Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
stöberten
fast eine halbe Stunde lang in verstaubtem Gerumpel herum, ehe sie den Karton
fanden, der die Aufzeichnungen über den Trüffelmarkt enthielt. Dann führte sie
ihn in einen kahlen Raum, in dem eine einzelne Glühbirne von der Decke hing,
brachte ihm einen wässrigen Kaffee und ließ ihn allein.
Als Erstes nahm er sich das Kassenbuch vor, in dem die Verkäufe wochenweise
aufgelistet waren. Um sich mit der Systematik vertraut zu machen, suchte er
nach der Verbuchung der beiden Lieferungen, die zu den Beschwerden geführt
hatten, und fand Didiers Erklärung bestätigt. Es war alles eingetragen - Datum,
Gewicht, Preis und Chargennummer. Sie stimmten mit den Angaben auf den
Etiketten überein, auf die sich auch die Beschwerden bezogen hatten. Dann aber
fiel ihm auf, dass die Chargennummern nicht zu denen der anderen Verkäufe am
selben Tag passten.
Bruno vergewisserte sich, richtig gelesen zu haben, und tatsächlich:
Jeder verdächtige Artikel schien erst am Ende des Tages verpackt und versiegelt
worden zu sein, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt doch schon als Auktionsverkäufe
gelistet waren. Außerdem war hinter keinem der Artikel das Kästchen angekreuzt,
mit dem die Prüfung durch den zuständigen Kontrolleur gekennzeichnet wurde.
Florence hatte sie also nicht untersucht.
Bruno ging auch die anderen Verkaufslisten durch und stellte fest, dass
immer einige Chargen aus der Reihe fielen. Vielleicht gab es dafür eine ganz
simple Erklärung. Trotzdem fand er nirgends detaillierte Angaben über Umsätze
im Rahmen der von Didier so genannten Sonderauktion von unverkaufter Ware am
Ende eines Markttages.
Didier hatte behauptet, es gebe ein separates Kassenbuch für solche
Verkäufe. Bruno holte alle Unterlagen aus dem Karton heraus, und als er das
Kassenbuch nicht fand, ging er die verschiedenen Aktenordner durch.
Die meisten enthielten Rechnungen über Strom und Wasser. Damit schien
alles in Ordnung zu sein. In einem Ordner waren Belege für die monatliche
Wartung des Fotokopierers abgeheftet, in einem anderen die für die Vakuumverpackungsmaschine.
Sie alle trugen die Unterschrift des Mechanikers, der die Maschinen geprüft
hatte. Eine Auflistung der Wartungskosten fehlte, aber dann fand Bruno am unteren
Rand einer jeden Rechnung den kleingedruckten Hinweis auf eine jährliche
Abschlagszahlung, die vom Konto abgebucht wurde, was die Auszüge belegten. Und
noch etwas war auf jedem Wartungsbeleg zu finden, nämlich eine offenbar vom
Mechaniker mit der Hand eingetragene Zahl und das Wort „Digitalzähler“.
Bruno tippte die auf den Belegen angegebene Telefonnummer der
Wartungsfirma in sein Handy und ging nach oben, um den Mechaniker anzurufen.
Ja, wurde ihm bestätigt, die Vakuumverpackungsmaschine zählte jede Inbetriebnahme
automatisch mit, und er, der Mechaniker, notierte die aktuelle Zahl bei seinen
monatlichen Besuchen. Bruno stieg wieder in den Keller und prüfte die Summen jedes
einzelnen Monats. Im Januar, also rund ein Jahr nach ihrer Anschaffung, war die
Maschine insgesamt fast fünftausend Mal benutzt worden. Im November, einem
relativ ruhigen Monat, nur 420 Mal. Bruno
nahm sich noch einmal die Versandliste vor und stellte fest, dass im selben
Monat nur 304 Lieferungen
ausgewiesen waren. Eine erhebliche Diskrepanz. Also schaute er sich auch die
anderen Monate an.
Er holte einen Notizblock aus der Aktentasche und machte sich an die
langwierige Arbeit, alle monatlichen Zahlen zusammenzutragen. Im Dezember war
die Maschine 1974 -mal
gebraucht worden; dem standen exakt 1214 als verpackt
gekennzeichnete Lieferungen gegenüber. Im Januar lag das Verhältnis bei 3447 zu 2689. Bruno blätterte auf das Vorjahr
zurück und sah, dass in den ersten Monaten die Summen des Digitalzählers und
die der verbuchten Lieferungen ziemlich genau übereinstimmten. Kleinere
Differenzen ließen sich damit erklären, dass die eine oder andere Verpackung
gerissen war und ein zweiter Versuch unternommen werden musste. Die großen
Unterschiede der letzten Monate aber mussten andere Ursachen haben. Bruno
konnte es sich nicht anders erklären, als so, dass etliche Verpackungen
nachträglich geöffnet und anschließend wieder versiegelt worden waren.
Möglicherweise hatte man auf diesem Weg billige Trüffeln aus China gegen echte
Perigordknollen ausgetauscht.
Zufrieden mit seiner Recherche, lehnte sich Bruno zurück. Er konnte dem
Bürgermeister nun nachweisen, dass auf seinem Markt betrogen wurde. Solange
aber das separate
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