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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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immer wichtiger, als Anhaltspunkte richtig zu deuten.
    »Ich werde es mir hinter die Ohren schreiben, Kiz. Ich werde mich zusammenreißen.«
    »Wollen wir mal hoffen.«
    »Dann also bis gleich.«
    Er schlug auf das Dach des Wagens und sah zu, wie sie wegfuhr. Das war der Moment, in dem er sich normalerweise eine Zigarette in den Mund gesteckt hätte. Aber er tat es nicht. Statt dessen blickte er auf die Schlüssel in seiner Hand hinab und dachte über seinen nächsten Schritt nach und daß er sehr vorsichtig sein mußte.
    Er ging ins Bradbury zurück, und während er, die Schlüssel in seiner Hand hin und her schlenkernd, in dem langsamen Aufzug wieder nach oben fuhr, dachte er über Entrenkin nach, die jetzt in dreierlei Hinsicht in den Fall verwickelt war. Zunächst in Form dieses seltsamen Eintrags in Elias’ inzwischen abhanden gekommenem Adreßbuch, dann in ihrer Funktion als Inspector General und nun auch noch als Special Master, als welcher sie ganz direkt an den Ermittlungen beteiligt war, weil sie darüber zu befinden hatte, was die Detectives in Elias’ Unterlagen zu sehen bekommen durften.
    Bosch mochte keine Zufälle. Er glaubte nicht an sie. Er mußte herausbekommen, was Entrenkin vorhatte. Er glaubte, schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon zu haben, und er wollte sie bestätigt haben, bevor er mit den Ermittlungen fortfuhr.
    Nachdem er in der obersten Etage ausgestiegen war, drückte er auf den Knopf, der den Aufzug wieder nach unten ins Foyer fahren ließ, und stieg aus. Die Tür zu Elias’ Kanzlei war abgeschlossen, und Bosch klopfte direkt unter dem Namen des Anwalt fest gegen die Milchglasscheibe. Wenige Augenblicke später öffnete Janis Langwiser. Bosch konnte Carla Entrenkin ein Stück hinter ihr stehen sehen.
    »Was vergessen, Detective Bosch?« fragte Langwiser.
    »Nein. Aber gehört der ausländische Sportwagen da unten im Parkverbot nicht Ihnen? Der rote? Sie wollten ihn gerade abschleppen. Ich habe dem Fahrer meine Dienstmarke gezeigt und gesagt, er soll mir fünf Minuten lassen. Aber er kommt zurück.«
    »Oh, Mist!« Sie warf einen Blick zurück auf Entrenkin, als sie zur Tür hinausging. »Bin gleich wieder da.«
    Als sie an ihm vorbeiging, betrat Bosch das Büro und zog die Tür hinter sich zu. Dann schloß er sie ab und wandte sich Entrenkin zu.
    »Warum haben Sie abgeschlossen?« fragte sie. »Bitte lassen Sie die Tür offen!«
    »Ich dachte nur, es wäre vielleicht besser, wenn ich Ihnen das, was ich Ihnen sagen möchte, sage, ohne daß uns jemand stört.«
    Entrenkin verschränkte die Arme über der Brust, als wappnete sie sich gegen einen Angriff. Er studierte ihr Gesicht und gewann wieder denselben Eindruck wie kurz zuvor, als sie ihnen gesagt hatte, sie müßten gehen. Aus ihrer Miene sprach eine stoische Ruhe, die ihr trotz des unübersehbaren Schmerzes darunter Halt gab. Sie erinnerte Bosch an eine Frau, die er einmal im Fernsehen gesehen hatte: die Juraprofessorin aus Oklahoma, die vor ein paar Jahren in Washington während der Ernennung eines Richters des Supreme Court von den Politikern auf übelste Weise gedemütigt worden war.
    »Glauben Sie mir, Detective Bosch, ich sehe wirklich keine Möglichkeit, die Sache anders zu handhaben. Wir müssen vorsichtig sein. Wir müssen sowohl auf das Verfahren als auch auf die Black Community Rücksicht nehmen. Den Menschen da draußen muß das Gefühl vermittelt werden, daß wir alles in unserer Macht Stehende tun – daß diese Angelegenheit nicht einfach unter den Teppich gekehrt wird, wie sie das schon so oft miterleben mußten. Ich möchte –«
    »Jetzt erzählen Sie mir doch keinen Unsinn.«
    »Wie bitte?«
    »Sie wissen genausogut wie ich, daß Sie mit diesem Fall nichts zu tun haben sollten.«
    »Entschuldigung, aber jetzt erzählen Sie mal keinen Unsinn. Ich habe das Vertrauen der Community. Glauben Sie vielleicht, diese Leute nehmen Ihnen auch nur ein Wort von dem ab, was Sie sagen? Oder Irving oder der Polizeipräsident?«
    »Aber Sie haben das Vertrauen der Cops nicht. Und Sie haben einen gewaltigen Interessenkonflikt, oder etwa nicht, Inspector General?«
    »Wie bitte? Meiner Meinung nach war es eine sehr vernünftige Entscheidung von Judge Houghton, mich als Special Master einzusetzen. Als Inspector General habe ich ohnehin bereits etwas Einblick in den Fall. Auf diese Weise bleibt die Sache überschaubar, statt daß noch eine weitere Person hinzugezogen wird. Er hat mich angerufen. Nicht ich ihn.«
    »Sie wissen

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