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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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war.
    Normalerweise reichte es, zwei Auflageböcke aufzustellen, um Präsenz zu
zeigen. Bernard, der Korbmacher, hatte seine Böcke platziert und stand mit
verschränkten Armen grimmig dazwischen. In ähnlicher Pose behauptete Margot,
die Haushälterin im Wohnheim für pensionierte Priester in Saint Belvedere,
ihren kleinen Tisch voller Bienenwachskerzen und Honig unmittelbar vor dem von
Bernard beanspruchten Platz. Die dicke Jeanne, deren Konturen sich von Jahr zu
Jahr immer mehr der einer Kugel annäherten, war beauftragt, solche Konflikte zu
schlichten, wenn sie im Auftrag des Gemeindeamtes die Standgebühren kassierte
- fünf Euro pro laufenden Meter. Margot aber weigerte sich, mehr als zwei Euro
für ihren kleinen Tisch zu bezahlen, weil der nur vierzig Zentimeter breit war.
Damit stellte sie auch diesmal Jeannes ansonsten unerschütterliche
Fröhlichkeit auf eine harte Probe.
    „Ich werde nicht weichen“, erklärte Margot. „Ich war zuerst hier.“
    „Margot“, meldete sich Bruno mit dem Versuch, besonders charmant zu
lächeln. „Genau dich wollte ich sehen. Der Bürgermeister braucht ein wenig
Unterstützung, und ich habe ihm gesagt, dass wir mit dir rechnen können. Es
geht um die Kinder.“
    Bruno brauchte beide Hände, um das große Transparent hochzuheben, das er
aus der Informationsstelle geholt hatte. „Spendensammlung des Bürgermeisters“
stand darauf, dazu eine Darstellung des Weihnachtsmanns inmitten lachender
Kinder. „Wir wollen für die Kinder der Arbeitslosen eine Weihnachtsfeier
ausrichten.“
    Bruno lehnte das Transparent wie beiläufig an einen von Bernards Böcken,
küsste Margot auf beide kalten Wangen und überreichte ihr eine Sammelbüchse.
„Wärst du so gut und würdest hier unter den Säulen Spenden sammeln?“, fragte
er. „Wer käme wohl in Frage, draußen auf dem Platz zu sammeln? Was meinst du?“
    „Tja, das ist keine leichte Frage“, meinte Margot wichtigtuerisch.
„Vielleicht Aurelie. Die wird Zeit haben, weil, wer interessiert sich schon für
ihre dürren Enten?“ Sie ließ den Blick über den Markt schweifen und überlegte,
wer sonst wohl würdig genug sein mochte, mit ihr die Ehre zu haben, den
Spezialauftrag des Bürgermeisters zu erfüllen.
    „Hilf mir bitte mit dem anderen Bock, Bernard“, forderte Bruno den
Korbmacher auf, der schnell schaltete und seinen Stand zu Ende aufbaute. Bruno
rückte Margots kleinen Tisch daneben und spannte das Transparent hinter beiden
Ständen auf.
    „Aurelie ist wohl die Richtige“, sagte Bruno. „Könntest du sie bitte
fragen?“
    „Wie schaffst du das eigentlich?“, murmelte Bernard, als sich Margot
schnellen Schrittes entfernte.
    „Kannst du dir vorstellen, dass sich jemand untersteht, keine Spende zu
geben, wenn Margot sammelt?“, fragte Bruno.
    „Wieso Spendensammlung des Bürgermeisters?“, funkte die dicke Jeanne
dazwischen. „Soweit ich weiß, ist die Sache auf deinem Mist gewachsen.“
    „Aber inzwischen glaubt der Bürgermeister, es sei seine Idee“, meinte
Bruno und grinste. „Er wird in ungefähr einer Stunde hier sein und mit seiner
Sammelbüchse klappern, und ich gebe dann den Weihnachtsmann.“
    Zunächst aber musste er noch seine übliche Marktrunde machen, den
Männern die Hände schütteln, die Frauen umarmen und sich hier und da
Klatschgeschichten anhören. Leopold, der Senegalese, der Ledergürtel und
Brieftaschen, im Sommer auch Sonnenbrillen verkaufte, wollte seinen Sohn zu
Brunos Rugbytraining anmelden. Raoul, der im Sommer Wein an Touristen verkaufte
und im Winter Gelegenheitsjobs annahm, hatte Arbeit in der neuen Weinkellerei
gefunden, von der er gefürchtet hatte, sie werde ihn vom Markt verdrängen.
Vinh, der Vietnamese, verkaufte das ganze Jahr über frittierte nems und
asiatische Lebensmittel.
    Er trug sichtlich stolz sein neues Trikot von Paris Saint-Germain, jenem
Fußballverein, dessen Höhen und Tiefen er mit Hingabe verfolgte. Seine winzige
Frau reichte Bruno ein nem, das so heiß
war, dass er ihn von einer Hand in die andere kippen musste. Gleichzeitig
versuchte er, ein paar Münzen aus der Hosentasche zu fischen.
    Am Stand von Alphonse gab es die übliche Auslage selbstgemachter crottins - kleine
Ziegenkäsemedaillons, ordentlich unterteilt nach Reifegrad - fest, halbfest
und frisch. Auf einem Plakat, das seine Ware fast verdeckte, stand zu lesen:
„Schenkt den Kindern ein grünes Weihnachten. Die Partei der Grünen veranstaltet
am 2-1. Dezember in der Auberge des Verts

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