Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
sie vom Tennisunterricht und forderte
sie auf, alle Kinder, die nicht älter als fünf waren, in Vierergruppen
aufzuteilen und zu den Tischen zu führen.
„Jeder bekommt ein Sandwich und darf sich ein Stück Kuchen aussuchen.
Jeder nur eins, keiner soll leer ausgehen. So, und jetzt ab mit euch!“
„Das ist doch Bruno“, hörte er Simon flüstern, als sich die Kinder auf
den Weg machten. „Ho-ho-ho“, rief er ihnen nach.
Er ging auf die Mütter zu und sagte: „Mesdames, wenn Sie
bitte auch darauf achten könnten, dass die Kleinen den anderen noch was
übriglassen und nicht außer Rand und Band geraten.“
Danach wandte er sich an die Übersechsjährigen, die es vor Ungeduld kaum
mehr auf der Stelle hielt, und forderte sie auf, zur Stereoanlage zu gehen und
auszusuchen, welche Weihnachtsmusik gespielt werden sollte. Er winkte Bill zu
sich und bat ihn, den Kindern bei der Musikauswahl zu helfen. Dessen Vater
schien verschwunden zu sein. Der Bürgermeister begrüßte einzeln und mit
Küsschen jede der älteren Damen, die voll Stolz und Freude zusahen, wie ihr
Gebäck verputzt wurde.
„Wo sind die Geschenke, und wann ist Bescherung?“, fragte er Mathilde.
„Ich glaube, Monsieur Pons will sie selbst verteilen“, antwortete sie.
„Das hat er jedenfalls gesagt.“
„Na schön“, meinte Bruno. „Solange er sich nicht auch als Pere Noel verkleidet. Für
die Kinder wär's ein bisschen verwirrend, wenn sie zwei davon sähen.“
„In der Tat“, erwiderte sie. „Ich gehe nachsehen, was der alte Mann
vorhat.“
Bill hatte den CD -Spieler
angestellt. Bruno hörte die Klänge von „Stille Nacht“, die aber im Lärm der Kinder
fast untergingen. Er schmetterte noch ein paar Ho-ho-hos durch den Saal und
fand, dass es auch für ihn an der Zeit war, das eine oder andere Sandwich zu
essen. Auf dem Weg zum Büfett wuschelte er Haarschöpfe und hob Krabbelkinder
in die Höhe, um ihnen ein Weihnachtsmannküsschen zu geben, wovor aber eins der
Kinder so zurückschreckte, dass es zu plärren anfing. Schnell gab er es seiner
kichernden Mutter zurück und ging weiter.
„Ich glaube, die beiden hier hätten gern ein Küsschen vom Pere Noel“, sagte Florence
und zeigte auf ihre Kinder, die mit vollen Backen und kakaoverschmierten Lippen
verlegen zu ihm aufblickten.
„Frohe Weihnachten, Dora, und dir auch, Daniel“, grüßte er und nahm das
Mädchen auf den einen, den Jungen auf den anderen Arm. Er bekam von beiden
einen herzhaften bisou, beugte sich vor und gab der Mutter
auf beide Wangen einen Kuss.
„Frohe Weihnachten, Pere Noe'l, und danke
für alles. Oh, Sie haben ja Kakao im Gesicht.“ Florence zog ein Taschentuch
aus dem Ärmel, befeuchtete es an den Lippen und putzte ihm die Wange. Er war
sicher, dass Pamela zuschaute, und spürte, wie er rot wurde.
„Ho-ho-ho, danke, Florence. Jetzt muss ich mich beeilen, sonst ist das
Büfett gleich abgegessen und ich gehe leer aus.“
Er verdrückte ein Sandwich mit Schinken und Käse, eine madeleine und einen galet und spülte
gerade mit einem Glas Orangensaft nach, als der Bürgermeister mit besorgter
Miene und einem Handy am Ohr auf ihn zukam.
„Ich habe hier Nicco aus Sainte Alvere am Apparat“, sagte er. „Es ist
etwas Schlimmes passiert, und er bittet Sie, sofort zu kommen.“
Bruno ließ sich das Handy geben, konnte aber kein Wort verstehen, weil
ihm Haare und Kapuze im Weg waren. Er eilte in Richtung Küche und löste die
Bartschlaufe vom Ohr.
„Es ist Bruno, es ist Bruno“, rief eins der älteren Kinder, während
Bruno zu verstehen versuchte, was Nicco ihm zu sagen hatte. „Didier... er ist
tot“, stammelte der. „Er hat sich erschossen.“
Plötzlich ging die Küchentür auf, und ein zweiter Weihnachtsmann trat
ihm entgegen, begleitet von zwei Feen, die prall gefüllte Säcke trugen. Und
dann stand plötzlich Pamela neben ihm. Sie kochte vor Wut.
„Ich will hier keine Szene machen, aber lass dir gesagt sein: Du bist
ein Mistkerl.“
Er starrte sie verblüfft an, als eine der Feen vorbeidrängte und ihm mit
dem Sack voller Geschenke das Telefon aus der Hand schlug. Er bückte sich, um
es aufzuheben, und bemerkte, dass es hinter ihm plötzlich still geworden war.
Als zweiter Weihnachtsmann verkleidet, schritt Pons majestätisch in den Saal.
„Dominique war gestern in Bordeaux, um ihre Weihnachtseinkäufe zu
erledigen, und stell dir vor, wen sie da gesehen hat: dich und Isabelle, in
deinem Hotel“, blaffte Pamela. „Na dann, viel Glück mit
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