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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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allzu gut. Und es war eine Lehre für mich, oder? Die Polizei hatte Haggerty die Vermisstenmeldung zu seiner Frau und seinem Kind nicht abgenommen, obwohl er ihnen nicht einmal eine so abenteuerliche Geschichte zu erzählen hatte wie ich.
    Wieder kämpfte ich mit den Emotionen und gab mir Mühe, ruhig und natürlich zu klingen. »Nein«, sagte ich.
    »Weil auch der Wagen fehlte, verstehen Sie? Von daher ist es wahrscheinlich nachvollziehbar. Sie dachten, wir hätten uns gestritten und sie sei einfach weggefahren. Und würde wieder nach Hause kommen, wenn sie so weit war.«
    Haggerty schüttelte den Kopf.
    »Wie sich herausstellte, war sie zum Supermarkt gefahren. Nicht um diese Zeit natürlich, sondern irgendwann am Nachmittag. Aber da haben sie dann den Wagen gefunden. Es war der einzige, der über Nacht auf dem Parkplatz geblieben war.«
    Ich nickte.
    Das Filmmaterial von den Überwachungskameras im Innern des Ladens hatte die letzten bekannten Bilder von Lorraine und Kent Haggerty zu Lebzeiten festgehalten, und Standfotos aus diesem Material waren zusammen mit mehreren Artikeln, die ich im Internet gefunden hatte, online gestellt. Darauf waren dunkel, unscharf und verwackelt eine Frau und ein kleiner Junge zu erkennen. Sie sahen nicht real aus, sondern als hätte sie jemand mit Bleistift auf Film schraffiert.
    Auf dem Parkplatz selbst befanden sich keine Kameras, doch im Lauf der nächsten Tage setzte sich aus den unterschiedlichen Steinchen verschiedener Zeugenaussagen ein Mosaik zusammen: Ein alter Lieferwagen parkte in der Nähe – bräunlich rot, die Farbe von Rost; eine Frau, die sich bei einem alten Mann über etwas beschwerte; das Weinen eines kleinen Jungen; ein größerer, kräftigerer Mann mit wildem Haar. Natürlich waren dies nur bruchstückhafte Eindrücke, keiner für sich genommen schlüssig genug, um die Zeugen schon vor Ort ernstlich zu alarmieren. Alle zusammen allerdings reichten für eine polizeiliche Großfahndung aus.
    Die jedoch im Sande verlief.
    Ich erinnerte mich an die Worte des alten Mannes am Telefon.
    Sie haben mich bis jetzt nicht gefunden. Bis jetzt nicht und in alle Zukunft nicht.
    Was die reinen Fakten betraf, so endete Andrew Haggertys Geschichte an diesem Punkt. Trotz der erheblichen Anstrengungen aller Beteiligten war ein einsames Fahrzeug auf einem ansonsten leeren Parkplatz die letzte Spur, die von Lorraine und Kent Haggerty je gefunden wurde.
    Ich hatte keine Ahnung, ob es ihm die Sache leichter machte oder nicht. Einerseits blieb ihm der entsetzliche Anblick der Leichen erspart, andererseits hätte er, so unerträglich die Erfahrung kurzfristig gewesen wäre, auf lange Sicht die Chance gehabt, irgendwann seinen Frieden zu machen. So aber ließ ihn die Tragödie selbst nach zehn Jahren noch nicht los. Man sah es ihm nicht nur an, sondern konnte es auch aus seinem Verhalten schließen. Er hatte sich bereit erklärt, mit meinem Vater zu reden, und jetzt sprach er mit mir. Der Alptraum war für ihn noch nicht zu Ende, der Mann hatte nie einen Schlussstrich gezogen.
    Mir wurde innerlich eiskalt. Würde ich so enden? Wenn Ally weiterhin verschwunden blieb, würde die Polizei es ernst nehmen müssen, doch sie hatten auch Haggerty geglaubt und sich in dem Fall mächtig ins Zeug gelegt, trotzdem waren sein Sohn und seine Frau nie wieder aufgetaucht.
    Sie sehen sie nie wieder.
    Bekommen sie nie zurück.
    Das würde ihr – das würde ihnen – nicht passieren. Ich hatte auf dem Oberschenkel die Hand zur Faust geballt. Ich entspannte sie.
    »Hat mein Vater gesagt, wieso er sich für Ihren Fall interessierte?«
    »Nichts Genaues. Ich bekam den Eindruck, dass er über den Fall gelesen hatte und er bei ihm haften geblieben war. Er hat auch Sie und Ihre Mutter erwähnt – dass er den Gedanken, Sie beide zu verlieren, nicht ertragen könne. Ich glaube, das war der Grund dafür, dass es ihm im Gedächtnis haften geblieben ist.«
    Ich nickte. Vielleicht war das ein Grund gewesen, aber sicher nicht der einzige. Es musste noch andere Verbindungen geben. Offensichtlich lag der Ort nicht weit von Whitkirk. Es gab den alten Mann, der sich mit Lorraine Haggerty gestritten hatte, außerdem einen größeren, kräftigeren, jüngeren Mann. Einen rostfarbenen Lieferwagen. Vieles davon musste meinem Vater aus Wisemans Roman vertraut vorkommen. Vielleicht sogar von den realen Verbrechen, die sich dahinter verbargen.
    Noch etwas kam mir in den Sinn.
    »Hat er je … mit Ihnen Kontakt aufgenommen?

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