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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sage. Sie haben ihm die Uhr und die Brieftasche weggenommen. Nur ist Ihnen dabei ein Fehler unterlaufen, Rooker. Sie haben dem Toten mit der Uhr das Handgelenk aufgekratzt. Eine Verletzung, die ihm nach Eintreten des Todes beigebracht wurde. Bei der Obduktion kommt das zwangsläufig an den Tag, und das heißt, wenn die Sache ans Licht kommt, sind Sie vier geliefert.«
    Er machte eine Pause, um zu sehen, ob Rooker jetzt etwas zu sagen hatte. Hatte er nicht.
    »Okay, sieht so aus, als würden Sie mir langsam zuhören. Jemand, der mir sagen will, wo die Uhr und die Brieftasche sind?«
    Eine weitere Pause, während der Bosch auf seine Uhr sah. Es war Viertel vor zehn. Die vier RHD-Männer sagten nichts.
    »Habe ich mir fast gedacht«, fuhr Bosch fort und blickte von einem zum anderen. »Dann werden wir jetzt folgendes tun. In einer Viertelstunde treffe ich mich mit Irving, um ihm einen ersten Überblick zu geben. Dann hält er die Pressekonferenz. Wenn unten am Schalter kein Anruf eingeht, wo der Gully oder die Mülltonne oder was auch immer ist, wo diese Sachen entsorgt wurden, sage ich Irving, jemand von unseren Leuten am Tatort hat das Ganze als Raubüberfall hinzustellen versucht, und alles weitere nimmt seinen Lauf. Dann also viel Glück, meine Herren.«
    Er musterte wieder ihre Gesichter. Sie zeigten nur Wut und Trotz. Nichts anderes hatte Bosch erwartet.
    »Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn es so käme, wenn Sie vier Ihr Fett abbekommen. Aber dann könnten wir den Fall vergessen – das wäre ein Haar in der Suppe, das sie endgültig ungenießbar machen würde. Deshalb bin ich, was das angeht, egoistisch und gebe Ihnen eine Chance, die ich Ihnen nur äußerst ungern gebe.«
    Bosch sah auf die Uhr.
    »Sie haben noch vierzehn Minuten.«
    Damit drehte er sich um und ging zum Ausgang des Bereitschaftsraums zurück. Rooker rief ihm hinterher.
    »Wer sind Sie schon, um das beurteilen zu können, Bosch? Dieser Kerl war ein Hund. Er hat es verdient, wie ein Hund zu sterben. Wen interessiert schon, daß er tot ist? Machen Sie keinen Scheiß, Bosch. Lassen Sie die Finger davon!«
    Als ob er das schon die ganze Zeit vorgehabt hätte, ging Bosch lässig um einen leeren Schreibtisch herum und kam in einem schmaleren Gang wieder auf die vier zu. Er hatte die Redewendungen wiedererkannt, die Rooker benutzt hatte. Sein Verhalten verriet seine wachsende Wut nicht. Als er die vier erreicht hatte, durchbrach er ihren Kreis, stützte die Handflächen auf Rookers Schreibtisch und beugte sich vor.
    »Jetzt hören Sie mal zu, Rooker. Wenn Sie noch mal bei mir zu Hause anrufen – sei’s, um mir zu drohen oder auch nur das Wetter durchzugeben –, kriegen Sie es mit mir zu tun. Und das wollen Sie doch sicher nicht.«
    Rooker blinzelte, dann hob er kapitulierend die Hände.
    »Also, Mann, ich habe keine Ahnung, wovon Sie eigentlich re–«
    »Sparen Sie sich diesen Scheiß für jemanden auf, der ihn Ihnen auch abkauft! Wenigstens hätten Sie Manns genug sein können, um das Zellophan wegzulassen. So was machen nur Feiglinge, Kleiner.«
     
    Bosch hatte gehofft, ihm würden wenigstens noch ein paar Minuten bleiben, um seine Notizen durchzusehen und seine Gedanken zu ordnen, wenn er in Irvings Besprechungszimmer kam. Doch der Deputy Chief saß bereits an dem runden Tisch. Er hatte die Ellbogen aufgestützt und die Finger an den Spitzen so gegeneinander gespreizt, daß sie vor seinem Kinn ein spitzes Dreieck bildeten.
    »Nehmen Sie Platz, Detective«, forderte er Bosch auf, als er die Tür öffnete. »Wo sind die anderen?«
    »Äh.« Bosch legte seinen Aktenkoffer auf den Tisch. »Sie sind noch mit den Ermittlungen beschäftigt. Chief, ich wollte eigentlich nur kurz meinen Aktenkoffer hierlassen, um nach unten zu gehen und mir eine Tasse Kaffee zu holen. Soll ich Ihnen auch einen mitbringen?«
    »Nein, und Sie haben auch keine Zeit mehr für einen Kaffee. Die Journalisten beginnen schon anzurufen. Sie wissen, es war Elias. Irgend jemand hat nicht dichtgehalten. Wahrscheinlich jemand aus dem gerichtsmedizinischen Institut. Hier wird also gleich der Teufel los sein. Deshalb möchte ich wissen, was los ist, und zwar sofort! Ich muß den Polizeipräsidenten über alles informieren. Er wird um elf Uhr eine Pressekonferenz abhalten. Setzen Sie sich.«
    Bosch nahm gegenüber Irving Platz. Er hatte schon einmal ein Ermittlungsverfahren vom Besprechungszimmer aus geführt. Dieser Fall schien schon weit zurückzuliegen, aber mit ihm hatte

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