Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
inbegriffen.“
„Schön zu hören, danke. Haben Sie auch schon meinen Antrag auf eine neue
Uniform gesehen?“ Trotz wiederholter Reinigungsversuche waren Brunos Hemd und
die Hose nicht mehr zu retten gewesen.
„Ja, ja, schon genehmigt. Es werden gleich zwei bestellt, eine Sommer-
und eine Wintergarnitur. Und die Kosten dafür trägt Pons. Haben Sie gelesen,
was der kleine Mathieu in der Zeitung sagt? >Als ich Bruno gesehen habe,
wusste ich, dass alles gut werden wird.<“
„Mir scheint, Philippe Delaron will sich Ihnen als Pressesprecher
andienen“, sagte Bruno verlegen. „Er hat die Sache gründlich ausgeschlachtet
und keine Gelegenheit ausgelassen, Pons' Wahlaussichten zu schmälern.“
„Philippe ist mir auch einiges schuldig“, entgegnete der Bürgermeister.
„Es war nicht schwer, ihn auf ein paar interessante Pointen der Story
aufmerksam zu machen, zumal es sonst nichts Aufregendes zu berichten gab.“
„O doch. Haben Sie den Artikel über den Brandanschlag auf das
chinesische Restaurant in Bergerac nicht gelesen, gleich auf der nächsten
Seite? Es ist schon der dritte Anschlag innerhalb einer Woche.“
Der Bürgermeister winkte ab. „Wir haben keine chinesischen Restaurants
in Saint-Denis, nicht einmal einen Chinesen.“
„Jetzt schon. Der Küchenchef von Bills Restaurant und seine Nichten sind
Chinesen“, sagte Bruno. „Aber das steht auf einem anderen Blatt. Unser
Vietnamese ist von Unbekannten überfallen worden, und jetzt werden überall in
der Region chinesische Läden abgefackelt. Da ist ein Bandenkrieg um
Vorherrschaft und Territorien im Gang.“
„Wir haben nur einen vietnamesischen Mitbürger, nämlich Vinh, und der
ist verschwunden.“
„Wahrscheinlich hält er sich versteckt. Jedenfalls wurde er auf unserem
Markt überfallen, was die Sache zu unserer Angelegenheit macht.“
„Zuständig ist die Police Nationale“, entgegnete
der Bürgermeister.
„Aber Sie haben der Anfrage des Präfekten doch schon zugestimmt und ihm
zugesichert, dass ich an den Ermittlungen im Mordfall Hercule mitwirke.“
„Wollen Sie mir sagen, der Mord an Hercule und die Schwierigkeiten
zwischen Chinesen und Vietnamesen hätten was miteinander zu tun?“
„Davon bin ich überzeugt und Jean-Jacques auch. Unser alter Freund, der
Brigadier aus Paris, ist ebenfalls ganz hellhörig geworden“, antwortete Bruno.
„Hercule war ein hohes Tier im Geheimdienst und hatte auch später noch einen
direkten Draht nach Vietnam. Er hatte eine vietnamesische Frau und mit ihr ein
Kind, und als unsere vietnamesischen Freunde aus ihrer Heimat fliehen mussten,
hat er ihnen geholfen, bei uns Fuß zu fassen. Es gibt also jede Menge Verbindungen.“
„Seine Beisetzung findet heute Nachmittag statt?“
„Ja, um drei Uhr auf dem Friedhof von Sainte Alvere. Werde ich Sie dort
treffen, oder fahren wir zusammen hin? Der Baron nimmt mich mit, und für Sie
wäre noch Platz.“
Zurück in seinem Büro, erkundigte sich Bruno telefonisch bei Ivan, was
er an diesem Tag in seinem Bistro anzubieten hatte, und freute sich zu
erfahren, dass es Kalbsleber mit Salbei gab. Kaum hatte er den Hörer aufgelegt,
klingelte das Telefon.
„Spreche ich mit der Polizei?“
„Oui, Madame, chef de police Courreges,
zu Ihren Diensten.“
„Ah, Bruno, ich habe von Ihnen in der Zeitung gelesen. Prima, wie Sie
dem Kleinen geholfen haben.“
„Nicht der Rede wert. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Mein Name ist Amelie Condorcet, vielleicht kennen Sie mich. Ich wohne
in Laugerie, der kleinen Ortschaft auf dem Weg nach Saint-Chamassy.“
„Ja, Madame. Wir sind uns im Haus Ihrer Nachbarn, der Vinhs, begegnet.
Außerdem kenne ich Ihren Mann aus dem Rugbyclub.“ Bruno hatte sie vor Augen,
eine ruhige, ältere Frau mit roter Nase und einem kranken Bein. Ihr Mann arbeitete
für die France Telecom.
„Also, mein Mann meint, da sei nichts dran und ich phantasiere mir was zusammen,
aber im Haus der Vinhs ist offenbar etwas Merkwürdiges passiert. Sie wissen,
dass die Vinhs verschwunden sind, nicht wahr? Also, ich kann mich auch irren,
und in dem Fall würde ich Ihnen Ihre Zeit stehlen...“
„Erzählen Sie, Madame. Was ist Ihnen aufgefallen?“
„Letzte Nacht bin ich von Motorgeräuschen aufgeweckt worden. Ich schlafe
nicht besonders gut, müssen Sie wissen. Jedenfalls bin ich aufgestanden und
habe ein Auto vorm Nachbarhaus anhalten sehen. Ich dachte, die Vinhs wären
zurück, aber dem war nicht so. Es stiegen Asiaten aus dem Auto aus.
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