Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
deiner Polizistin. Mir
langt's, ich -“
Er packte Pamela beim Arm und führte sie in die Küche, ehe sie ihre
Schimpfkanonade vor Publikum fortsetzen konnte.
„Jetzt halt mal die Luft an“, sagte er, als sie allein waren. „Erstens
wird mir hier gerade am Telefon mitgeteilt, dass sich jemand erschossen hat.
Ich muss jetzt nach Sainte Alvere. Und zweitens, ja, ich war in Bordeaux und
habe mich mit Isabelle getroffen, weil wir an einem Fall zusammenarbeiten. Wir
haben in getrennten Zimmern übernachtet.“
„Wer's glaubt, wird selig. Dominique hat euch zusammen in der Bar
gesehen.“
„Na und? Wie gesagt, ich habe allein geschlafen. - Verzeih, dass ich
grob war und dich hier hereingezerrt habe. Aber mir blieb nichts anderes übrig.
Ich wollte nicht, dass Dutzende von Kindern, die noch an den Weihnachtsmann
glauben, gleich mit zweien konfrontiert werden. Tut mir leid, aber ich muss
jetzt gehen.“
„Nur eins noch“, sagte Pamela. „Ich finde es unmöglich, wie du dich Bill
gegenüber verhältst. Seit er sich zur Wahl gestellt hat, wirfst du ihm Knüppel
zwischen die Beine.
Jetzt wurde auch noch sein Restaurant dichtgemacht. Auf deine
Veranlassung, stimmt's? Echt mies von dir, Bruno. Das ist unverzeihlich.“
„Dichtgemacht? Wann?“
„Heute Morgen. Vom Gerichtsvollzieher. Eine Sauerei ist das! Er hat
sogar den Campingplatz geräumt und die Gäste aufgefordert abzureisen. Zur
Begründung wird irgendeine Trinkwasserverordnung ins Feld geführt. Ich wette,
du steckst dahinter, du und dein verfluchter Bürgermeister. Ihr tut doch alles,
um die nächste Wahl zu gewinnen und an der Macht zu bleiben.“
„Der verfluchte Bürgermeister hat damit nichts zu tun, Madame“, meldete
sich eine Stimme im Hintergrund. Gerard Mangin war in die Küche gekommen.
„Ehrenwort, Bruno und ich sind für die Schließung nicht verantwortlich. Ich
habe gerade erst davon erfahren.“
Camper zu dieser Jahreszeit?, dachte Bruno, als er sich aus dem Kostüm
pellte. Seltsam. Jedenfalls musste er jetzt nach Sainte Alvere. Die alten
Damen, die in der Küche herumwerkelten, waren hingerissen von dem Schauspiel,
das sich ihnen bot.
„Sie können mich mal“, schnaubte Pamela. Sie stürmte hinaus und ließ die
Küchentür hinter sich ins Schloss knallen.
Der Bürgermeister legte Bruno eine Hand auf die Schulter. „Tut mir
leid. Sie wird sich bestimmt wieder beruhigen. Und jetzt verraten Sie mir
bitte, was in Sainte Alvere passiert ist.“
„Ich habe Ihnen doch von den Betrügereien auf dem Trüffelmarkt erzählt“,
antwortete Bruno und nahm den Bart ab. An der Spüle spritzte er sich Wasser ins
Gesicht und bemerkte, dass er noch die Perücke trug. Er zog sie vom Kopf. „Ich war
heute Nachmittag beim Bürgermeister in Sainte Alvere und musste ihm mitteilen,
dass der Marktmanager im großen Stil betrogen hat. Ich habe ihm empfohlen,
Anzeige bei der Police Nationale zu
erstatten, und erfahre jetzt, dass sich dieser Manager das Leben genommen hat.“
„Das haben Sie jetzt nicht gehört, Mesdames“, sagte der
Bürgermeister, an die alten Damen gewandt.
„In einer Stunde wird's ohnehin die ganze Stadt wissen“, entgegnete
Bruno und führte den Bürgermeister ins Badezimmer, wo er seine Tasche und den
Mantel deponiert hatte. „Sie sollten noch etwas wissen. Es scheint, dass
Boniface Pons bis zum Hals in dieser Geschichte mit drinsteckt.“
„Würde mich nicht wundern“, sagte der Bürgermeister. „Mir war er immer
schon suspekt, von Anfang an, als er mit einem Haufen Geld aus Algerien kam und
das Sägewerk aufbaute. Welchen Verdacht haben Sie gegen ihn?“
„Dass er Geld wäscht, Hunderttausende von Euros, und zu diesem Zweck mit
dem Manager diese Sonderauktionen organisiert hat.“
„Wird's zur Anklage kommen?“
„Vielleicht. Mit Sicherheit aber wird er zu dieser Sache vernommen
werden und die Steuerfahnder am Hals haben, denen er dann erklären muss, woher
das viele Bargeld kommt. Nur, ohne Didiers Aussage kann er sich womöglich
wegen mangelnder Beweise herausreden.“
„Wird der Skandal noch vor den Wahlen auffliegen?“
„Jetzt klingen Sie wie der Politiker, über den sich Pamela aufregt“,
sagte Bruno.
„Die Politik geht wie das Leben weiter“, entgegnete der Bürgermeister.
„Ich dachte, das hätte ich Ihnen schon beigebracht.“
Bruno betrachtete sein Gegenüber mit düsterer Miene. Er empfand
Bewunderung und Zuneigung für ihn, spürte aber manchmal auch einen Anflug von
Zynismus. „Ja, Sie
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