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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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heranpreschen, und aus dem Augenwinkel sah er links ein weiteres
dunkles Trikot seiner Mannschaft. Als sich der Schlussmann ihm in die Hüfte
warf, gab Bruno den Ball an Jacquot weiter, der ihn über die Linie brachte.
    Bruno rang vornübergebeugt nach Luft, als Jacquot den Try mit gezieltem
Schuss erhöhte. Achtundzwanzig zu null. „Hast du mich nicht gesehen?“,
schimpfte jemand. Es war Poris. „Ich war direkt neben dir, völlig unbedrängt.
Du hättest den Ball abspielen sollen.“
    „Habe ich doch, an Jacquot, und der hat gepunktet.“
    „Aber ich war besser positioniert“, entgegnete Pons. „Trotzdem, gut gemacht,
Bruno. Aber denk bitte das nächste Mal daran, dass noch andere Spieler in der
Mannschaft sind.“
    Himmel, dachte Bruno, was für eine Primadonna! Als Pons abdrehte,
bemerkte Bruno, dass dessen Trikot immer noch blitzsauber war. Seins dagegen
war über und über mit Dreck verschmiert. Schulterzuckend warf er einen Blick
auf die Uhr. Dreißig Minuten waren gespielt, erst. Lespinasse schien sich an
der Auslinie übergeben zu wollen, Stephane war auf die Knie gesunken, und Raoul
keuchte wie eine alte Lokomotive am Berg.
    Irritiert schaute Bruno sich unter den jungen Spielern um, von denen er
als ihr Trainer wusste, dass sie viel mehr draufhatten, als sie bisher unter
Beweis gestellt hatten. Vielleicht verließen sie sich auf ihre läuferische
Überlegenheit, was aber keine gute Taktik war. Er hatte ihnen beigebracht, dass
sie im Spiel gegen eine langsamere Mannschaft durch weite Pässe Druck ausüben
und die Gegner zum Laufen bringen mussten, bis diese schlappmachten. Er mochte
seine Schüler und wollte, dass sie intelligent spielten, auch auf die Gefahr
hin, dass sein eigenes Team das Nachsehen hatte.
    Er reihte sich ein, um den Ankick entgegenzunehmen. Diesmal kam der Ball
tatsächlich direkt auf ihn zu. Aber schon rückte ihm der junge Edouard auf die
Pelle, weshalb Bruno, ohne lange zu fackeln, den Ball nach vorn drosch, fast
bis zur 22 -Meter-Linie. Sollten die Stürmer
doch endlich zeigen, wie sie sich in der Gasse behaupteten. Diesen Spielzug
hatte er ausführlich mit ihnen einstudiert. Sie nahmen Aufstellung. Bruno stand
unmittelbar hinter Stephane und fixierte den jungen Flügelstürmer, der zum
Einwurf ansetzte. Als der Ball geflogen kam, setzte Bruno einen Schritt nach
vorn, brüllte „Jetzt!“ und sprang auf. Stephane schlang ihm die Arme um die
Schenkel und hievte ihn so hoch, dass er alle anderen Spieler überragte und den
Ball aus der Luft pflücken konnte.
    Noch in Stephanes Armen täuschte Bruno einen Pass zu Pierrot an und
verwirrte damit die Gegner. Wieder mit beiden Beinen auf dem Boden und den
Ball fest an die Brust gepresst, konnte er ungehindert in Richtung Malstangen
losrennen, verlor aber mit jedem Schritt an Tempo. Als er sich über die Linie
warf, spürte er den Schlussmann mit voller Wucht auf sich einstürzen. Er
landete auf dem Rücken, spürte noch, wie er gegen eine Malstange krachte, hatte
aber den Ball ins Ziel gebracht.
    Benommen und außer Atem lag er mit geschlossenen Augen am Boden und
wartete darauf, verarztet zu werden. Die Kälte empfand er nicht mehr. Sein
Körper glühte, und er war völlig erschöpft. Sekunden später war Jules, der
Gendarm, zur Stelle. Er ging neben ihm in die Hocke und fuhr ihm mit einem
eiskalten Schwamm über Gesicht und Rücken.
    „Super gemacht, Bruno“, sagte er. „Alles in Ordnung?“
    „Ich lebe noch“, antwortete der und raffte sich auf, während Jules ihm
noch einmal mit dem Schwamm über den Nacken strich. Als Bruno aufs Feld
zurückkehrte, hatte Pierrot gerade den Try verwandelt.
    „Ihr solltet endlich auch mal die Flügel bedienen“, beschwerte sich
Poris, als Bruno zur Mannschaft zurückkehrte. „Ich bin's leid, immer nur
zuzusehen, während ihr die Lorbeeren erntet.“
    Bruno schaute ihn ungläubig an. Raoul verzog das Gesicht, und
Lespinasse machte sich lustig: „Lorbeeren? Du bist wohl im falschen Spiel,
Freund.“ Stephane legte Pons einen Arm um die Schulter und sagte leise: „Sei
kein Narr.“ Pons zog beleidigt ab.
    Nach der Halbzeitpause regnete es in Strömen. Das Spiel drohte im Morast
steckenzubleiben. Den Junioren gelangen zwei Trys in Folge. Gedränge, Kick und
Gasse folgten Schlag auf Schlag, sehr zur Erleichterung der Alten, denn je
langsamer das Spiel wurde, desto leichter hatten sie es. Dann aber besann sich
der Gedrängehalb auf das, was er längst hätte tun sollen. Er drosch den Ball
weit

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