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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Freunde der
Vinhs, dachte ich. Dann hörte ich Glas splittern, und gleich darauf
verschwanden diese Leute wieder. Es scheint also nicht, dass sie eingebrochen
sind, um zu stehlen.“
    „Das klingt in der Tat sonderbar.“
    „Ja, mir ist die Sache nicht mehr aus dem Kopf gegangen, und deshalb war
ich kurz drüben und habe gesehen, dass in der Scheibe des Küchenfensters ein
Loch ist, und an der Tür hängt ein Zettel mit einer Nachricht, die ich nicht
lesen kann. Weil wir unmittelbare Nachbarn sind, hat jeder die Schlüssel zum
Haus des anderen. Vielleicht wollen Sie mal einen Blick hineinwerfen, damit wir
sicher sein können, dass sonst nichts passiert ist.“
    „Ich bin gleich bei Ihnen, Madame Condorcet.“
     
    Die Vinhs wohnten am Rande der Ortschaft in einem von vier völlig gleich
aussehenden Häuschen, die auf einem ehemaligen Tabakfeld gebaut worden waren.
Madame Condorcet stand schon mit einem Schlüssel in der Hand vor der Tür, als
Bruno mit seinem Landrover vorfuhr.
    „Das ist aber nicht Ihr Dienstwagen, oder?“, sagte sie.
    „Ich warte noch auf seine Auslieferung. Der alte ist bei einer
Verfolgungsjagd draufgegangen“, antwortete er. „Klingt aufregender, als es war.
- Aber schauen wir uns doch jetzt einmal das Fenster an.“
    Das Loch war so groß wie ein Handball und offenbar mit einem
Glasschneider aus der Scheibe herausgeritzt worden. Darunter hing ein leerer
Beutel aus grobem Sackleinen. Zunächst vermutete Bruno, dass man durch das
Loch Benzin oder irgendeinen Brandbeschleuniger geschüttet hatte, aber davon
war nichts zu riechen. In der Küche dahinter war auf Anhieb nichts
Ungewöhnliches zu erkennen. Er warf einen Blick in den Beutel.
    „Einer von den Leuten trug so ein Ding“, sagte Madame Condorcet, „aber
es sah gefüllt aus.“
    Bruno öffnete den Beutel und nahm Tiergeruch wahr. Als er sich wieder
aufrichtete und durchs Fenster blickte, sah er vor der Fußleiste an der
gegenüberliegenden Wand einen Schatten entlanghuschen. Einer der Vorhänge war
heruntergerissen worden, und auf dem Boden lag eine leere Müslipackung.
    An der Küchentür steckte ein Stück Pappe, beschrieben mit dickem
schwarzem Marker. Eine Nachricht auf Vietnamesisch, wie es schien. Er holte
sein Handy hervor und wählte die Nummer von Tran, seinem Freund aus der Militärzeit,
der jetzt in Bordeaux wohnte.
    „Du musst was für mich übersetzen“, sagte er, „einen kurzen Text, der
für die Vinhs bestimmt ist.“
    „Lies vor.“
    Bruno buchstabierte, während Madame Condorcet nervös mit den Füßen
scharrte.
    „Wörtlich übersetzt: Nächstes Mal schicken wir sie auf eure Kinder“,
erklärte Tran. „Schlechtes Vietnamesisch, geschrieben entweder von einem
halben Analphabeten oder einem Nichtmuttersprachler.“
    „Was schicken sie nächstes Mal?“, fragte Bruno nach.
    „Das ist nicht ganz klar. >Diese Sachen< oder >diesen
Scheiß<. Ein Slangausdruck. Kannst du was damit anfangen?“
    „Noch nicht so richtig. Im Fenster ist übrigens ein Loch, groß genug,
dass man eine Katze durchstecken könnte. Ich bin hier mit einer Nachbarin, die
den Schlüssel zum Haus hat. Bleib in der Leitung...“
    Er reichte Madame Condorcet das Handy, nahm den Schlüssel von ihr
entgegen und schloss vorsichtig auf, schlüpfte in den Flur und machte die Tür
hinter sich zu. Wieder stieg ihm dieser seltsame Geruch in die Nase, und er
glaubte, am Blickfeldrand eine huschende Bewegung wahrzunehmen. Als er ins
Wohnzimmer kam, sah er Kot auf Teppich und Sofa liegen. Ratten! Vier oder fünf
Exemplare hatten sich in einer Ecke versteckt. Im Schlafzimmer war die
Tagesdecke vom Bett gezogen und zu einem Nest geformt worden. Auch das Bett war
voller Kot. Aus irgendeinem Winkel fiepte es. Er sah auch in den anderen
Zimmern nach, ehe er wieder nach draußen ging und sich kopfschüttelnd darüber
wunderte, wie schnell ein Dutzend Ratten ein vordem makellos sauberes Haus
verdrecken konnten.
    „Ratten“, informierte er Madame Condorcet, die ihm mit entsetzter Miene
das Handy zurückgab. „Sie haben Ratten im Haus ausgesetzt, einen ganzen Sack
voll. Sieht schlimm aus“, berichtete er Tran.
    „Dann soll die Botschaft wohl lauten: Nächstes Mal schicken wir euren
Kindern die Ratten an den Hals“, sagte Tran. „Putain, so wurden in
China früher Verbrecher bestraft. Man hat sie in einem Raum mit ausgehungerten
Ratten eingesperrt. Es heißt, dass in manchen Triaden so auch heute noch mit
Verrätern umgesprungen wird. Kinder damit zu

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