Schwarze Engel
ganz genau, daß ich nicht das meine. Ich spreche von einem Interessenkonflikt. Einem Grund, aus dem Sie auf keinen Fall etwas mit diesem Fall zu tun haben sollten.«
Entrenkin schüttelte in einer Geste der Verständnislosigkeit den Kopf, aber ihre Miene verriet, daß sie sich vor dem, was Bosch wußte, fürchtete.
»Sie wissen, was ich meine«, fuhr Bosch fort. »Sie und er. Elias. Ich war in seiner Wohnung. Das muß gewesen sein, kurz bevor Sie hingekommen sind. Wirklich schade, daß wir uns verpaßt haben. Dann hätten wir schon bei dieser Gelegenheit alles klären können.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie eigentlich sprechen, aber Miss Langwiser hat mir den Sachverhalt eben so dargestellt, daß Sie und Ihre Leute auf einen Durchsuchungsbefehl gewartet haben, bevor Sie die Wohnung und die Kanzlei betreten haben. Wollen Sie damit sagen, dem ist gar nicht so?«
Bosch, der merkte, daß er einen Fehler gemacht hatte, zögerte. Jetzt konnte sie seinen Vorstoß parieren oder sogar gegen ihn richten.
»Wir mußten uns vergewissern, daß in der Wohnung niemand war, der Hilfe brauchte oder verletzt war«, sagte er.
»Aber sicher. Natürlich. Genau wie die Cops, die über den Zaun von O. J. Simpsons Haus geklettert sind. Nur um sicherzugehen, daß niemandem was passiert war.«
Sie schüttelte wieder den Kopf.
»Die fortwährende Anmaßung der Polizei erstaunt mich immer wieder von neuem. Nach allem, was ich von Ihnen gehört habe, Detective Bosch, hätte ich von Ihnen eigentlich mehr erwartet.«
»Sie sprechen von Anmaßung? Sie sind diejenige, die in die Wohnung eingedrungen ist und Beweismittel entfernt hat. Der Inspector General der Polizei, die Person, die für die Polizei den Polizisten spielt. Und jetzt wollen Sie –«
»Beweise für was? Ich habe nichts Derartiges getan!«
»Sie haben Ihre Nachricht auf dem Anrufbeantworter gelöscht, und Sie haben das Adreßbuch mit Ihrem Namen und Ihren Telefonnummern weggenommen. Was wetten wir, daß Sie einen eigenen Wohnungsschlüssel und einen Garagenpaß haben? Sie sind durch die Garage reingekommen. Deshalb hat niemand Sie gesehen. Gleich nachdem Irving Sie angerufen hatte, daß Elias tot ist. Nur wußte Irving nicht, daß Sie und Elias etwas miteinander hatten.«
»Wirklich eine tolle Geschichte, die Sie sich da ausgedacht haben. Allerdings würde ich gern mal sehen, wie Sie irgend etwas davon beweisen wollen.«
Bosch hielt die Hand hoch. In seiner Handfläche lagen Elias’ Schlüssel.
»Das ist Elias’ Schlüsselbund. Ein paar der Schlüssel daran sind weder für sein Haus noch für seine Wohnung, seine Kanzlei oder seine Autos. Ich habe schon überlegt, ob ich mir von der Meldebehörde Ihre Adresse besorgen soll, um nachzuprüfen, ob die Schlüssel in Ihr Türschloß passen, Inspector General.«
Rasch wandte Entrenkin den Blick von den Schlüsseln ab. Sie drehte sich um und ging in Elias’ Büro zurück. Bosch, der ihr folgte, beobachtete, wie sie langsam hinter den Schreibtisch ging und sich setzte. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick zu weinen beginnen. Bosch wußte, die Schlüssel hatten den Ausschlag gegeben.
»Haben Sie ihn geliebt?« fragte er.
»Was?«
»Haben Sie ihn –«
»Wie können Sie es wagen, mich das zu fragen?«
»Das ist mein Job. Es ist ein Mord passiert. Sie sind in die Sache verwickelt.«
Sie wandte sich von ihm ab und sah nach rechts. Sie blickte aus dem Fenster auf das Wandgemälde von Anthony Quinn. Wieder schien sie den Tränen nahe.
»Versuchen wir uns doch zunächst mal eines vor Augen zu halten, Inspector. Howard Elias ist tot. Und ob Sie mir glauben oder nicht, ich möchte die Person finden, die es war. Okay?«
Sie nickte zaghaft. Er sprach langsam und ruhig weiter.
»Um diese Person zu finden, muß ich soviel wie nur irgend möglich über Elias wissen. Nicht nur, was ich aus dem Fernsehen und der Zeitung und von anderen Cops weiß. Nicht nur, was in seinen Unterlagen steht. Ich muß wissen –«
Draußen im Vorzimmer versuchte jemand die abgeschlossene Tür zu öffnen und klopfte dann fest gegen das Glas. Entrenkin stand auf und verließ den Raum. Bosch wartete in Elias’ Büro. Er hörte, wie Entrenkin die Tür öffnete und mit Langwiser sprach.
»Lassen Sie uns bitte noch ein paar Minuten allein.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sie die Tür wieder zu, schloß sie ab und kam in Elias’ Büro zurück, wo sie hinter dem Schreibtisch Platz nahm. Bosch sprach so leise, daß seine Stimme außerhalb
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