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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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vergraben werden müssen.
    Bruno, der Baron und Hercule hatten es sich zur Regel gemacht, den
Gästen ein cassecroûte zu servieren, eine kleine
Jägermahlzeit als zweites Frühstück, das auch diesmal recht großzügig
ausfallen sollte. Im Rucksack des Barons steckten zwei Dosen seiner selbstgemachten
Entenpastete, drei Steaks und Apfel aus seinem Obstgarten. Sein Flachmann war
mit Cognac gefüllt. Bruno steuerte zwei Flaschen Lalande-de-Pomerol bei, jenen
Wein, den er wie in jedem Jahr mit dem Baron im Fass gekauft und an einem
feucht-fröhlichen Nachmittag auf Flaschen gezogen hatte. Außerdem hatte er ein
halbes Dutzend frische, hartgekochte Eier dabei, zwei frische Baguettes und
einen halben tomme d'Audrix, den von seinem Freund Stephane hergestellten
Käse.
    Kaum war der Jeep zum Stehen gekommen, sprangen die beiden Hunde nach
draußen und nahmen Hercules Fährte auf. Bruno und der Baron schulterten ihre
Rucksäcke, nahmen ihre Flinten und folgten. Die des Barons war ein Erbstück
seines Vaters und stammte aus der altehrwürdigen englischen Waffenschmiede
Purdey & Sons; ihr Wert lag weit über Brunos Jahreseinkommen. Bruno selbst
hatte eine von Manufrance geschmiedete Doppelflinte mit Walnussholzschaft. Sie
war aus zweiter Hand, hatte ihn aber dennoch einen ganzen Monatslohn gekostet.
Für die Jagd auf Schnepfen, die, äußerst scheu und gut getarnt, manchmal erst
unmittelbar vor den Füßen des Jägers aufflatterten, hatten sie sich mit feinem
Schrot, sogenanntem Vogeldunst, eingedeckt. Falls sie auf Wildschweine trafen,
waren sie auch mit Mantelgeschossen munitioniert. Sie hatten beide die Prüfungen
und Sicherheitskurse absolviert, die die Foderation de la Chane zur
Voraussetzung für eine Jagderlaubnis machte.
    Deshalb trugen sie ihre Flinten vorschriftsgemäß mit aufgeklapptem
Kipplauf in der Armbeuge, als sie den Hunden auf dem Pfad zum Hochsitz folgten.
    „Seltsam“, sagte der Baron und blieb stehen. „Hör dir die Hunde an.“
    Ein gut trainierter Jagdhund ist still, bis ihm sein Herrchen
gestattet, Laut zu geben. Gigi und General, Brunos Hund und der des Barons,
waren bestens ausgebildet, und doch ließen sie ein merkwürdiges Winseln hören.
    Irgendetwas stimmte da nicht. Vorsichtig schlich der Baron voran. Bruno
scherte unwillkürlich zur Seite aus. Bald sahen sie ihre Hunde vor sich auf dem
Pfad. Gigi und General hatten Hinterteil und Schwanz abgesenkt und wichen
zögernd zurück. Während sich ihnen der Baron langsam auf direktem Weg näherte,
schlug Bruno einen Bogen durch den Wald, schaute sich aufmerksam um und steckte
leise Patronen in beide Läufe. Die Hunde winselten nicht mehr. Man hörte jetzt
nur noch das Plätschern des Baches im Hintergrund. Nichts rührte sich außer
einem kleinen Lüftchen, das Bruno einen Duft entgegentrug, der ihn stutzig
machte. Er hatte dem Baron den Rücken zugekehrt und schnupperte: frisches Blut.
    Als erfahrener Jäger wusste er sich vor schnellen Bewegungen zu hüten.
Er wandte die Augen zur Seite und ließ dann langsam den Kopf folgen. Es war
nichts zu sehen. Dennoch verharrte er auf der Stelle. Der Baron, der sich als
Algerienveteran ebenso gut auf den Kampf wie auf die Jagd verstand, würde ihn
rechtzeitig warnen. Darauf war Verlass.
    Bruno sah nicht, hörte aber, wie General, anscheinend von einem
Handzeichen des Barons dazu aufgefordert, durchs Unterholz und um den Rand der
Lichtung herumstürmte, um auf der anderen Seite wieder aufzutauchen, wie er es
immer tat, wenn er Schnepfen aufscheuchen sollte. Gigi dagegen war auf Bruno
zugekommen und wartete auf sein Kommando. Die Flinte fest an den Schenkel
gedrückt, ging Bruno in die Hocke und schickte Gigi in entgegengesetzter
Richtung um die Lichtung. Lauschend wartete er darauf, dass sich der Baron
wieder in Bewegung setzte.
    Dann hörte er ein leises, fast nur gehauchtes „Merde,
merde!“. Der Baron ließ jetzt den Kipplaufverschluss einrasten und
stammelte, diesmal lauter: „Ab mon Dieu. Mein Gott. Non.“
    Bruno rührte sich noch immer nicht vom Fleck, war aber aufs äußerste
angespannt, alarmiert vom Entsetzen in der Stimme des Barons.
    Dann rief ihn der Baron, worauf sich Bruno endlich umdrehte und auf die
Lichtung zustrebte. Dort sah er seinen Freund vor Hercule stehen. Der hing
scheinbar frei in der Luft, den Hals weit nach vorn gereckt wie bei einem Wasserspeier
an der Traufe einer gotischen Kathedrale. Gleich daneben schwebte sein Hund,
aufgehängt an den Hinterläufen und wohl der letzte

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