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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Der Mann, der das getan hat?«
    Eine ganze Weile sagte Haggerty nichts.
    »Das war das andere, worüber Ihr Vater reden wollte. Ich weiß nicht, woher er das wusste. Es kam nie an die Öffentlichkeit, daher nehme ich an, dass er über polizeiinterne Informationen verfügte.«
    Ich hörte auf, mir die Hände zu reiben.
    »Worüber?«, fragte ich.
    »Die Blume. Natürlich gab es eine Menge Blumen. Wir haben einige Zeit später einen Gedenkgottesdienst für Lorri und Kent abgehalten, ich entsinne mich nicht, wie lange danach, aber es gab ein Blumenmeer, auch schon davor: Blumen und Karten und persönliche Zeilen von Fremden. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht damit gerechnet. Wie freundlich Menschen sein können.«
    Eine Blume. Mir wurde übel.
    »Und eine war anders?«
    »Ja.« Er legte die Stirn in Falten. »Das war höchst seltsam. Soweit ich weiß, hat niemand nachgewiesen, dass es überhaupt einen Zusammenhang gab, aber es war schon höchst seltsam. Als sie eintraf, habe ich sofort die Polizei gerufen. Die haben sie mitgenommen.«
    »Was war es denn?«
    »Eine schwarze Blume. Sie traf vielleicht ein Jahr danach ein. Nur in einem Briefumschlag, keine Marke oder sonst was drauf. Durch den Türschlitz eingesteckt.«
    »Sie sagen, die Polizei hat sie mitgenommen?«
    »Ja. Ihr Vater meinte, er sei sich nicht sicher, was sie zu bedeuten hat, doch das gehörte zu den Dingen, denen er nachging. Wissen Sie, ob es was damit zu tun hat?«
    Ja, dachte ich. Zwar wusste ich nicht, wie, aber, ja, zweifellos gab es einen Zusammenhang. Das kleine Mädchen im Buch hatte eine schwarze Blume in der Handtasche einer Erwachsenen. Auch mein Vater hatte eine, die in seiner Romanausgabe steckte.
    Doch ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    Haggerty brauchte von dem, was ich wusste, nicht zu erfahren. Im Moment konnte ich ihm noch nicht dabei helfen, seinen Schlussstrich zu ziehen, ich konnte herzlich wenig für ihn tun. Ich hätte ihm lediglich sagen können, dass seine Frau und sein Kind mit Sicherheit tot waren, doch das hatte er sich zweifellos schon selber hundertmal gesagt, ohne dass es ihm etwas brachte.
    Was also hatten die Blumen zu bedeuten? Und woher kam die meines Vaters?
    Ich war so in Gedanken, dass ich fast zusammenzuckte, als Haggerty wieder etwas sagte.
    »Wissen Sie, was das Schlimmste ist?«
    »Das Schlimmste? Nein. Was denn?«
    »Nicht zu wissen, warum. «
    Ich sah ihn an. Haggerty erwiderte meinen Blick und sah mir unverwandt in die Augen.
    »Nicht zu wissen, warum es passiert ist«, sagte er. »Wieso gerade sie.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    »Vielleicht gibt es überhaupt keinen Grund, sie waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Vielleicht läuft es darauf hinaus.«
    »Nein. Die hatten es gezielt auf die beiden abgesehen, da bin ich mir sicher.«
    Das konnte er unmöglich wissen, und ich antwortete nicht.
    Er sagte: »Man erinnert sich dann nur noch an das, was man falsch gemacht hat. Ich hab Lorri über die Jahre tausendmal gesagt, dass ich sie liebe. Ich weiß, dass es so war, aber ich kann mich nicht richtig erinnern. Dagegen habe ich noch genau im Kopf, wie sie mir beide auf die Nerven gingen, besonders wenn ich beruflich sehr eingespannt war. Dass ich dann meinte, mein Leben sei durch sie so viel komplizierter. Dass ich sauer war, wenn Kent nachts weinte und ich morgens früh aufstehen musste. Diese Dinge. Wahrscheinlich hab ich das nur ein, zwei Mal gedacht, doch daran kann ich mich erinnern.«
    Er schüttelte den Kopf und wandte ihn ab.
    Ich stand auf. Vielleicht ein wenig zu abrupt.

    »Danke, dass Sie mir Ihre Zeit gewidmet haben, Mr. Haggerty.«
    »Andrew.« Er reichte mir die Hand; sein Händedruck war fast leblos. »Wenn Sie irgendwas in Erfahrung bringen, irgendetwas …«
    »Versprochen.«
    Ich verließ ihn so schnell, wie ich konnte, ohne dass es nach Flucht aussah. An der Ecke blickte ich noch einmal zurück und sah, dass Andrew Haggerty noch auf der Bank saß – fast so reglos wie die Bronzestatuen in der Mitte des Platzes.
    Für ihn würde die Vergangenheit immer gegenwärtig bleiben, sein Leben für immer von Schuldgefühlen beherrscht – wegen ein paar Gedanken, die man eigentlich nicht haben sollte, die einem dennoch einmal kommen und die man sich, wenn das Schlimmste passiert, nie vergeben kann.
    So weit würde es mit mir nicht kommen.
    Dafür würde ich sorgen.
    Natürlich hat man das Recht, einen solchen Fehler zu machen. Es muss einem das Recht

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