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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Autoren: Martin Walker
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ein
Bürgermeister bei der Arbeit saß, der zwar einer anderen Stadt vorstand,
möglicherweise aber über das Schicksal von Saint-Denis mitentscheiden würde.
Bruno versuchte sich zu sammeln, warf noch einmal einen Blick auf seine Notizen
und Alains Geständnis und dachte darüber nach, wie er diesen zweifachen Betrug
erklären sollte. Als Erstes würde er nachweisen, dass an den Verpackungen
herumgepfuscht worden war, was der Digitalzähler belegte, und dann auf die
Auktionsabsprachen und Pons' Manipulationen eingehen. Absurd, dachte Bruno,
dass er im Anschluss an dieses Gespräch in die Rolle des Weihnachtsmanns würde
schlüpfen müssen. Er klopfte an, öffnete die Tür und grüßte einen Mann, der
nicht älter war als er selbst, die Geschicke von Sainte Alvere lenkte und sich
zweifellos Hoffnungen darauf machte, in der Politik noch ein gutes Stück weiter
voranzukommen.
    Nachdem sie sich die Hand gegeben und ein paar Höflichkeiten
ausgetauscht hatten, kam Bruno zur Sache. „Monsieur le Maire“, hob er an. „Ich komme mit schlechten
Nachrichten. Man hat Sie betrogen. Auf Ihrem Markt wurden die Trüffeln
umverpackt und falsch ausgewiesen. Daher rühren die Beschwerden, die Ihnen
vorgetragen wurden. Verantwortlich ist Ihr Marktmanager Didier.“
    Der Bürgermeister stand auf und ballte die Fäuste. Er trug einen
schwarzen Rollkragenpullover und schwarze Jeans. Bruno erinnerte sich, ihn vor
ein paar Jahren im Stadion gesehen zu haben, als er für seine Stadt Rugby
gespielt und eine gute Figur dabei abgegeben hatte. Dass er übermäßig rauchte,
sah man ihm nicht an. „Didier?“, fragte der Bürgermeister. „Sind Sie sicher?“
    „Ich habe hier die schriftliche Aussage eines der Marktangestellten,
der zugegeben hat, die versiegelten Verpackungen geöffnet zu haben.“ Bruno
legte Alains Erklärung auf den Schreibtisch. „Er hat sich mir aus freien
Stücken offenbart. Ich finde, wir sollten ihm gerichtliche Schritte ersparen.
Als auskunftsbereiter Zeuge ist er uns nützlicher.“
    „Didier, was für ein verdammter Narr!“, murmelte der Bürgermeister, als
er Alains Erklärung las. Er zupfte eine Disque Bleu aus der
Zigarettenschachtel. Bruno dachte daran, dass in allen Rathäusern Frankreichs Defense de
fu -Schilder aufgehängt waren. Darüber konnte sich ein
Bürgermeister natürlich hinwegsetzen.
    Bruno machte darauf aufmerksam, dass die Stadt Monat für Monat um
Zehntausende Euro betrogen wurde. „Auf diesen Sonderauktionen kommen immer mehr
hochwertige Trüffeln unter den Hammer, ohne dass die Stadt davon profitiert.
Nach meinen Berechnungen hätten Sie jetzt mindestens eine halbe Million Euro
mehr im Stadtsäckel, wenn die Ware zu angemessenen Preisen verkauft worden
wäre.“
    „Merde“, knurrte der Bürgermeister und stieß einen Schwall
Rauch aus. „Das könnte mich den Wahlsieg kosten. Wer außer Ihnen weiß noch
davon?“
    Bruno beschloss, diese Frage zu überhören. Wer so etwas wissen wollte,
dachte an Vertuschung. „Auf diesen Auktionen wird offenbar auch Geld gewaschen.
Aus den Unterlagen geht hervor, dass es von Boniface Pons kommt. Er war
jedoch, wie ich belegen kann, in einigen Fällen gar nicht vor Ort, konnte also
selbst auch nicht mitgeboten haben. Sie wissen bestimmt, dass sich Pons an
Trüffelkulturen versucht hat, die von Didier gemanagt wurden.“
    Der Bürgermeister nickte. Bruno bemerkte, dass sich auf dessen gesunde
Gesichtsfarbe ein grauer Schatten gelegt hatte.
    „Da Pons immer in bar zahlt, sind Ihren Rechnungsprüfern wahrscheinlich
manche Zahlungen durch die Lappen gegangen. Sie sollten bei der Police
Nationale Anzeige erstatten. Ich werde nämlich in jedem Fall Meldung
machen.“
    „Eine halbe Million Euro“, stöhnte der Bürgermeister und ließ sich in
seinen Sessel zurückfallen.
     
Chapter 24
     
    Es überraschte Bruno, alle drei Bürgermeisterkandidaten um den
Weihnachtsbaum im Speisesaal des Seniorenheims versammelt zu sehen. Mathilde,
die vollbusige ehemalige Krankenschwester, jetzt Heimleiterin, bemühte sich um
Konversation, während ein paar ältere Damen Leckereien auf Tabletts aus der
Küche brachten. Sie hatten anscheinend schon die ganze Woche am Backofen
verbracht und sich mit der Zubereitung von sacristains und madeleines,
Tartes aux noix und galets gegenseitig
zu übertreffen versucht. Auf den Tischen standen Schalen mit crudites, Mandarinen-
und Apfelstückchen, und Reihen von Plastikgläsern, gefüllt mit Orangensaft und
Milch. Man hatte alles
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