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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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eine
kostenlose Weihnachtsfeier für Kinder von Arbeitslosen und Geringverdienern.
Spenden sind willkommen.“ Davor befand sich ein kleiner Korb mit ein paar wenigen
5-Euro-Scheinen und Münzen.
    „Wann habt ihr euch das denn ausgedacht?“, fragte Bruno und schüttelte
Alphonse die Hand.
    „Als ich Bill im Restaurant getroffen habe, bevor ihr gekommen seid.
Wir haben uns über die Kinder der Sägewerksarbeiter unterhalten. Eigentlich
wollte ich die Feier in meiner Landkommune ausrichten, aber Bill hat die
besseren räumlichen Möglichkeiten. Also findet das Fest bei ihm statt.“
    „Der Bürgermeister organisiert doch selbst ein solches Fest“, sagte
Bruno und fuchtelte mit der Sammelbüchse.
    „Na und?“, entgegnete Alphonse. „Ist doch schön, wenn die Kinder zweimal
feiern. Vielleicht lassen sich beide Feste ja auch zusammenlegen.“
    „Vielleicht. Ich werde mit dem Bürgermeister darüber sprechen, und du könntest
deine Leute fragen, was sie davon halten. Nebenbei bemerkt, ich finde es
erstaunlich, wie schnell Pons junior in eurer Partei die Führung übernommen
hat“, sagte Bruno. „Du kämpfst seit über zwanzig Jahren für eure gute Sache.
Warum führst du nicht die Wahlliste an?“
    „In mir sehen alle nur den alten Hippie, den Achtundsechziger. Außerdem bin ich nicht von hier. Deshalb würden mich viele aus Prinzip
nicht wählen“, erwiderte Alphonse. „Bill ist hier geboren und aufgewachsen,
egal wie lange er dann weg war. Er ist der bessere Redner, viel dynamischer.
Und Bürgermeister will ich sowieso nicht werden.“
    Weil Alphonse sich einem Kunden widmen musste, machte Bruno kehrt und
steuerte auf Fauquets Cafe zu, in dem schon Hochbetrieb herrschte. Seine Stammgäste
waren alte Männer, die am Zinktresen ihren ersten petit blanc schlürften
und die Sportseiten der Sud-Ouest überflogen.
Tante Sandrine, wie Fauquets Frau von allen genannt wurde, kam hinter dem
Tresen hervor. Sie umarmte Bruno und erlaubte es, dass er die Sammelbüchse
aufstellte. Bruno grüßte den Rest der Anwesenden, und als das Zischen der
Espressomaschine verebbte, zog Fauquet ihn mit den konkurrierenden Parteien
auf.
    „Die Sammelbüchse der Grünen steht dahinten auf der Kuchentheke. Deine
kommt auf den Tresen“, sagte er. „Wollen doch mal sehen, wer großzügiger ist,
die Naschkatzen oder die Trinker. Interessantes Experiment.“
    „Hängt davon ab, wie viel du ihnen zu trinken gibst“, entgegnete Bruno.
    Er zahlte für seinen Kaffee, überquerte den Platz und ging ins Rathaus,
um im Lagerraum nach dem Weihnachtskostüm zu suchen. Er fand es in einer der
Kisten, in denen die Dekoration für den städtischen Christbaum untergebracht
war. Das Kostüm roch muffig und hatte eine chemische Reinigung nötig. Der Bart
war verzottelt, ließ sich aber leicht zurechtzupfen. Bruno zog seine dicke
blaue Uniformjacke aus und verkleidete sich mit Kostüm, Bart und Mütze, griff
zur Handglocke und ging in die Herrentoilette, um sich im Spiegel zu mustern.
    „Jetzt weiß ich, dass Weihnachten vor der Tür steht“, rief Ciaire, die
Sekretärin, als er durchs Büro ging. „Kommst du demnächst durch meinen
Schornstein gestiegen, Bruno?“
    „Dein Rentier hat ein Knöllchen bekommen“, frotzelte Roberte, die sich
um die Secu kümmerte, das heißt, die Anträge
auf Sozialhilfe bearbeitete.
    „Wo ist mein Geschenk?“, rief Josette, als er die Treppe
hinunterstapfte. Es waren jedes Jahr die gleichen ermüdenden alten Scherze.
    Bruno kam sich in seinem Kostüm komisch vor, zumal die Sonne schien,
wenn auch nur schwach und winterlich. Mit großen Schritten ging er über die Rue
de Paris, bimmelte mit der Glocke und sammelte Spenden von Händlern und
Kunden.
    „Für die Sägewerkskinder“, rief er, „die Kinder von denen, die ihren
Job verloren haben.“
    Er hatte Erfolg, 1- und 2 -Euro-Münzen klapperten in seine Büchse, und es gab auch ein
paar Scheine, unter anderem von einem jungen unverheirateten Mann, der gerade
selbst seinen Arbeitsplatz im Sägewerk verloren hatte.
    Bruno dankte allen, ließ sich von Vinh einen seiner leckeren nems anbieten und
schlenderte weiter, um auch bei Leopold die Blechbüchse zu schütteln. Als er
vor dessen Stand stehen blieb, wurde er von zwei jungen Männern angerempelt,
die wie aus dem Nichts auftauchten und vorbeihetzten. Bruno kippte über Leopolds
Auslage aus billigen Ledergürteln, raffte sich auf und sah, dass es zwei
Asiaten waren, denen er seine Bruchlandung verdankte.

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