Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Wahrscheinlich Freunde
von Vinh, dachte er.
Doch einer der beiden stieß plötzlich Vinhs Frau zur Seite und zielte
mit der Handkante auf Vinhs Nacken. Der andere schleppte einen schweren
Gegenstand, einen großen Eimer, wie es schien, den er mithilfe seines Kumpans
über Vinhs Stand auskippte. Eine zähe schwarze Flüssigkeit ergoss sich über
Fritteuse und Glasvitrine. Mit dem leeren Eimer zerschmetterten die Kerle dann
das, was von der Vitrine übriggeblieben war, und traten anschließend mit den
Füßen auf Vinh und seine Frau ein, die am Boden kauerten.
Nach zwei, drei Schrecksekunden erinnerte sich Bruno an seine
Verkleidung. Sein Kostüm war die perfekte Tarnung. Wer sähe im Weihnachtsmann
eine Gefahr? Bruno warf sich zwischen die beiden, zog dem einen die Glocke über
den Schädel und holte, als der zu Boden ging, mit der von Münzen beschwerten
Sammelbüchse aus, um sie dem anderen in den Nacken zu rammen, doch der drehte
sich plötzlich um. Bruno erwischte ihn nur an der Schulter und wurde selbst von
einem blitzschnellen Tritt in den Unterleib getroffen.
Das dicke Kostüm federte den Tritt ab. Sofort holte Bruno wieder mit der
Glocke aus, doch schon war der junge Asiat zurückgewichen. Er hielt plötzlich
ein hellbraunes Ding in Form und Größe eines Staffelstabes gepackt, in dem
Bruno eine Blendschockgranate erkannte, die ohrenbetäubend laut detonierte und
einen grellen Lichtblitz von sich gab, ansonsten aber harmlos war. Jetzt sollte
sie wohl dazu dienen, das schwarze Öl oder was immer es auch war, das Vinhs
Stand ruiniert hatte, in Brand zu setzen.
Bruno schleuderte ihm die Glocke ins Gesicht, raffte zwei lange Gürtel
von Leopolds Stand und benutzte sie als Peitsche. Er zielte mit dem knallenden
Leder auf die Augen des Asiaten und sprang zwischen ihn und das Öl, das inzwischen
auf Vinh und seine Frau herabtropfte, die am Boden lagen. Doch plötzlich spürte
er eine zerrende Hand am Knöchel. Es war der andere Kerl, der ihn
zurückzuhalten versuchte. Bruno stampfte mit dem Fuß auf, schlug mit den
Gürteln um sich und brüllte Verstärkung herbei. Er sah Leopold nicht, spürte
ihn aber an seiner Seite. Die Hand am Knöchel löste sich, Bruno konnte sich
wieder frei bewegen. Inzwischen hatte aber der andere Asiat die Gürtel mit
einer Hand gepackt. Wenigstens konnte er nun nicht die Granate zünden.
Bruno ließ die Gürtel fallen und schnappte sich einen dicken
Stoffballen in leuchtenden afrikanischen Farben von Leopolds Stand, den er wie
einen Rammbock auf den Gegner zuwuchtete. Der wich in die kleine Gasse aus,
die zur Rue Gambetta führte. Im Hintergrund sah Bruno ein Auto mit offenen
Türen stehen. Am Steuer saß ein weiterer Asiat, der sich nach draußen lehnte
und die beiden Angreifer zu sich rief. Der eine rannte los, schrie Worte, die
Bruno nicht verstand, und sprang ins Auto.
Bruno kannte sich in seiner Stadt bestens aus. Die geparkten
Lieferwagen der Händler, die die Seitenstraßen blockierten, ließen nur einen
Fluchtweg zu. Er rannte die Rue de Paris hinunter und sah, dass Leopold den zu
Fall gebrachten Kerl an den Haaren gepackt hielt. Vinh, über und über mit
schwarzem Öl verschmiert, half seiner Frau auf die Beine. Brunos Transporter
stand auf der Place de la Gendarmerie, gleich neben der Ausfahrt aus der Rue
Gambetta. Um keine Zeit zu verschwenden, löste er die Handbremse und schob den
Wagen nach vorn in die Straßenmündung. Das Fluchtauto schlängelte sich an den
parkenden Lieferwagen vorbei, beschleunigte und fuhr auf ihn zu.
Bruno brachte sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit, als das Auto in
die Seite seines Transporters krachte, sodass Stoßstange und Radkasten
eingedrückt wurden.
Bruno war wieder auf den Beinen, als die beiden Asiaten aus dem Auto
sprangen. Der Fahrer wirbelte einen Stock durch die Luft, an dem eine kurze
Kette hing. Er näherte sich mit wütenden Kreischlauten. Ohne ihn und den anderen
aus den Augen zu lassen, wich Bruno zurück. Der Angreifer hob die Hand vor die
Augen, als sein Partner einen Gegenstand in Brunos Richtung warf. Es krachte
plötzlich, und Bruno sah sich von grellem Licht geblendet. Die Blendschockgranate
war explodiert.
Bruno spürte kaltes Wasser und einen Schwamm im Gesicht, der sich auf
seinen Nacken zubewegte. Sergeant Jules von der Gendarmerie hatte seine
schlichten Erste-Hilfe-Kenntnisse auf dem Rugbyfeld erworben, wo ein eiskalter
Schwamm für ausreichend erachtet wurde, all jene Blessuren zu behandeln, die
weniger
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