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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Autoren: Martin Walker
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aufgefahren, womit sich die Knirpse gern verwöhnen lassen,
nicht zuletzt auch der Große mit roter Kutte und dem falschen weißen Bart,
dachte Bruno.
    „Ach, der Weihnachtsmann ist da“, sagte Mathilde. „Sie sehen großartig
aus, Bruno. Sie sind es doch, oder?“
    „Ho-ho-ho, allerdings“, antwortete er und gab ihr einen Kuss auf die
gepuderten Wangen. Den drei Männern schüttelte er die Hand. Pons senior verzog
das Gesicht, noch immer sichtlich verärgert darüber, dass Bruno ihm ein Glas
Wein hinter den Hosenbund gekippt hatte.
    „Schön, dass alle Parteien auf diese Weise zusammenfinden und die
Politik außen vor lassen“, sagte Bill mit heiterer Miene, die man ihm aber
nicht abnahm. Er wirkte abgespannt und angestrengt. Er stand zwischen dem
Bürgermeister und seinem Vater, die sich kaum eines Blickes würdigten.
„Schließlich sind wir wegen der Kinder hier.“
    „Ja, hier, weit weg von ungesicherten Jauchegruben, und das ist gut so“,
bemerkte der Bürgermeister grantig.
    Bill wollte etwas entgegnen, doch der Bürgermeister ließ ihn gar nicht
erst zu Wort kommen.
    „Bruno, wir können uns bei Boniface für eine großzügige Spende bedanken,
tausend Euro zugunsten der Kinder. Während Sie in Bordeaux waren, haben wir die
Spielzeugabteilung im Supermarkt leer gekauft, und Mathildes reizende Damen
waren den ganzen Tag damit beschäftigt, die Geschenke zu verpacken. - Wie ist
es übrigens in Bordeaux gelaufen?“
    „Darüber werde ich Ihnen morgen ausführlich berichten“, antwortete
Bruno und nestelte an seinem Bart, der nicht richtig fest saß. An Bordeaux
erinnert zu werden gefiel ihm nicht, denn er musste unwillkürlich an Isabelle
denken und daran, dass noch in dieser Nacht die Razzia bei Arcachon stattfinden
sollte. Unwillkürlich fühlte er sich in seine eigene Militärzeit
zurückversetzt, in die bangen Stunden vor einer gefährlichen Operation, wenn
ihm vor lauter Nervosität und Anspannung schlecht geworden war. Und dann
erinnerte er sich daran, von einem Heckenschützen angeschossen worden zu sein
und blutend im Schnee gelegen zu haben. Hoffentlich, so dachte er nun, hielt
sich Isabelle hinter den Füsiliers Marius zurück, wie
sie es ihm versprochen hatte.
    Er wandte sich dem jungen Pons zu. „Bill, könnten Sie mir mal helfen?
Ich habe Probleme mit der Bartschlaufe. Sie scheint sich im Kragen verfangen zu
haben.“ Als Pons Hand anlegte, stieg Bruno dessen Rasierwasser in die Nase. „Wo
sind die Nichten Ihres Küchenchefs?“, fragte er. „Das Fest ist für alle
Kinder.“
    „Es geht ihnen nicht gut“, antwortete Pons. „Sie sind erkältet.
Außerdem sprechen sie nur Chinesisch.“
    „Kinder lernen schnell. Im Sommer könnten die Mädchen schon
zweisprachig sein. Die Aufforderung zur Einschulung müsste doch längst
angekommen sein.“
    „Daraus wird nichts. Nach Weihnachten kehren sie zu ihren Eltern
zurück.“ Bill rückte den Bart zurecht und trat einen Schritt zurück. „So, jetzt
hält er.“
    Zu den Eltern nach China? Bruno hatte irgendwo gelesen, dass Familien
in China nur ein Kind haben durften. In der Eingangshalle jenseits der
Doppeltür wurden in diesem Augenblick aufgeregte Kinderstimmen laut. Mathilde
schaute auf die Uhr, warf einen Blick auf die Tische und verdrehte die Augen.
    „Machen Sie sich auf was gefasst, Messieurs“, sagte sie
und ging zur Tür. „Die Barbaren sind im Anmarsch.“
    Als die beiden Türflügel aufgingen, stieg der Lärmpegel auf das
Doppelte. Ein Schwärm kreischender Kinder stürmte herbei und machte sich über
die Speisen her. Ihnen folgten nervöse Mütter.
    „Ruhe!“, brüllte Bruno aus vollem Hals, und es wurde schlagartig still.
„Ho-ho-ho, grüßt man so den Weihnachtsmann?“, fragte er, die Stimme von
Kasernenhof- fast auf Zimmerlautstärke gesenkt. „Jetzt müssen wir erst mal ein
bisschen Ordnung schaffen, damit ich jedem von euch die Hand geben kann.“ Er
schickte alle, die sechs Jahre oder älter waren, auf die rechte Seite des
Saales, die Jüngeren auf die linke. Die Mütter, von denen manche Kleinkinder im
Arm hielten, bat er, an den Tischen Platz zu nehmen.
    Aus den Augenwinkeln sah er plötzlich eine weitere Gestalt durch die
Tür huschen. Pamela. Sie zog ihren Mantel aus, steuerte geradewegs auf Bill zu
und reckte den Hals, um sich auf die Wangen küssen zu lassen. Dafür hatte Bruno
jetzt keine Zeit.
    „Alain, Regine, Mireille, Simon, Dominique, Jean-Louis und Colette -
kommt bitte zu mir“, rief er. Er kannte
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