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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Zwölf-Stunden-Dienst ermöglicht es uns, auf den Straßen durchgehend einer stärkere Polizeipräsenz zu gewährleisten. Wir glauben, die Bürger dieser Stadt werden Ruhe bewahren und uns Zeit lassen, unsere Ermittlungen durchzuführen, aber als Sicherheitsvorkehrung habe ich einen Einsatzplan in Kraft treten lassen, der unter anderem besagt, daß alle Angehörigen der Polizei bis auf weiteres im Zwölf-Stunden-Takt Dienst tun.«
    »Ist das der Plan zur Verhinderung von Unruhen, der nach den letzten Ausschreitungen eingeführt wurde?« fragte Russell. »Als die Polizei auf dem falschen Fuß erwischt wurde, weil sie keinen Plan hatte?«
    »Das ist der 1992 entwickelte Plan, ja.«
    Er wollte sich gerade vom Pult zurückziehen, als ihm Russell einen weiteren angeschnittenen Ball zuwarf.
    »Sie rechnen also mit gewalttätigen Ausschreitungen.«
    Das wurde als Feststellung, nicht als Frage vorgebracht. Der Polizeipräsident kehrte an die Mikrophone zurück.
    »Nein, Miß, äh, Russell, damit rechne ich nicht. Wie bereits gesagt, handelt es sich hier um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich rechne damit, daß die Bürger dieser Community sich ruhig und verantwortungsbewußt verhalten. Ich kann nur hoffen, daß die Medien sich genauso verhalten werden.«
    Er wartete auf eine weitere Reaktion von Russell, aber diesmal erhielt er keine. O’Rourke trat vor und beugte sich am Chief vorbei zu den Mikrophonen hinab.
    »Okay, das wär’s. Kopien von Chief Irvings Erklärung liegen in fünfzehn Minuten in der Pressestelle aus.«
     
    Als die Journalisten langsam aus dem Raum defilierten, behielt Bosch den Mann im Auge, der die Frage nach der Uhr und der Brieftasche gestellt hatte. Er hätte gern gewußt, wer er war und für welche Nachrichtenagentur er arbeitete. In dem Gedränge an der Tür kam der Mann neben Button zu stehen, und sie begannen sich zu unterhalten. Das fand Bosch seltsam, weil er noch nie einen Pressevertreter gesehen hatte, der sich herabließ, mit einem Fernsehreporter zu reden.
    »Detective?«
    Bosch drehte sich um. Vor ihm stand, die Hand ausgestreckt, der Polizeipräsident. Instinktiv schüttelte Bosch sie. Er war inzwischen fast fünfundzwanzig Jahre bei der Polizei – im Fall des Chiefs waren es dreißig –, und doch waren sie sich bisher nie über den Weg gelaufen, hatten noch nie ein Wort miteinander gewechselt, geschweige denn sich die Hände geschüttelt.
    »Chief.«
    »Schön, Sie mal kennenzulernen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auch gleich darauf hinweisen, wie sehr wir auf Sie und Ihr Team zählen. Wenn Sie etwas brauchen, haben Sie keine Hemmungen, sich an mein Büro oder an Deputy Chief Irving zu wenden. Egal was.«
    »Also, im Augenblick ist soweit alles okay. Die Information über die Einschaltung des FBI weiß ich allerdings zu schätzen.«
    Der Polizeipräsident zögerte, aber nur einen Moment. Anscheinend tat er Boschs Ärger als unwichtig ab.
    »Das ließ sich nicht ändern. Ich war mir bis kurz vor Beginn der Pressekonferenz nicht sicher, ob das FBI einsteigen würde.«
    Der Polizeipräsident drehte sich um und hielt nach dem FBI-Mann Ausschau. Spencer unterhielt sich mit Irving. Der Polizeipräsident winkte sie zu sich und machte Bosch und Spencer miteinander bekannt. Bosch glaubte einen Anflug von Verachtung in Spencers Miene zu entdecken. In der Vergangenheit war die Beziehung zwischen Bosch und dem FBI nicht ungetrübt gewesen. Er hatte nie direkt mit Spencer zu tun gehabt, aber wenn er der stellvertretende Special Agent der Außendienststelle Los Angeles war, hatte er vermutlich von Bosch gehört.
    »Wie wollen wir die Sache handhaben, meine Herren?« fragte der Polizeipräsident.
    »Wenn Sie wollen, bestelle ich meine Leute für morgen früh acht Uhr hierher«, erklärte Spencer.
    »Wunderbar. Chief Irving?«
    »Ja, nichts dagegen einzuwenden. Wir werden vom Besprechungszimmer neben meinem Büro aus operieren. Ich bestelle unser Team für acht dort ein. Dann gehen wir alles durch, was wir haben, und sehen weiter.«
    Alle bis auf Bosch nickten. Er wußte, er hatte bei dieser Entscheidung nichts zu sagen.
    Die Gruppe löste sich auf, und sie steuerten auf die Tür zu, durch die der Polizeipräsident gekommen war. Bosch, der sich plötzlich an O’Rourkes Seite fand, fragte den Pressesprecher, ob er wußte, wer der Reporter war, der sich nach der Uhr und der Brieftasche erkundigt hatte.
    »Tom Chainey.«
    Der Name sagte Bosch nur fast etwas, aber nicht ganz.
    »Ist er

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