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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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sagte er. „Ich bin hier, um einen Mandanten
aufzusuchen, den Sie in Gewahrsam genommen haben.“
    „Und ich bin der Beamte, der ihn festgenommen hat“, entgegnete Bruno.
„Einen Moment, bitte.“ Er wandte sich an Fabiola. „Alles in Ordnung?“
    „Er ist in besserer Verfassung als Sie“, antwortete die Ärztin. „Noch
was anderes: Ich dachte, der Vietnamese hätte seine Frau in die Klinik
gebracht. Sie sind aber dort nicht aufgetaucht.“
    „Ich werde mich sofort erkundigen“, sagte Bruno. „Danke, Mademoiselle
le medecin.“ Die formelle Anrede war ein kleiner Scherz zwischen ihnen.
Er drehte sich wieder Poincevin zu, der es offenbar überhaupt nicht schätzte,
warten zu müssen.
    „Vielleicht haben Sie mich nicht richtig verstanden“, sagte der Anwalt
kühl. „Ich bin hier, um mit meinem Mandanten zu sprechen.“
    „Wir werden Anklage gegen ihn erheben, und zwar wegen grober
Sachbeschädigung, Tätlichkeit in drei Fällen - unter anderem zum Schaden eines
Polizisten - und wegen Fluchtversuchs“, zählte Bruno auf. „Bislang hat er weder
seinen Namen genannt noch irgendeine Aussage gemacht. Ausweisen kann er sich
auch nicht. Wenn der Festgenommene Ihr Mandant ist, können Sie uns hoffentlich
weiterhelfen.“
    „Ich will ihn sofort sehen“, verlangte Poincevin. Die Aufzählung der
Anklagepunkte schien ihn nicht sonderlich zu interessieren. „Außerdem möchte
ich den verantwortlichen Gendarmen dieser Wache sprechen. Ich bin es nicht gewohnt,
mit Dorfpolizisten zu verhandeln“, sagte er und ließ deutlich erkennen, was er
von denen hielt.
    „Jetzt aber mal halblang...“, blaffte Jules. Bruno hob beschwichtigend
die Hand.
    „Von welchem Mandanten ist eigentlich die Rede, Monsieur Poincevin?“
    Jules lehnte sich gegen den Türrahmen und grinste. Es amüsierte ihn
jedes Mal, wenn Bruno jemanden mit Monsieur anredete und einen Ton eisiger
Höflichkeit anschlug.
    „Was soll die Frage?“, schnappte Poincevin. „Von dem, der in der Zelle
sitzt, von wem sonst?“
    „Wie lautet der Name Ihres Mandanten, Monsieur?“
    „Ich weiß nur, dass er aus China kommt.“
    „Sprechen Sie chinesisch?“
    „Leider nein, aber draußen im Wagen wartet ein Dolmetscher, einer meiner
Mitarbeiter.“
    „Und kennt vielleicht der Dolmetscher den Namen Ihres Mandanten,
Monsieur?“
    „Lassen Sie uns zu ihm vor, und er wird erfahren, wie er heißt.“
    „Habe ich recht verstanden, Monsieur, dass Sie einen Mann vertreten, von
dem Sie nicht einmal den Namen kennen?“
    „Mein Büro wurde vor gut zwei Stunden von dieser Gendarmerie
telefonisch benachrichtigt, dass ein junger Chinese verhaftet wurde, der die
Nummer meiner Kanzlei bei sich trug. Deshalb ist er mein Mandant.“
    „Da irren Sie sich, Monsieur“, entgegnete Bruno. „Als Sie angerufen
wurden, wusste noch niemand von uns, ob er Chinese oder Eskimo ist. Wir haben
Ihrer Kanzlei lediglich mitgeteilt, dass ein junger Mann von asiatischem Aussehen
von uns festgenommen wurde und im Besitz Ihrer Telefonnummer ist. Aber jetzt
erzählen Sie uns, er sei Chinese. Damit wären wir einen Schritt weiter. Wenn es
nun tatsächlich Ihr Mandant ist, werden Sie seinen Namen kennen oder Ausweise
seiner Identität vorlegen können. Wenn er nicht die französische Staatsbürgerschaft
besitzt, haben Sie vermutlich seinen Reisepass oder seine Aufenthaltsgenehmigung.
Anderenfalls werden wir ein Verfahren gegen Sie einleiten müssen - wegen
Verstoßes gegen Einwanderungsbestimmungen. „
    Fabiola schmunzelte. Sie hatte dem Wortwechsel von der Tür aus zugehört.
Jules zwinkerte ihr zu, setzte aber sofort wieder eine ernste Miene auf, als
sich Poincevin hilfesuchend im Raum umschaute.
    „Das ist lächerlich“, sagte er. Seine lange Nase sah weiß und verfroren
aus, während über den Wangenknochen zwei rote Flecken aufblühten.
    „Chef depolice Courreges, das wäre die korrekte Anrede,
Monsieur“, sagte Jules. „Ich bin hier der Sergeant vom Dienst, und als Anwalt
müssten Sie eigentlich wissen, dass Sie einen Inhaftierten erst dann aufsuchen
dürfen, wenn Sie eine Vollmacht vorlegen können. Ich habe noch nie von einem
Anwalt gehört, der nicht in der Lage gewesen wäre, seinen Mandanten zu
identifizieren. Dürfte ich bitte Ihre Ausweispapiere sehen?“
    Die Lippen fest aufeinandergepresst, zog Poincevin eine Brieftasche
hervor und händigte seinen Personalausweis aus. Jules nahm ihn entgegen und
setzte sich damit an den Schreibtisch, um die Personalien

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