Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
mir als Zeuge eine schriftliche
Erklärung verfassen. Der Bürgermeister, ob mit Didier verwandt oder nicht,
würde es nicht wagen, Ihnen ein Bein zu stellen.“
„Wie soll ich das hinkriegen, so eine Erklärung? Ich bin nicht gut in so
was.“
„Ich helfe Ihnen, Alain. Ich frage, Sie antworten, und wenn wir fertig
sind, lesen Sie alles noch einmal sorgfältig durch, bevor Sie Ihre Unterschrift
daruntersetzen. Einverstanden?“
Bruno rückte zwei Stühle an den Tisch neben der Vakuumverpackungsmaschine.
Er nahm den Block aus der Tasche, blätterte eine leere Seite auf und schrieb
„Erklärung von Alain Bruneval“. Oben rechts datierte er das Blatt.
„Wann haben Sie damit angefangen, die Verpackungen zu öffnen und neu zu
versiegeln?“
Alain sah ihn an und schmunzelte ein wenig. „Ich habe Sie Rugby spielen
sehen. Sie sind langsamer geworden.“
„Sie waren früher auch mal schneller“, entgegnete Bruno und setzte den
Stift ab.
„Aber ich könnte Ihnen immer noch ganz schön Beine machen.“
„Ja, deshalb wär's gut, Sie kämen wieder zum Training. Für das Spiel im
nächsten Jahr wären Sie dann wieder fit.“
Alain nickte zufrieden. Er schien wieder ein bisschen stolz auf sich
sein zu können und fing zu reden an. Bruno schrieb mit. „Wir haben Ware immer
wieder mal neu versiegeln müssen, wenn die Verpackung aufgeplatzt oder ein
falsches Etikett aufgeklebt worden war. Aber vor einem Jahr, im November, kam
Didier plötzlich mit einem ganzen Schwung von Lieferungen, die neu versiegelt
werden mussten ...“
Zwanzig Minuten später hielt Bruno eine unterzeichnete Erklärung in der
Hand, die Didier vor Gericht und ins Gefängnis bringen würde.
Chapter 17
Bürgermeister Mangin kicherte amüsiert, als er die aktuelle Ausgabe der Sud-Ouest vor sich ausbreitete. Was ihn erheiterte, war nicht
nur das Foto eines jauchegetränkten Bruno auf der Titelseite, sondern auch die
Schlagzeile „Der Held von Saint-Denis: Flic rettet Schulkind“.
Der Story waren zwei Seiten gewidmet. „Polizist steigt in Jauchegrube,
um einen Jungen vor dem Ertrinken zu retten“ stand über der einen Seite, über
der anderen: „Bürgermeisterkandidat entschuldigt sich für mangelnde
Sicherheitsvorkehrungen“. Dazu gab es mehrere Fotos - Bruno mit verlegener
Miene, ein strahlender Schüler und eine wütende Lehrerin, die mit den Worten zitiert
wurde: „Der grüne Bill kann meine Stimme vergessen. In einem Kasten mit der
Überschrift „Todesfalle Bioenergie“ wurden Bills Pläne zur Verstromung von
Jauche beschrieben.
Auch der Bürgermeister wurde zitiert: Es sei „in höchstem Maße
unverantwortlich“, Schulkinder an einen solchen Ort zu führen, ohne für
angemessene Sicherheitsvorkehrungen gesorgt zu haben; er werde eine
Untersuchung des Vorfalls einleiten und könne nicht ausschließen, dass dem
Restaurant Auberge des Verts die Lizenz entzogen werde. Mit
ähnlichen Konsequenzen drohte die Wasserbehörde, um Gefahren für Leib und Leben
vorzubeugen.
„Die Sache wird ihn eine Menge Wählerstimmen kosten“, sagte der
Bürgermeister, der sich gar nicht erst die Mühe machte, seine Genugtuung zu verhehlen.
„Mathieu kommt aus einer großen Familie, und jeder Landwirt im Tal kennt seine
Mutter. Und auch jeder Haustierbesitzer.“
Mathieus Mutter arbeitete in der Aufnahme der Veterinärstation. Sie war
eine fröhliche Frau und bekannt dafür, das Wartezimmer mit launigen
Klatschgeschichten zu unterhalten. Jetzt würde sie neuen Stoff haben und vor
allen Besuchern in endlosen Wiederholungen ausbreiten. Ihr Mann bediente an der
Fleischtheke im Supermarkt und war nicht minder bekannt. Gewiss würde er der
Kundschaft ausführlich schildern müssen, was seinem Sohn widerfahren war und
wie es ihm jetzt ging. Bruno ahnte, warum der Bürgermeister so glücklich
wirkte.
„Mir ist zurzeit anderes sehr viel wichtiger“, sagte Bruno.
„Ich weiß, Sie haben nur Ihre Pflicht getan, und das mit Bravour. Gut
gemacht, Bruno. Wir werden uns erkenntlich zeigen.“
„Soll das heißen, ich bekomme einen neuen Transporter?“, fragte er, um
aus der guten Laune des Bürgermeisters Kapital für sich zu schlagen.
„Aber natürlich. Ich habe die Anschaffung bereits auf die Tagesordnung
der nächsten Ratssitzung gesetzt. Weil Ihr alter Wagen im Dienst kaputtgegangen
ist, können wir auch mit einem Bonus der Versicherung rechnen. Der neue Wagen
wird uns also kaum mehr als zweitausend Euro kosten, Sonderlackierung und
Blaulicht
Weitere Kostenlose Bücher