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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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die Nähe der Wandluke. Außerdem wird jeder Korb
sorgfältig gewogen, und deshalb würde es auffallen, wenn jemand versuchte, gute
Abschnitte gegen schlechtere auszutauschen. Ich behaupte, so etwas ist
schlichtweg unmöglich. Nehmen wir an, da ist ein Korb, der sofort gewogen wird.
Gewicht und Korbnummer sind zwei Identitätsmerkmale, die wir auf dem Etikett
eines jeden Korbs angeben. Eine Gewichtsabweichung, und sei sie noch so
gering, würde Jean-Luc bemerken und mir melden.“
    Bruno hatte im Laufe des Gesprächs ein Diagramm skizziert, das die
Vorgänge auf dem Markt Schritt für Schritt nachzeichnete, von der Übergabe
durch den Sammler bis hin zum Versand. Er legte es Didier vor.
    „Habe ich irgendetwas vergessen?“
    „Nein, genauso läuft es bei uns ab. Nur eine Sache fehlt noch. Am Ende
eines jeden Marktages wird die übrig gebliebene Ware unter den renifleurs versteigert,
wie bei einer Auktion.“
    „Wo findet die statt?“
    „Hier in der Markthalle. Jeder Verkauf wird sorgfältig dokumentiert, mit
Gewicht, Qualität und Preis. Natürlich werden auch der Name des Käufers und das
Datum notiert.“
    „In diesen Kassenbüchern steht davon nichts“, sagte Bruno.
    „In die tragen wir auch nur die Gesamtumsätze eines Tages ein. Die
Einzelheiten stehen in einem anderen Buch.“
    „Das möchte ich sehen.“
    Didier schien einen Moment zu zögern. „Es befindet sich wohl irgendwo im
Rathaus, zusammen mit den Rechnungen und Lohnzetteln.“
    „Dann müsste es ja dort zu finden sein.“
    Didier zuckte mit den Achseln. „Da fliegt vieles durcheinander. Ich
habe keine Hilfe, geschweige denn eine Bürokraft.“
    „Warum nicht? Der Markt bringt doch genug Geld ein, und welcher
Bürgermeister würde sich nicht freuen, eine neue Stelle einrichten zu können?“
    Didier wählte seine Worte mit Bedacht. „Unser Bürgermeister sieht es
lieber, dass ich den ganzen Bürokram mit übernehme. Im Übrigen werden meine
Zahlen vom städtischen Rechnungsprüfer regelmäßig abgesegnet, und bislang ist
es kein einziges Mal zu Beanstandungen gekommen.“
    Bruno machte sich auf den Besuch eines staubigen Aktenkellers gefasst.
    „Wer hat das System entwickelt, nach dem Sie arbeiten?“
    „Ich selbst. Der Bürgermeister hat's gebilligt. Wir hatten drei Jahre lang
keine Probleme damit.“
    „Aber jetzt.“
    Didiers Augen funkelten. War er wütend darüber, haltlosen
Verdächtigungen ausgesetzt zu sein, oder fürchtete er, als Betrüger
aufzufliegen? Auf die üblichen kleinen Hinweise und Ortskenntnisse, die Bruno
in Saint-Denis stets weiterhalfen, musste er hier in der Nachbargemeinde verzichten.
Er wusste wenig über Didier, dessen Familie und Ruf. Sainte Alvere war für ihn
unvertrautes Terrain. Er tappte im Dunkeln und suchte nach einer Erklärung
dafür, warum sich ihm die Nackenhaare sträubten. Hielt er diesen Mann wirklich
für verdächtig, oder konnte er ihn einfach nicht leiden?
    „Haben Sie je Chinesen auf dem Markt gesehen?“, fragte Bruno.
    „Manchmal kommen ein paar Touristen aus China, und es gibt auch einige
Stammkunden, Einkäufer der chinesischen Supermarktkette und einer
Import-Export-Firma in Paris, die unsere Trüffeln in China verkauft. Wir sehen
nicht ein, dass die den ganzen Gewinn einstreichen, und planen deshalb einen
eigenen Vertrieb in Hongkong.“
    „Ich lasse von mir hören“, sagte Bruno und stand auf. Seine Liste
vorbereiteter Fragen war abgearbeitet. „Jetzt würde ich gern noch Ihre
Chemikerin sprechen. Kann ich hier in diesem Raum bleiben?“
    „Ich werde sie rufen“, antwortete Didier. „Was ich noch sagen wollte:
Ich weiß, dass Sie ein Freund von Hercule Vendrot sind. Könnten Sie ihn bitten,
uns sein Trüffeljournal auszuleihen? Darin stehen alle Preise und Lieferungen
an uns während der vergangenen Jahre, mit Wetterberichten und allen möglichen
anderen Daten. Mir und dem Bürgermeister gegenüber verhält er sich ziemlich
abweisend. Sie werden wahrscheinlich mehr Glück haben.“
    „Warum sollte ich das tun?“
    „Es würde uns helfen, den Markt effizienter zu machen, wenn wir die
Lieferungen und Verkäufe über längere Zeit zurückverfolgen könnten. Und da Sie
jetzt auch auf der Gehaltsliste stehen...“
    „Was soll das heißen, auf der Gehaltsliste?“
    „Nun, ich nehme an, Sie recherchieren nicht für lau.“ Er zwinkerte Bruno
zu und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
    Bruno starrte sein Gegenüber sprachlos an, so abwegig erschien ihm der
Gedanke an

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