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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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unseren
Steuergeldern sind die Abgasfilter eingebaut worden. Und das war richtig so,
denn Arbeitsplatzsicherung und Umwelt gehen schließlich Hand in Hand.“
    Tosender Applaus. Eine clevere Entgegnung, musste Bruno einräumen,
aalglatt und doch anscheinend versöhnlich. Und schnell wechselte Pons das
Thema, indem er den Plan ausbreitete, das stillgelegte Werk in einen
industriellen Ökopark mit steuerbegünstigten Möglichkeiten für umweltverträgliche
Jobs umzuwandeln. Bruno musste Pamela recht geben. Pons machte seine Sache
ausgezeichnet, geradezu professionell, als habe er so zu reden studiert. Bruno
dachte zurück an den Abend in Pons' Restaurant, als der sich über seine
diversen Berufserfahrungen in Asien ausgelassen hatte - als Verkäufer von
Champagner, oder war es Cognac gewesen? Jedenfalls hatte er sich auch als
Lehrer versucht und war es gewohnt, vor großen Gruppen zu sprechen. Außerdem
war er in einem Kasino als Croupier beschäftigt gewesen. Wer weiß, was man ihm
dort beigebracht hatte?
    Bruno merkte sich die Tricks, die Pons gekonnt der Reihe nach einsetzte:
Scherze, weit ausgebreitete Arme, verlegenes Grinsen und dann der plötzliche
Umschwung in Ernsthaftigkeit, wenn er, um einen Gedanken zu betonen, mit der
Faust in die Handfläche schlug, ein-, zwei-, dreimal. Politische Rhetorik aus
dem Lehrbuch, dachte Bruno. Pons spielte mit seinem Publikum wie ein Angler mit
Fischen, und den begeisterten Mienen der Zuhörer nach zu urteilen genossen sie
es, manipuliert zu werden.
    Bruno warf einen Blick auf Pamela. Ihre Augen glänzten. Sie lächelte
und hörte dann wieder konzentriert zu, als Pons einen ernsteren Ton anschlug.
Sie hatte die rechte Hand an die Wange gelegt und strich mit dem kleinen Finger
über den Rand ihrer Lippen, geradezu liebkosend. Verblüfft nahm Bruno diese
unwillkürliche und doch vielsagende Geste zur Kenntnis.
    Bei einem Blick durch den Saal entdeckte Bruno ähnliche Gesten bei
anderen Frauen, die sich in die Haare griffen, den Nacken oder die Schläfen
massierten. Die Männer reagierten anders. Sie nickten bedächtig, bissen die
Zähne aufeinander oder lachten entspannt. Plötzlich bemerkte Bruno, dass
Fabiola ihn beobachtete. Der junge Pons ließ sie offenbar kalt.
    Sie drängte sich an Pamela vorbei, kam auf Bruno zu und legte ihm eine
Hand auf die Schulter. „Mir gefällt das nicht. Es ist unheimlich“, sagte sie so
leise, dass Pamela nicht mithören konnte.
    „Ich weiß, was Sie meinen“, erwiderte er.
    „Was kann man dagegen machen?“, flüsterte sie. „Er zieht die Leute in
seinen Bann.“
    Bruno zuckte die Achseln. Jeder wusste, dass er dem Bürgermeister sehr
nahestand. Wenn er jetzt irgendwie einzugreifen versuchte, würde es ihm sehr
übel genommen werden. Trotzdem hob er unwillkürlich die Hand, als Pons wieder
einmal eine theatralische Pause einlegte, und rief: „Darf man Fragen stellen?“
    „Wer ruft da? Ich kann wegen der Scheinwerfer nichts sehen. Natürlich
dürfen Fragen gestellt werden.“
    Die Leute vor Bruno gingen auseinander, um den Blick auf ihn
freizugeben.
    „Ah, Sie sind es, Bruno, unser hochgeachteter chef de
police. Ich habe Sie ohne Uniform gar nicht erkannt“, sagte Pons.
„Schön, dass Sie hier sind. Was wollen Sie wissen?“
    „Ich habe eine Frage zum Stadthaushalt“, rief Bruno laut, damit alle ihn
hören konnten. „Uns allen ist bekannt, dass das Sägewerk der größte
Steuerzahler von Saint-Denis war. Auf diese Einnahmen müssen wir nun verzichten.
Wie groß ist der Fehlbetrag, und wie wollen Sie die Lücke schließen? Durch
Steuererhöhung? Vielleicht könnte auch Alphonse darauf antworten, denn er ist
ja Ihr Partner.“
    Pons' Blick schweifte von Bruno zurück auf die Versammelten, als gelte
es, den Stimmungsumschwung zu bemessen.
    „Eine gute Frage, die uns alle, die ganze Gemeinde, in den nächsten
Monaten beschäftigen wird, bis eine zufriedenstellende Antwort gefunden ist.
Aber hören wir, was mein Freund Alphonse dazu zu sagen hat. Nur eines vorab,
Bruno.“ Pons setzte sein Gewinnerlächeln auf. „Wenn ich allein entscheiden
könnte, bliebe Ihr Gehalt von allen fälligen Kürzungen ausgespart. Sie sind ein
zu wertvolles Mitglied der Gemeinde.“
    Allgemeines herzhaftes Gelächter. Bruno spürte, dass er rot wurde.
Nichts lag ihm ferner als die von Pons unterstellte Sorge um sein Gehalt.
Alphonse nahm das Mikrofon und stammelte umständlich etwas von Prioritäten und
harten Einschnitten. Die Begeisterung im Publikum

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