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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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sieht nach einem ziemlich heißen Kandidaten aus.«
    Hannah hatte bereits gesehen, was Dale meinte. An der Schläfe fehlte Opfer A ein münzgroßes Stück im Schädel, an dessen Rändern sich kleine Splitter lösten. Offensichtliches stumpfes Trauma, ein ziemlich wuchtiger Aufprall für eine so kleine Stelle.
    Sie deutete auf die gebrochenen Rippen.
    »Was halten Sie von der Verletzung?«
    Dale sah sich die Leiche an. »Unmöglich zu sagen. Ich meine, ob es prä oder post mortem ist. Ich würde mal vermuten, dass sie von dem Gewicht stammt, das zusammen mit der Leiche im Sack gefunden wurde.«
    Hannah wechselte – widerstrebend – die Stellung und wandte sich dem dritten Tisch in der Reihe zu. Die Leichen waren in zwei getrennten Leinensäcken gefunden worden, die beide fünf Meter unter der Wasseroberfläche im Schlick des Flussbetts gelegen hatten. Auch jedem dieser Säcke war ein eigener Seziertisch zugeteilt worden. In beiden Fällen handelte es sich um stinkende, durchnässte Haufen textilen Materials, das jemand ursprünglich am oberen Ende mit einem Strick zugebunden hatte. Dale und seine Mitarbeiter hatten sie an der Seite aufgeschlitzt, so dass Flusswasser und Schlamm, die von den Plastikplanen rannen, in die Auffangbecken unter den Tischen abfließen konnten. Außer den Knochen, dem Moder und den zerfetzten Kleiderresten, die vielleicht erhalten waren, hatte in jedem Sack auch ein großer, schwerer Stein gesteckt.
    Dale machte eine rollende Bewegung mit beiden Händen.
    »Holterdiepolter, rums.«
    Sie konnte seiner Beschreibung mühelos folgen: der Sack, der durch die Luft fliegt, dann aufs Wasser trifft; der schwere Stein, der beim Aufprall die Rippen des Toten bricht. Ihrem Ruf gemäß konnte diese Vorstellung Hannah nicht aus der Fassung bringen. Viel schwerer fiel es ihr dagegen, sich das Gesicht des Mannes auf dem Viadukt darüber vorzustellen: des Mannes, der die Leiche über die Brüstung gehievt und dabei zugesehen hatte, wie sie in die Tiefe stürzte. Im Moment war er nur ein schattenhafter Umriss vor dem Himmel, der sich vorbeugte und verfolgte, wie sein Opfer unter Wasser verschwand. Sie sträubte sich dagegen, diesem Mann ein Gesicht zu geben, doch andererseits ließ sie die Frage nicht los:
    Ist es das, Dad?
    Bist du das?
    »Also zu Opfer B«, sagte Dale, »beziehungsweise zu dem, was von ihm noch da ist.«
    Die Überreste der zweiten Leiche – bis jetzt der zweiten, rief sie sich ins Gedächtnis – waren eindeutig schon länger im Wasser gewesen, und die Knochen hatten sich schon fast vollständig in einen Teil des Flussbetts verwandelt. Sie sah um einiges schlimmer aus als die erste, und sie musste sich zwingen hinzusehen.
    »Männlich«, sagte er. »Aber auch in diesem Fall kann ich Ihnen nicht sagen, wie alt er zum Todeszeitpunkt war oder wann er ungefähr gestorben ist. Noch nicht.«
    »Glauben Sie, es ist derselbe Mörder?«
    Sie bereute die Frage in dem Moment, als sie ihr über die Lippen kam. Zum einen war es ihre Aufgabe, das herauszufinden, und nicht seine. Zum Zweiten lag die Antwort auf der Hand. Vielleicht suchte sie einfach nur nach dem letzten Fünkchen Hoffnung. Die es natürlich nicht gab. Das hier hatte ihr Vater getan – er hatte nicht nur einen, sondern zwei Menschen getötet. Tief in ihrem Innersten wusste sie, was geschehen war.
    Dale sah sie mit einer seltsamen Miene an.
    »Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, das zu bestätigen oder zu verneinen«, sagte er. »Aber selbst wenn die Entsorgung der Leichen – in den Säcken – nicht identisch wäre, würde ich sagen, Sie haben es mit demselben Täter zu tun. Opfer B weist eine ähnliche Verletzung auf wie A. Auch wenn er diesem Burschen gegenüber ein bisschen aggressiver war.«
    Dale ahmte einen Faustschlag nach.
    »Wie Sie sehen, fehlt die gesamte Schädelfront.«
    Hannah nickte.
    Ja, das war ihr nicht entgangen.
    Das Schwierigste, womit sie sich auseinandersetzen musste, war die offensichtliche Brutalität. Die erste Leiche war schlimm genug, doch kein Vergleich zu dieser hier. Man sah es selbst im Tod: dass jemand über Opfer B gekauert und wiederholt mit einem Gegenstand auf das Gesicht des Mannes eingeschlagen und ihm buchstäblich den Schädel weggesprengt hatte. Und dann hatte er ihn in den Sack gesteckt und in den Fluss geworfen.
    Jemand.
    Hannah blickte von der leeren Schale des zweiten Schädels zu dem von Opfer A. Betrachtete dessen münzgroßes Loch.
    »Die Waffe«, sagte sie.
    »Stumpfer

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