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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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heute hatte. Es ist nicht meine Waffe, okay? Wir sind bei ihm zu Hause vorbeigefahren, damit er sich ein paar Sachen holen konnte. Bei dieser Gelegenheit muß er sie mitgenommen haben. Ich mag ihm geholfen haben, es zu tun, aber die Waffe habe ich ihm nicht gegeben.«
    Bosch und Irving starrten sich an.
    »Dabei vergessen Sie nur eins, Bosch«, sagte Lindell und beendete damit das Blickduell der beiden. »Wir haben Sheehans Haus heute durchsucht. Und haben keine Waffe gefunden.«
    Bosch riß den Blick von Irving los und sah Lindell an.
    »Dann haben Ihre Leute sie eben übersehen. Er hat diese Waffe in seiner Tüte hierher mitgebracht, weil es nicht meine ist.«
    Bosch entfernte sich von ihnen, bevor er sich vor lauter Ärger und Frustration dazu hinreißen ließ, etwas zu sagen, was ihm eine Dienstaufsichtsbeschwerde eintragen würde. Er sank in einen der Sessel im Wohnzimmer. Er war klatschnaß, nahm aber keine Rücksicht auf die Möbel. Er starrte ausdruckslos durch die Glastür.
    Irving folgte ihm, setzte sich aber nicht.
    »Was haben Sie gemeint, als Sie vorhin sagten, Sie hätten ihm vielleicht geholfen?«
    Bosch blickte zu ihm auf.
    »Ich war gestern abend einen trinken mit ihm. Bei dieser Gelegenheit hat er mir verschiedenes erzählt. Daß ihm bei Harris’ Verhör der Gaul durchging und daß die Dinge, die beim Prozeß behauptet wurden – die Dinge, von denen Harris behauptete, daß die Cops sie mit ihm gemacht hätten –, daß das alles stimmte. Es war alles wahr. Wissen Sie, er war sicher, Harris hätte das Mädchen umgebracht, daran hatte er nicht den geringsten Zweifel. Aber was er getan hatte, belastete ihn. Er gestand mir, daß er damals bei Harris’ Verhör die Beherrschung verloren hatte. Er sagte, er wäre genau das geworden, was er all die Jahre gejagt hatte. Ein Monster. Das setzte ihm schwer zu. Ich konnte sehen, wie schwer es ihm zu schaffen machte. Und dann hole ich ihn heute abend ab und fahre ihn nach Hause …«
    Bosch spürte, wie die Schuldgefühle wie die Flut in seine Kehle hochstiegen. Er hatte nicht aufgepaßt. Er hatte das Offensichtliche nicht gesehen. Er war zu sehr mit seinem Fall und mit Eleanor und dem leeren Haus beschäftigt gewesen, jedenfalls mit anderen Dingen als mit Frankie Sheehan.
    »Und?« hakte Irving nach.
    »Ich habe das einzige zerstört, woran er in all den Monaten geglaubt hatte, das einzige, woran er sich geklammert hatte. Ich erzählte ihm, daß wir Michael Harris’ Unschuld bewiesen hatten. Ich erzählte ihm, daß er sich getäuscht hatte und daß wir es beweisen konnten. Ich machte mir keine Gedanken über die Konsequenzen, die das für ihn haben könnte. Ich dachte nur an meinen Fall.«
    »Und Sie glauben, das war der Auslöser?«
    »Die Geschichte mit Harris hat ihm einen schweren Knacks versetzt. Davon hat er sich nicht mehr erholt. Danach verlor er seine Familie, er verlor den Fall … Ich glaube, der einzige Faden, an den er sich danach noch klammern konnte, war der Glaube, daß er den Richtigen geschnappt hatte. Als er merkte, daß er sich getäuscht hatte – als ich in seine Welt platzte und ihm sagte, das hätte alles nicht gestimmt –, riß dieser Faden.«
    »Das ist doch ausgemachter Blödsinn, Bosch«, sagte Lindell. »Ich meine, Ihre Freundschaft mit Sheehan in allen Ehren, aber Sie sehen einfach das Nächstliegende nicht. Sheehan hat sich umgebracht, weil er es war und weil er wußte, wir würden ihn nicht so einfach davonkommen lassen. Dieser Selbstmord ist ein Geständnis.«
    Irving sah Bosch an und wartete, daß er Lindell Kontra gab. Aber Bosch sagte nichts. Er hatte es satt, dagegen anzureden.
    »In diesem Punkt bin ich derselben Meinung wie Agent Lindell«, sagte der Deputy Chief schließlich.
    Bosch nickte. Damit hatte er gerechnet. Sie kannten Sheehan nicht so, wie er ihn kannte. In den letzten Jahren hatte er zwar nicht viel mit seinem ehemaligen Partner zu tun gehabt, aber er hatte ihm einmal nahe genug gestanden, um zu wissen, daß Lindell und Irving sich täuschten. Es wäre einfacher für ihn gewesen, ihnen recht geben zu können. Es hätte eine Menge Schuld von ihm genommen. Aber er konnte ihnen nicht recht geben.
    »Lassen Sie mir bis morgen früh Zeit«, sagte er statt dessen.
    »Was?« fragte Irving.
    »Halten Sie die Sache einen halben Tag lang unter Verschluß, und geben Sie nichts davon an die Presse weiter. Wir machen mit den Durchsuchungsbefehlen und unserem Plan für morgen vormittag weiter. Lassen Sie mich wenigstens

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