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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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bedrohen ist die schlimmste
Beleidigung, die sich denken lässt.“
    „Willst du mich auf den Arm nehmen? Das ist doch tiefstes Mittelalter!“
Bruno wandte sich von Madame Condorcet ab, um zu verhindern, dass sie
aufschnappte, was Tran zu sagen hatte. Er wollte nicht, dass dieser Vorfall in
Saint-Denis die Runde machte.
    „Die Chinesen sollen Ende der Siebziger so auch vietnamesische
Kriegsgefangene gefoltert haben, als sie einmarschiert sind und wir sie an der
Grenze aufgehalten haben. Mit >wir< meine ich unsere vietnamesische
Armee. Der Krieg an dieser Front war kurz, aber schrecklich. Es kursieren
zahllose Geschichten über die Grausamkeiten, die an den Kriegsgefangenen,
unseren Leuten, verübt worden sind.“
    „Ich kann nicht glauben, dass so etwas in Frankreich passiert“, sagte
Bruno.
    „Wie gesagt, es sind schlimme Zeiten“, erwiderte Tran. „Du weißt doch
noch, was in Bosnien passiert ist? Damit es uns heute nicht so ergeht wie den Muslimen
damals, müssen wir uns um unsere Verteidigung kümmern.“
    „Indem ihr chinesische Restaurants in Brand setzt?“
    „Zugegeben, es gibt unter uns auch ein paar richtig rabiate Typen, aber
das ist nicht einmal denen zuzutrauen. Übrigens, ich habe mich, wie
versprochen, für dich umgehört und ein paar Leute aufgetrieben, mit denen du
unbedingt zusammentreffen solltest. Sie wollen dich sehen. Ich schlage vor, du
kommst nach Bordeaux und wir bereden alles Weitere bei einem gemeinsamen Essen.
Je früher, desto besser. Und keine Sorge. Wir werden gut geschützt.“
    „Wann wär's dir recht?“
    „Heute Abend. Du könntest bei uns übernachten.“
    „Ich rufe dich an, sobald ich weiß, ob's heute noch klappt“, sagte
Bruno. „Hättest du was dagegen, wenn ich einen Kollegen mitbrächte?“
    „Nein, er ist herzlich willkommen“, antwortete Tran. „Ich warte auf
deinen Anruf.“
    Bruno klappte sein Handy zu und fragte sich, ob es wirklich eine gute
Idee sein würde, Jean-Jacques mitzunehmen. Der Kommissar nahm es mit den
Gesetzen manchmal ziemlich genau, und wenn er glaubte, mit Leuten zusammenzutreffen,
die in die Brandanschläge auf die chinesischen Restaurants verwickelt sein
könnten, würde er sich womöglich gezwungen sehen, Schritte gegen sie
einzuleiten. Andererseits war es für Jean-Jacques wichtig, Kontakte zu Vietnamesen
zu knüpfen, wenn er denn nicht riskieren wollte, dass der Bandenkrieg noch
weiter eskalierte. Er war wohl klug genug, zwischen dem fraglichen Nutzen einer
schnellen Verhaftung und den langfristigen Vorteilen einer Bekanntschaft mit
Leuten wie Tran unterscheiden zu können. Tran war ein guter Soldat gewesen, ein
Kamerad aus der Truppe, die sich dem Angriff der Serben entgegengestellt und
den MedEvac-Hubschrauber gerufen hatte, als Bruno angeschossen worden war.
Bruno vertraute ihm und vertraute auch Jean-Jacques. Ihn einzuladen war
vielleicht ein Risiko, aber er würde dafür sorgen, dass es sich lohnte.
    „Wer könnte ein Interesse daran haben, ein so hübsches Haus mit Ratten
zu verseuchen?“, fragte Madame Condorcet.
    „Das werde ich noch herausfinden“, versprach Bruno. „Sie sagten, die
nächtlichen Besucher seien Asiaten gewesen. Würden Sie den einen oder anderen
wiedererkennen?“
    „Da war ein ganz Junger. Ich habe sein Gesicht gesehen, weil er im
Scheinwerferlicht stand.“
    Bruno nickte, rief bei der örtlichen Feuerwehr an und informierte
Albert, den Feuerwehrhauptmann. Der klang kaum überrascht und fragte nur, wie
viele Ratten sich im Haus befanden.
    Madame Condorcet setzte Kaffee auf, während Bruno mit Jean-Jacques
telefonierte, ihm von seinem Gespräch mit Tran unterrichtete und ihm vorschlug,
mit nach Bordeaux zu fahren, gleich nach Hercules Begräbnis.
    „Wer sind diese Leute, mit denen Sie sich treffen wollen?“, fragte
Jean-Jacques.
    „Vermutlich Sprecher der vietnamesischen Gemeinde vor Ort. Auf Tran ist
jedenfalls Verlass“, antwortete er. „Vielleicht erfahren wir sogar, wer für
die Brandanschläge verantwortlich ist, aber im Augenblick kommt es vor allem
darauf an, diese Leute kennenzulernen.“
    „Ich bin nicht von gestern“, entgegnete Jean-Jacques. „Ich habe übrigens
gute Nachrichten. Paris schaltet sich ein. Ich habe soeben mit Isabelle
telefoniert. Der Brigadier hat sich schon auf den Weg gemacht. Er wird heute
Abend in Bordeaux ankommen und will sich morgen mit uns in der Präfektur von
Perigueux treffen.“
    „Wie wär's, wenn er an dem Treffen mit den Vietnamesen heute

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