Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
dem linken Arm an sich und streckte seinem Freund die rechte
Hand hin. „Müsstest du nicht an der Uni in Grenoble sein? Sag nicht, dein Paps
findet es gut, dass du dein Studium schleifen lässt.“ Stephane lachte. Er war
stolz auf seine Tochter und freute sich riesig über ihren unerwarteten Besuch.
„Ich bin extra wegen dieser Veranstaltung hergekommen“, sagte
Dominique. „Die Studentenvergünstigungen der Bahn machen's möglich. Den
Auftritt der grünen Hoffnung für unser Bürgermeisteramt konnte ich mir doch
nicht entgehen lassen. Mein Politikprofessor ist ganz begeistert von den
Entwicklungen in Saint-Denis.“
„Ob Pons die Koalition anführen oder gar Bürgermeister wird, steht noch
längst nicht fest“, entgegnete Bruno. „Zuerst müsste er sich als
kompromissfähig erweisen.“
„Wir werden sehen“, sagte Dominique. „Zugegeben, an das Geld hatte ich
gar nicht gedacht.“
„Darum geht's in der Politik, um Geld und darum, wie es verteilt wird.“
Die Lautsprecher heulten auf. Alphonse hatte wieder das Mikrofon in der
Hand.
„Die Wahlergebnisse stehen fest“, verkündete er. „Es freut mich, dass
unser gemeinsames Programm in allen Parteien eine klare Mehrheit findet. Von
den Grünen stimmten sechsundzwanzig dafür und zwölf dagegen. Alle sieben
Stimmen der Neuen Mitte sprechen sich ebenfalls dafür aus. Bei den Sozialisten
liegt das Verhältnis bei 66 zu 46. Eine noch deutlichere Mehrheit
bestätigt Guillaume Pons, kurz: Bill, als unseren gemeinsamen Kandidaten für
das Bürgermeisteramt. Er möchte noch etwas sagen.“
Pons bedankte sich bei allen, die gekommen waren, und versprach, weitere
Treffen dieser Art zu organisieren. Dann erklärte er, warum die Kandidatenliste
noch zu vervollständigen sei.
„Zum Beispiel hätte ich gerne einen Vertreter des Seniorenheims mit im Boot,
der die Interessen unserer älteren Mitbürger vertritt“, sagte Pons. „Außerdem
brauchten wir, wie ich finde, auch einen Vertreter der hiesigen Unternehmerschaft,
und nicht zuletzt auch einen Schülervertreter. Selbst wenn er noch zu jung ist,
um im Rat stimmberechtigt mitwirken zu können, sollte ein solcher Vertreter
zumindest mit am Tisch sitzen, weil es in vielen Entscheidungen um die Zukunft
der nachrückenden Generation geht.“
Pons winkte den Schülern des städtischen College zu, die bei
der Auszählung der Stimmen geholfen hatten und ihm nun begeistert
applaudierten. Betont konzentriert sah er sich im Saal um, bis er
offensichtlich die gesuchte Person entdeckt hatte und ihr zuwinkte.
„Unsere Freundin Pamela, die sich unter uns befindet, erinnert mich
daran, dass es eine gute Idee wäre, auch einen europäischen Bürger, der nicht
Franzose ist, im Stadtrat zu haben, und zwar als Vertreter all der Ausländer,
die unter uns wohnen und unseren Tourismus beleben. Vielleicht sollten wir am
großen runden Tisch auch einen Platz für unseren chef de
police freihalten, der uns heute Abend daran erinnert hat, wie
wichtig es ist, den Haushalt zu konsolidieren. Kurzum, ich bin der
Überzeugung, dass Politik gerade in unserer Zeit viel zu wichtig ist, als dass
man sie den Politikern überlassen könnte. Wir sind auf die Mitwirkung aller
angewiesen, wenn das heute Abend formulierte Versprechen auf ein neues Kapitel
in der demokratischen Geschichte von Saint-Denis Wirklichkeit werden soll.
Danke und Vive la France.“
„Stadtrat Bruno“, frotzelte Fabiola. „Ich glaube, als chef de
police sind Sie mir lieber.“
Chapter 12
Bruno erwachte im eigenen Bett, allein. Nach der Versammlung am
Vorabend hatte er zusammen mit Fabiola bei Pamela zu Abend gegessen, ein
köstliches Hähnchen, langsam gegart auf einem Bett aus Kartoffeln und
Knoblauch. Bruno hatte eine Flasche aus seinen Pomerol-Beständen mitgebracht,
Fabiola den Tisch in der Küche gedeckt und Pamela eine Dose Erbsen aufgemacht.
Bruno kannte sich in Pamelas Haushalt bestens aus und wusste, wo was
seinen Platz hatte. Er holte die Karaffe vom obersten Regalbord und dekantierte
den Wein über dem Spülbecken. Eigentlich hätte die Flasche schon vor ein paar
Stunden geöffnet werden müssen, aber mit dem Umfüllen war es auch getan. Fabiola
schnitt ein Baguette auf und richtete einen Teller mit Käsestückchen her.
Niemand sagte etwas, und die Stille wurde allmählich unangenehm, bis
schließlich alle drei auf einmal zu reden anfingen.
„Habt ihr gehört...“ - „Entschuldigung...“ - „Was ich noch sagen
wollte...“
„Du zuerst,
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