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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ein bißchen Getrickse, und Sie wurden damit beauftragt, sich um die Autopsie zu kümmern. So kamen Sie an die Kugeln, und alles, was Sie jetzt noch tun mußten, war, sie zu vertauschen. Natürlich stimmten die Kennzeichnungen des Coroners auf den Kugeln nicht, aber diese Abweichung wäre nur bei einem Prozeß an den Tag gekommen, wenn Sheehan vor Gericht gestellt worden wäre.«
    »Seien Sie endlich still, Bosch! Ich will nichts mehr von diesem Unsinn hören. Ich –«
    »Es interessiert mich nicht, was Sie hören wollen! Sie werden sich das anhören, Sie Saftsack. Denn das ist Frankie Sheehan, der aus dem Grab zu Ihnen spricht. Haben Sie verstanden? Sie mußten es Sheehan anhängen, aber der ganze Schwindel wäre aufgeflogen, wenn Sheehan vor Gericht gestellt worden wäre. Denn dann wäre der Coroner in den Zeugenstand gerufen worden und hätte ausgesagt: ›Moment mal, Leute, das sind aber nicht meine Zeichen auf den Kugeln. Sie wurden vertauscht.‹ Ihnen blieb also keine andere Wahl, als auch Sheehan aus dem Weg zu räumen. Sie sind uns gestern abend gefolgt. Ich sah die Lichter Ihres Wagens. Sie sind uns gefolgt, und dann haben Sie Frankie Sheehan erschossen. Stellten es als einen Selbstmord im Suff hin, eine Menge Bier, eine Menge Schüsse. Aber ich weiß, was Sie getan haben. Sie haben ihm eine Kugel in den Kopf gejagt und dann mit seiner Hand um den Griff ein paar weitere Schüsse abgegeben. Sie haben es so hingedreht, daß alles gepaßt hätte, Chastain. Aber jetzt habe ich Ihnen doch einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
    Bosch spürte, wie seine Wut überschäumte. Er schlug mit der Hand gegen den Rückspiegel, um nicht in Chastains Gesicht sehen zu müssen. Inzwischen hatte er den Normandie Boulevard fast erreicht. Die Kreuzung war frei.
    »Ich kenne die ganze Geschichte«, fuhr Bosch fort. »Ich kenne sie. Nur eine Frage hätte ich noch. Warum haben Sie die ganze Zeit Informationen an Elias weitergegeben? Hat er Sie dafür bezahlt? Oder hassen Sie Cops so sehr, daß Sie ihnen zu schaden versuchten, wo Sie nur konnten?«
    Wieder kam vom Rücksitz keine Antwort. Als Bosch am Stoppschild nach links blickte, konnte er die Blaulichter und die Flammen wieder sehen. Sie hatten das abgeriegelte Gebiet umfahren. Die Sperren befanden sich eine Straße weiter, und er blieb mit dem Fuß auf der Bremse stehen und sondierte die Lage. Hinter den Absperrungen konnte er mehrere Streifenwagen stehen sehen. An der Ecke war ein kleiner Liquor Store. Die Fenster waren eingeschlagen, und in den Rahmen steckten gezackte Glasreste. Der Boden vor dem Eingang war übersät mit zerbrochenen Flaschen und anderem Müll, den die Plünderer hinterlassen hatten.
    »Sehen Sie das, Chastain? Dieses Chaos? Das –«
    »Bosch –«
    »– das waren Sie. Das –«
    »– Sie sind nicht weit genug gefahren!«
    »– haben alles Sie zu verantworten.«
    Die Angst, die Bosch plötzlich in Chastains Stimme hörte, ließ ihn nach rechts blicken. In diesem Moment durchschlug ein Betonbrocken die Windschutzscheibe und landete auf dem Sitz. Durch das zerspringende Glas sah Bosch den Mob auf den Wagen zukommen. Junge Männer mit zornigen dunklen Gesichtern, ihre Individualität in der Menge aufgelöst. Er sah eine Flasche auf den Wagen zufliegen. Er sah alles so deutlich und scheinbar so langsam, daß er sogar das Etikett lesen konnte. Southern Comfort. Sein Verstand begann eine Spur von Humor oder Ironie darin zu erkennen.
    Die Flasche flog durch die Öffnung und zersprang am Lenkrad, platzte in einem Schwall aus Glassplittern und Flüssigkeit in Boschs Gesicht und Augen. Unwillkürlich schossen seine Hände vom Lenkrad hoch, um sich, zu spät, davor zu schützen. Seine Augen begannen vom Alkohol zu brennen. Er hörte, wie Chastain auf dem Rücksitz zu schreien begann.
    »LOS! FAHREN SIE! FAHREN SIE! «
    Und dann, als andere Wagenfenster von Wurfgeschossen zertrümmert wurden, gab es zwei weitere Glasexplosionen. Jemand drosch mit aller Gewalt gegen das Fenster direkt neben ihm, und der Wagen begann heftig zu schaukeln. Er hörte jemanden am Türgriff zerren, und um ihn herum zersprang weiteres Glas. Er hörte von draußen Schreie, die aufgebrachten, unverständlichen Laute des Mobs. Und er hörte vom Rücksitz Schreie, von Chastain. Durch die zerbrochenen Fenster grapschten Hände nach ihm, zerrten an seinen Haaren und Kleidern. Bosch stieg aufs Gas und riß das Steuer nach links, als der Wagen vorwärtsschoß. Er widersetzte sich dem

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