mädchen Angst. Dass ihr monströser Vater sie unter allen Umständen zurückhaben will. Dass er so lange suchen wird, bis er sie gefunden hat, und sie wieder mit nach Hause nimmt.
    »Irgendwelche Probleme, DS?«
    »Nein, Sir.« Sullivan steht auf. »Nur der Ordnung halber, ich halte das für einen Fehler.«
    »Schon möglich, Sullivan. Wir werden ja sehen.«
    Jetzt, nachdem er entlassen ist, greift Gray zur Akte. Er schlägt sie immer noch nicht auf, doch er starrt mit einem leichten Stirnrunzeln auf den Deckel, als ob er – unter dem Getöse und Gepolter – doch nicht ganz sicher wäre, was er sich auf die Einzelheiten, die er darunter findet, für einen Reim machen soll.
    »Wir werden ja sehen«, sagt er noch einmal.
    Sullivan kehrt durch den Schreibraum zu seinem Tisch zurück und glaubt zu spüren, dass an jedem Platz, an dem er vorbeikommt, für einen kurzen Moment die Aktivitäten ruhen.
    Er erinnert sich an Anna Hanson und ihre einzige Begegnung. Letztes Jahr hatten er und Pearson die Grundschule besucht, um zu einem Publikum von Kindern zu sprechen, das im Schneidersitz auf dem Boden saß und ihnen an den Lippen hing. Schüchtern zog sie ihn hinterher zur Seite und gestand ihm, sie habe Angst, dass jemand um ihr Haus lauerte. Doch Sullivan hörte nicht aufmerksam genug zu und glaubte ihr nicht ganz. Er war so mit seiner Ehe beschäftigt, dass er nur die Phantasiegeschichte eines Kindes hörte. Er fragte nicht einmal nach ihrem Namen. Wochen später erkannte er ihr Gesicht in einer Vermisstenmeldung wieder, und das nächste Mal sah er sie, von schwarzem Seetang bedeckt, die kleine graue Hand auf den Steinen, am Strand.
    Er denkt an das kleine Mädchen auf der Promenade. Wie tapfer sie gewesen ist; wie viel Mut es sie gekostet haben muss, zuerst wegzulaufen und ihnen dann ihre Geschichte anzuvertrauen. Über ihren Vater, der alles tun wird, damit sie wieder nach Hause kommt. Der die Suche nach ihr nie aufgeben wird.
    Egal, was die anderen sagen, er glaubt ihr und er wird sie beschützen. Weil es in einer Welt, die immer nur nimmt, in der man kleinen Mädchen nicht rechtzeitig glaubt, jemand tun muss.

8
    A uf dem Heimweg fuhr ich zu schnell.
    Es gibt keinen Grund zur Sorge.
    Das redete ich mir immer wieder ein. Es half nicht; haargenau dasselbe hatte ich mir schließlich nach Marshas Anruf gesagt und auch da falschgelegen. Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, derart nervös und gereizt zu sein, doch auch das half nicht weiter.
    Robert Wisemans Frau war bei einem Autounfall gestorben. Ein Jahr später mietete er sich im Southerton ein, wo er Gerüchten nach an einem Fortsetzungsband zu seinem erfolgreichsten Roman gearbeitet hatte, doch

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