Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Kassenbuch der Auktionsverkäufe nicht aufzutreiben war,
blieben viele Fragen offen. Nach den vorliegenden Unterlagen schienen diese
Verkäufe jährlich über 100 ooo Euro
eingebracht zu haben, also ungefähr ein Fünftel des gesamten Markterlöses.
Viel Geld.
Er stülpte den Deckel über den Pappkarton, versiegelte ihn mit Klebeband
und setzte seine Unterschrift darauf, um zu verhindern, dass Unbefugte ihn
öffneten. Damit ging er zur Sekretärin, bat sie, den Karton wegzuschließen, und
machte sich dann auf den Weg zur Markthalle. Er klopfte an die Hintertür und
stieß sie auf. Alain, der Lagerist mit der roten Nase vom vielen petit blanc, den er im Stundentakt im Cafe auf der anderen Straßenseite trank, fuhr
vor Schreck zusammen.
„Was zum Teufel... ? Ach, Sie sind's. Sind Sie immer noch dran?“
„Nein, ich nicht mehr. Aber Sie sind dran, Alain“, antwortete Bruno.
Alain war allein im Vorraum. Bruno ging zur Tür, die in die Halle führte, und
sah, dass auch dort niemand war.
„Wir können uns ganz ungestört miteinander unterhalten. Ich habe die
Bücher geprüft und will jetzt von Ihnen wissen, warum Sie jede vierte Packung
wieder aufmachen und neu versiegeln. Am besten, Sie fangen damit an, mir zu
erzählen, wer Ihnen das billige Zeug aus China schickt.“
„Was? Wovon reden Sie?“
„Das wissen Sie genau. Gehen wir in die Gendarmerie zur Abnahme Ihrer
Fingerabdrücke. Die vergleichen wir dann mit den Abrücken, die auf der
chinesischen Ware zu finden sind. Oder möchten Sie lieber, dass ich den Bürgermeister
anrufe und darüber informiere, welchen Betrug Sie hier durchziehen?“
„Was für einen Betrug?“ Alain wurde rot vor Wut.
Bruno trat vor die Vakuumsverpackungsmaschine, studierte die Steuerung
und drückte den Knopf, der die Klappe aufspringen ließ. Er deutete auf den
Digitalzähler dahinter.
„Ist Ihnen schon aufgefallen, Alain, dass es hier einen Zähler gibt, der
registriert, wie oft die Maschine benutzt wird? Verglichen mit der Anzahl der
Artikel, die Sie verpackt und verschickt haben, ist diese Zahl viel zu hoch.
Erklären Sie mir das! Oder möchten Sie lieber in der Gendarmerie vernommen
werden?“
Alain starrte ausdruckslos auf den Zähler.
„Putain!“, knurrte er.
„Wie viel hat Didier Ihnen gezahlt? Einen Hunderter pro Monat?“
Alain zuckte mit den Achseln. „Ich sage nichts.“
„Dann gehen Sie statt seiner in den Bau.“
„An Didier kommen Sie nicht ran. Er ist mit dem Bürgermeister verwandt,
und die beiden halten dicht. Wie immer.“
„Haben Sie eigentlich eine Ahnung davon, wie viel Didier absahnt? Für
Sie springt vielleicht ein Hunderter im Monat raus, aber er steckt sich jede
Woche tausend in die Tasche. So viel verdient nicht mal der Bürgermeister.“
„Tausend pro Woche?“ Alain runzelte die Stirn. „Sie wollen mich
verschaukeln.“
„Ich kann Ihnen die Bücher zeigen. Und einer von Ihnen beiden kommt
dafür in den Knast, er oder Sie. Was ist Ihnen lieber?“
„Ich habe nur das getan, was von mir verlangt wurde.“
„Ich weiß. Er ist der Boss. Wenn Didier sagt, mach die Packung wieder
auf, dann tun Sie's.“ Alain nickte.
„Wo ist das Kassenbuch für die Auktion? Was hat er damit gemacht?“
Alain stierte mit ausdrucksloser Miene vor sich hin. Bruno ließ es
dabei bewenden. Manche Fragen konnte wahrscheinlich nur Didier beantworten.
„Alain, Sie müssen sich jetzt entscheiden. Entweder wir setzen jetzt ein
Geständnis auf und Sie unterschreiben es, oder wir gehen in die Gendarmerie, wo
Sie wegen dringenden Tatverdachts auf Betrug und Diebstahl verhaftet und in
Gewahrsam genommen werden. Anschließend wird Ihr Haus durchsucht, während Ihre
Frau und die Kinder verzweifelt vor der Tür stehen und alle Nachbarn zusehen.
Und wenn Sie später aus der Haft entlassen werden, finden Sie keine Arbeit
mehr. Sie haben die Wahl.“
„Wenn ich gestehe, ist der Job doch ohnehin futsch, und ins Gefängnis
muss ich so oder so.“
„Vielleicht. Aber Sie hätten mich auf Ihrer Seite. Und in Ihrem
Geständnis könnten Sie erklären, dass Sie aus freien Stücken Auskunft geben,
weil Ihnen an den Geschäften was faul vorgekommen ist. Sie haben getan, was
Didier von Ihnen verlangt hat, dann aber Verdacht geschöpft, als Beschwerden
laut wurden.“
„Ich war ja bereit zu reden, aber an wen hätte ich mich wenden sollen?
An den Bürgermeister?“, sagte Alain. „Der hätte mich doch auf der Stelle
gefeuert.“
„Dazu kommt es nicht, wenn Sie mit
Weitere Kostenlose Bücher