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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gewesen. Um das zu verhindern, glaubte Bosch, wäre Chastain auch vor einem Mord nicht zurückgeschreckt.
    »Danke, Captain«, sagte er. »Ich muß los.«
    »Es spielt keine Rolle, wissen Sie.«
    Bosch sah ihn an.
    »Was?«
    »Es spielt keine Rolle. Die Presseerklärungen sind abgefaßt, die Pressekonferenzen abgehalten, die Meldung ist raus, und die Stadt kann jeden Moment lichterloh brennen. Glauben Sie, die Leute im South End kümmert es, welcher Cop Elias umgebracht hat? Einen Dreck interessiert es sie. Sie haben bereits, was sie wollen. Chastain, Sheehan, das ist denen doch völlig egal. Was zählt, ist, daß es ein Polizist war. Und wenn Sie hergehen und Ärger machen, gießen Sie nur noch mehr Öl in die Flammen. Angenommen, Sie decken diese Geschichte mit Chastain auf, die Vertuschungsversuche. Deswegen könnten eine Menge Leute zu Schaden kommen, ihre Jobs verlieren, und das nur, weil sie verhindern wollten, was hier gerade passiert. Überlegen Sie sich das gut, Harry. Es interessiert keinen Menschen.«
    Bosch nickte. Er wußte, was Garwood sagen wollte. Immer schön mit den Wölfen heulen.
    »Mir ist es aber nicht egal«, sagte er.
    »Reicht das als Grund aus?«
    »Und was wird dann aus Chastain?«
    Garwood hatte ein dünnes Lächeln auf den Lippen. Bosch konnte es hinter der glühenden Spitze seiner Zigarette sehen.
    »Ich glaube, Chastain hat verdient, was er kriegt. Und eines Tages wird er es kriegen.«
    Das waren plötzlich ganz andere Töne.
    »Und was ist mit Frankie Sheehan? Was ist mit seinem Ruf?«
    Garwood nickte. »Das wäre natürlich ein Punkt. Frankie Sheehan war einer meiner Leute … aber er ist tot, und seine Familie lebt nicht mehr hier.«
    Bosch sagte nichts, aber diese Antwort war nicht akzeptabel. Sheehan war sein Freund und Partner. Blieb diese Geschichte an ihm hängen, blieb auch an Bosch etwas hängen.
    »Wissen Sie, womit ich Probleme habe?« sagte Garwood. »Aber vielleicht können Sie mir ja in diesem Punkt weiterhelfen, schließlich waren Sie und Sheehan doch mal Partner.«
    »Ja, was? Womit haben Sie Probleme?«
    »Mit der Waffe, die Sheehan benutzte. Das war doch nicht Ihre, oder? Ich weiß, daß man Sie das gefragt hat.«
    »Nein, es war nicht meine. Wir sind erst noch bei ihm zu Hause vorbeigefahren. Ein paar Sachen zum Anziehen mitnehmen und was man sonst noch so braucht Bei dieser Gelegenheit muß er sie mitgenommen haben. Das FBI muß sie übersehen haben, als sie sein Haus durchsucht haben.«
    Garwood nickte.
    »Ich habe gehört, Sie haben es seiner Frau gesagt. Haben Sie sie danach gefragt? Sie wissen schon, nach der Waffe.«
    »Ja, habe ich. Sie sagte zwar, sie wüßte nichts von einer zweiten Waffe, aber das hat nichts –«
    »Keine Seriennummer«, fiel ihm Garwood ins Wort. »Eine illegale Zweitwaffe, da brauchen wir uns nichts vorzumachen.«
    »Ja.«
    »Und das ist es, womit ich Probleme habe. Ich kannte Sheehan lange. Er arbeitete lange für mich, und irgendwann lernt man seine Leute kennen. Und für mich war er nie der Typ, der eine Zweitwaffe … Ich habe ein paar von den anderen gefragt – vor allem die, die nach Ihrem Weggang nach Hollywood als Partner mit ihm gearbeitet haben. Keiner von denen wußte was von einer Zweitwaffe. Wie ist das bei Ihnen, Harry? Sie haben am längsten mit ihm zusammengearbeitet. Hatte er mal eine Zweitwaffe?«
    In diesem Moment kam es Bosch, wie ein Schlag in den Bauch. Die Sorte, bei der man erst einmal völlig stillhalten muß, bis man allmählich wieder Luft bekommt. Er hatte nie gesehen, daß Frank Sheehan im Dienst eine Zweitwaffe einstecken gehabt hatte. Dafür war er zu korrekt gewesen. Und wenn man zu korrekt war, um eine im Dienst zu tragen, warum dann eine zu Hause herumliegen haben? Diese Frage und die offensichtliche Antwort darauf hatte er schon die ganze Zeit direkt vor seiner Nase gehabt. Aber er hatte sie nicht gesehen.
    Bosch erinnerte sich, wie er vor Sheehans Haus im Auto gewartet hatte. Er erinnerte sich an das Scheinwerferpaar im Rückspiegel und an den Wagen, der ein Stück hinter ihm am Straßenrand angehalten hatte. Chastain. Er war ihnen gefolgt. Für Chastain war ein lebender Sheehan die einzige Gefahr, daß alles aufflog.
    Er dachte an die Aussage der Nachbarin, sie habe drei oder vier Schüsse gehört. Der Selbstmord eines betrunkenen Polizisten war für ihn plötzlich ein eiskalter Mord.
    »Dieser motherfucker« , hauchte Bosch.
    Garwood nickte. Er hatte Bosch mit Erfolg ein Stück des Weges begleitet,

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