Schwarze Engel
Sie das beantworten oder nicht?«
Es war wieder Button. Diesmal blieben die anderen Journalisten still und gaben ihm auf diese Weise Rückendeckung, indem sie es durch ihr Schweigen dem Polizeipräsidenten unmöglich machten, der Frage auszuweichen. Denn das war die entscheidende Frage. Die ganze Pressekonferenz lief auf eine Frage und eine Antwort hinaus.
»Zum gegenwärtigen Zeitpunkt«, sagte der Polizeipräsident, »kann ich das nicht beantworten. Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang. Natürlich wissen wir alle um das gespannte Verhältnis Howard Elias’ zur Polizei. Es spräche nicht für die Polizei, wenn wir nicht sehr genau in den eigenen Reihen nachforschen würden. Aber genau das werden wir tun. Wir sind bereits dabei. Aber an diesem Punkt können wir –«
»Sir, wie kann die Polizei gegen sich selbst Ermittlungen anstellen, ohne dabei bei der Black Community ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren?«
Wieder Button.
»Ein berechtigter Einwand, Mr. Button. Zunächst, die Black Community kann gewiß sein, daß diese Ermittlungen, egal wohin sie führen, zu einem Ergebnis kommen werden. Die Späne werden fallen, wo sie fallen. Wenn ein Angehöriger der Polizei für die Tat verantwortlich ist, wird der – oder die – Betreffende zur Rechenschaft gezogen werden. Dafür verbürge ich mich. Zweitens wird die Polizei bei diesen Ermittlungen von Inspector General Carla Entrenkin unterstützt, die, wie Sie alle wissen, eine zivile Beobachterin ist, die direkt der Police Commission, dem Stadtrat und dem Bürgermeister unterstellt ist.«
Der Polizeipräsident hob die Hand, um eine weitere Frage Buttons zu unterbinden.
»Ich bin noch nicht fertig, Mr. Button. Ich möchte Ihnen bei dieser Gelegenheit Assistant Special Agent Gilbert Spencer von der Außendienststelle Los Angeles des Federal Bureau of Investigation vorstellen. Ich habe mit Mr. Spencer ausführlich über dieses Verbrechen und dieses Ermittlungsverfahren gesprochen, und er hat uns die Unterstützung des FBI zugesichert. Ab morgen werden FBI-Agenten Seite an Seite mit LAPD-Detectives arbeiten, um dieses Ermittlungsverfahren zu einem raschen und erfolgreichen Abschluß zu bringen.«
Bosch versuchte sich nichts anmerken zu lassen, als er den Hinweis des Chief auf die Einbeziehung des FBI hörte. Er war nicht schockiert. Ihm wurde klar, daß es ein kluger Schachzug des Polizeipräsidenten war, mit dem er bei der Black Community vielleicht etwas Zeit gewann. Vielleicht führte es auch zur Aufklärung des Falls, obwohl dieser Beweggrund vermutlich für die Entscheidung des Chiefs zweitrangig gewesen war. In erster Linie versuchte er einen Großbrand zu löschen, bevor er überhaupt ausbrach. Und dafür war ihm das FBI als Schlauch gerade recht. Allerdings ärgerte es Bosch, daß er nicht darüber informiert worden war und von der Hinzuziehung des FBI zum selben Zeitpunkt erfuhr wie Harvey Button und alle anderen. Er sah zu Irving hinüber, der dies mit seinem Radar auffing und zurücksah. Sie funkelten einander an, bis Spencer hinter den Mikrophonen Stellung bezog und Irving sich wieder dem Rednerpult zuwandte.
»Ich habe noch nicht viel zu sagen«, begann der FBI-Mann. »Wir werden für die Ermittlungen ein Team bereitstellen, das mit den LAPD-Detectives zusammenarbeiten wird, und sind der festen Überzeugung, daß wir mit vereinten Kräften diesen Fall schnell lösen werden.«
»Werden Sie gegen die Polizisten ermitteln, die in den Black-Warrior-Fall verwickelt sind?« rief ein Journalist.
»Wir werden allen Spuren mit großer Sorgfalt nachgehen, aber unsere Ermittlungsstrategie können wir im Moment noch nicht bekanntgeben. Ab sofort werden alle Anfragen und Presseerklärungen über das LAPD abgewickelt. Das FBI wird –«
»Mit welcher Berechtigung schaltet sich das FBI in den Fall ein?« fragte Button.
»Laut den Bürgerrechtsbestimmungen ist das FBI ermächtigt, Ermittlungen anzustellen, um zu entscheiden, ob die Rechte eines Individuums unter dem Vorwand des Gesetzes verletzt wurden.«
»Unter dem Vorwand des Gesetzes?«
»Von einem Vertreter des Gesetzes. Ich werde diese Angelegenheit an …«
Spencer trat vom Pult zurück, ohne zu Ende zu sprechen. Er fühlte sich im grellen Licht der Fernsehscheinwerfer sichtlich unwohl. Der Polizeipräsident nahm seinen Platz ein und stellte Irving vor, der nun seinerseits ans Rednerpult trat und eine Presseerklärung verlas, die nähere Einzelheiten über das Verbrechen und die Ermittlungen
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