Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)
Gegenstand. Kleiner Durchmesser.«
»Zum Beispiel ein Hammer?«
Dale schürzte die Lippen und nickte bedächtig.
»Ja«, sagte er schließlich. »Ich glaube, Sie haben recht.«
Hannah saß am Steuer.
Du wirst dir eine Menge Ärger einhandeln.
Vielleicht. Na ja, als ob sie den nicht längst hätte. Im Haus ihres Vaters lag in diesem Moment eine mögliche Mordwaffe herum, und es gab nicht das Geringste, was sie tun konnte, ohne sich in noch größere Schwierigkeiten zu bringen. Nicht nur in Bezug auf ihren Vater, sondern jetzt auch sich selbst.
Die Sache melden? Das wäre die vernünftige Lösung, nur dass es ohne die Karte nichts weiter als ein Hammer war. Sie sah keinen Grund, sich das Ding noch einmal anzusehen. Zusammen mit der Karte ergab das Ganze offensichtlich einen Sinn, doch falls sie die ebenfalls meldete, würde sie sich selber ins Fadenkreuz bringen. Hannah hatte ihr Wissen für sich behalten, diesen anonymen Anruf gemacht und niemandem von ihrem Verdacht erzählt. Sie war sich keineswegs sicher, alle Risiken bedacht zu haben. So gab es zwar an diesem Münztelefon keine Überwachungskamera, dafür aber anderswo umso mehr. Falls sie jetzt Verdacht auf sich lenkte, würde sie sicher jemand zeitnah zu ihrem Anruf irgendwo in der Nähe aufspüren. Bestenfalls ein Indiz, spontan gesagt, doch wer weiß, was ihr vielleicht sonst noch entgangen war. Diese kleinen Details fügten sich zusammen. Das gehörte zum Einmaleins der Polizeiarbeit: Jemand mochte noch so schlau vorgegangen sein, irgendeinen Fehler machte er immer.
Also hatte sie nicht die Absicht, es zu melden.
Wenigstens war die Angst – die Panik – jetzt umgeschlagen. Sie hatte etwas herausgefunden, das der Wahrheit nahe kam, und es hätte schlimmer nicht sein können, doch jetzt hielten sich die Wut und die Angst die Waage. Die Wut auf ihn. Auf sich selbst.
Wie hatte er ihr das nur antun können?
Letztlich egal, dachte sie. Wieso tust du dir das selber an?
Hannah fuhr langsamer, betätigte den Blinker und bog in die Mulberry Avenue ein. Das erste Kreuz auf der Karte ihres Vaters – dasjenige, das sich am weitesten landeinwärts befand – markierte diese Straße.
Nach den Funden des Taucherteams diente der Viadukt offenbar als Müllkippe für Leichen. Was war mit den anderen Stellen, die er gekennzeichnet hatte? Standen die für das Gleiche?
Sie war schon früher ein paarmal die Mulberry Avenue entlanggefahren. Soweit sie es beurteilen konnte, handelte es sich dabei einfach nur um eine ruhige Wohnstraße, eine von vielen am Stadtrand von Huntington. Auch diesmal fiel ihr nichts Außergewöhnliches daran auf. Es war eine einigermaßen gute Adresse, mit geräumigen freistehenden Häusern, flach gemähten Grünstreifen vor den Gärten und Schildern der Nachbarschaftswache an den Bäumen.
Keine unbebauten Flächen. Allem Anschein nach keine Deponien. Anders als bei dem abgelegenen Viadukt, der offensichtlich ausgedient hatte, suchte man sich die Mulberry Avenue mit Sicherheit nicht aus, um etwas zu verstecken.
Es sei denn, hier hätte es früher einmal anders ausgesehen.
Der Gedanke drängte sich ihr auf, als sie nach rechts abbog. Es war immerhin möglich, nicht wahr? Die Karte ihres Vaters war schließlich alt, und so konnte es gut sein, dass es einen Teil der Häuser hinter ihr noch nicht gegeben hatte. Oder aber, dass eins davon das eine oder andere düstere Geheimnis unter dem Kellerboden barg. Das Stadtarchiv würde Licht in das Dunkel bringen.
Na also, geht doch.
Und dann der übliche Gedanke, der ihr jetzt hohl erschien:
Schließlich kannst du alles schaffen, wenn du nur willst.
Sie brauchte mit dem Auto noch einmal zwanzig Minuten, um die Stelle mit dem zweiten Kreuz zu erreichen. Whitkirk Park. Der Eingang war durch ein Tor – ein großes Eisentor – geschützt. Auf der anderen Straßenseite befanden sich ein alter Wohnblock und dahinter ein Privatgrundstück, das sich weit in die Tiefe erstreckte. Auch das hier schien nicht logisch – die meiste Zeit über waren hier zu viele Menschen. Tagsüber wimmelte es im Park von Frauen mit Kinderwagen, Paaren beim Spaziergang, Teenagern, die auf dem Rasen im Kreis saßen und Gitarre spielten. Abends betranken sich hier die älteren der jungen Leute. Flanierten hier Männer. Hier gab es für sie nichts zu entdecken, was nicht längst jemand anders vor ihr gefunden hätte.
Bei dem nicht weit von hier gelegenen Blair Rocks verhielt es sich nicht viel anders. Es war ein
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