Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
charmanten Lächeln, das
seine Blessuren vergessen ließ. „Ich war Cognacverkäufer in Shanghai, habe
einen Weinhandel in Vientiane betrieben, in Bangkok Französisch unterrichtet
und in Macau sogar in einem Spielcasino als Croupier gearbeitet. In der
Hauptsache ging es mir allerdings um eine kleine Beteiligung an einem
Restaurant, mit dem ich dann viel Erfolg hatte, zuerst in Macau, dann in
Hongkong. Dort traf ich meinen guten Freund und Koch Minxin Hu. Ich hole ihn
mal her, damit Sie ihn kennenlernen.“ Er stand auf. „Möchte jemand Kaffee?“
„Ich muss morgen arbeiten und zeitig nach Hause“, sagte Fabiola. „Wir
könnten doch Ihrem chinesischen Partner auch Hallo sagen, wenn wir uns gleich
die Mäntel bringen lassen.“
Bill steuerte auf die Küche zu und kehrte bald mit einem groß
gewachsenen und ernst aussehenden Chinesen an seiner Seite zurück. Dieser trug
ein Scheitelkäppchen auf dem Kopf und eine strahlend weiße Kochjacke, die
frisch gebügelt zu sein schien. Bruno, der chinesische Köche schweißnass
durch ihre Arbeit in der Nähe dampfender Woks erlebt hatte, war überrascht.
„Danke für ein unvergessliches Essen“, sagte Bruno und erhob sich, um
Minxins Hand zu schütteln. Der Mann schenkte ein schmallippiges Lächeln und
eine knappe Verbeugung.
„Merci, merci - mein Französisch sehr schlecht“,
sagte der Koch und schüttelte reihum Hände, als Bruno Pons noch einmal um die
Rechnung bat.
„Sie sind heute Abend meine Gäste“, erwiderte er.
„Sehr freundlich von Ihnen, aber das kommt nicht in Frage“, entgegnete
Bruno entschieden. „Polizisten dürfen solche Geschenke nicht annehmen. Wir
möchten bitte zahlen.“
Bill sah Bruno einen Moment prüfend an. Sein lädiertes Gesicht war
ausdruckslos. Dann nickte er, trat vor einen kleinen Tisch und stellte eine Rechnung
auf: „4 gemischte
Menüs á 20 Euro, 1 Flasche Wein - 20 Euro, Gesamtsumme 100 Euro.“
„Übrigens, Minxins Nichten müssen für die Schule angemeldet werden“,
sagte Bruno und überreichte zwei 50- Euro-Scheine.
Er wandte sich zu Pamela, um ihr in den Mantel zu helfen. Der Baron half Fabiola. Die beiden
Männer wünschten eine gute Nacht, lotsten die Frauen auf den dunklen Parkplatz
hinaus und ignorierten, dass die beiden unter Protest darauf bestanden, ihren
Anteil an der Rechnung zu bezahlen.
„Wie lange hätte es wohl noch gedauert, wenn jeder von uns seine
Kreditkarte gezückt hätte?“, entgegnete Bruno.
„Na schön“, sagte Fabiola und stieg in Pamelas Wagen. „Ich muss morgen
wirklich früh raus. Gute Nacht, Baron. Es war ein schöner Abend.“
Pamela sagte kein Wort. Bruno saß neben ihr. Ihr Schweigen machte ihn
beklommen. Es war eines von der Art, das nur Frauen herzustellen verstanden,
ein Schweigen, das ein Mann nur unter Lebensgefahr brechen konnte. Bedrückt
schaute Bruno auf die Straße vor ihnen, wohl wissend, dass er sich Gedanken
über seine eigene Zukunft machen musste, falls der Bürgermeister die Wahl
verlieren würde. Trotz seiner politischen Neutralität fühlte sich Bruno dem Bürgermeister
verpflichtet. Er verdankte ihm seine Anstellung und war weithin bekannt als
einer der engsten Vertrauten Mangins. Ein neuer Bürgermeister würde ihm
gegenüber vorsichtig, vielleicht sogar misstrauisch sein und womöglich einen
eigenen Kandidaten für den Posten des chef de police benennen
wollen. Nicht, dass Bruno Angst haben musste, gefeuert zu werden. Seine Stelle
war unkündbar. Es drohte ihm allerdings eine Versetzung innerhalb des
Verwaltungsbezirks, womöglich in eine Stadt mit viel größerem Polizeiapparat.
Nach seinen Dienstjahren würde Bruno wahrscheinlich auf irgendeinen Posten im
gehobenen Dienst gehievt und andere verdrängen, die mit einer Beförderung
rechneten. Er würde von Anfang an unbeliebt sein. Aber das Schlimmste von allem
war, dass er womöglich würde wegziehen und sein geliebtes Haus verkaufen
müssen. Er wäre gezwungen, sich irgendwo anders einzuleben. Und was würde dann
aus ihm und Pamela?
Fabiola unterbrach ihn in seinen Gedanken. „An den Krawallen vorm
Werkstor hatten Sie keine Schuld, Bruno. Im Gegenteil, Sie haben Schlimmeres
verhindert. Grübeln Sie nicht, und machen Sie sich um Bill keine Sorgen. Die
Verletzungen in seinem hübschen Gesicht sehen schlimmer aus, als sie sind.“
„Hübsch würde ich nicht sagen“, mischte sich Pamela ein. „Ansehnlich,
ja, aber er hat zu viel Persönlichkeit, als dass man ihn hübsch nennen könnte.
Interessant,
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