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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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etwas passiert sein. Möglicherweise drohte das Mädchen damit, es jemandem zu erzählen – ihrer Mutter, falls sie es nicht schon wußte, oder vielleicht wollte sie zur Polizei gehen. Oder Kincaid hatte einfach nur genug von ihr. Pädophile sind auf eine ganz bestimmte Altersgruppe fixiert. Stacey Kincaid ging auf die zwölf zu. Vielleicht wurde sie zu alt für den … Geschmack ihres Stiefvaters. Wenn er in der Hinsicht keine Verwendung mehr für sie hatte, stellte sie nur noch eine Gefahr für ihn dar.«
    »Bei diesem Gespräch dreht es mir den Magen um, Detective. Wir sprechen von einem elfjährigen Mädchen.«
    »Glauben Sie etwa, mir nicht, Chief? Ich habe die Fotos gesehen.«
    »Dann fahren Sie bitte fort.«
    »Irgend etwas passierte also, und er brachte sie um. Er versteckt die Leiche und stemmt das Fenster auf. Dann läßt er den Dingen ihren Lauf. Am Morgen stellt die Mutter fest, das Mädchen ist verschwunden, und verständigt die Polizei. Das Märchen von der Entführung wird in die Welt gesetzt.«
    »Und dann hatte er auch noch Glück«, sagte Lindell.
    »Richtig. Besser hätte es für ihn gar nicht kommen können! Bei der Überprüfung aller Fingerabdrücke, die im Zimmer des Mädchens und im Rest des Hauses gefunden werden, stellt der Computer eine Übereinstimmung mit denen von Michael Harris fest, einem ehemaligen Häftling und notorischen Kleinkriminellen. Jetzt war die RHD nicht mehr zu bremsen. Als ob sie Scheuklappen aufgehabt hätten. Sie ließen alles liegen und stehen und konzentrierten sich ganz auf Harris. Sie nahmen ihn fest und quetschten ihn aus. Die Sache hatte nur einen Haken. Harris legte kein Geständnis ab, und außer den Fingerabdrücken gab es nichts, was ihn belastete. Inzwischen war den Medien Harris’ Name zugespielt worden. Es wurde publik, daß die Polizei einen Verdächtigen hatte. Kincaid fand heraus, wo Harris wohnte – vielleicht bekam er es auch von einem netten Cop gesteckt, der einfach die Eltern des Opfers auf dem laufenden hielt. Egal, wie er es herausfand – er wußte, wo Harris lebte. Er holte die Leiche aus ihrem Versteck. Wenn Sie mich fragen, hatte er sie die ganze Zeit im Kofferraum eines Wagens. Wahrscheinlich auf einem seiner Grundstücke, die zum Abstellen der Autos benutzt wurden. Er brachte die Leiche also in das Viertel, in dem Harris wohnte, und deponierte sie auf einem unbebauten Grundstück ein paar Straßen von der Wohnung des Verdächtigen. Als sie dort am nächsten Morgen gefunden wurde, hatten die Cops endlich weiteres, wenn auch nicht sehr stichhaltiges Belastungsmaterial, das zu den Fingerabdrücken paßte. Aber Harris war nichts anderes als ein Sündenbock.«
    »Seine Fingerabdrücke waren auf das Buch geraten, als er Mrs. Kincaids Wagen saubermachte«, sagte Irving.
    »Richtig.«
    »Und was ist nun mit Elias?« fragte Lindell. »Wieso wurde ihm das Ganze zum Verhängnis?«
    »Das war, glaube ich, Mrs. Kincaids Schuld. Unbeabsichtigt. Irgendwann, nachdem sie ihre Tochter zur letzten Ruhe gebettet hatte, begann sie, glaube ich, Gespenster zu sehen. Sie bekam Schuldgefühle und versuchte vielleicht, alles wieder gutzumachen. Sie wußte, wozu ihr Mann imstande war, vielleicht hatte er ihr sogar ganz offen gedroht, weshalb sie es auf die heimliche Tour versuchte. Sie schickte Elias anonyme Nachrichten, um ihm auf die Sprünge zu helfen. Was ihr auch gelang. Elias verschaffte sich Zugang zu der geheimen Website, zu Charlottes Netz. Sobald er dort die Fotos des Mädchen sah, wurde ihm klar, wer wahrscheinlich der wahre Mörder war. Er hängte das Ganze jedoch nicht gleich an die große Glocke. Vielmehr hatte er vor, Kincaid eine gerichtliche Vorladung zu schicken und ihn vor Gericht damit zu konfrontieren. Allerdings machte er den Fehler, sich zu erkennen zu geben. Er hinterließ eine Spur in der Website. Kincaid oder die Betreiber der Site merkten, daß man ihnen auf die Schliche gekommen war.«
    »Sie beauftragten einen Killer«, sagte Lindell.
    »Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß es Kincaid selbst getan hat. Aber vermutlich jemand, der für ihn arbeitet. Er hat einen eigenen Sicherheitsberater. Den nehmen wir mal unter die Lupe.«
    Eine Weile saßen sie alle schweigend da. Irving verschränkte die Finger auf seinem Schreibtisch. Es befand sich nichts darauf. Nichts als lackiertes Holz.
    »Sie müssen Sheehan freilassen«, sagte Bosch. »Er war es nicht.«
    »Machen Sie sich wegen Sheehan mal keine Gedanken«, sagte Irving. »Wenn

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