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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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erklären, wurde der Mann verurteilt. Sein Verteidiger machte zwar geltend, Bosch und Sheehan hätten sich widerrechtlich Zutritt zu der Wohnung verschafft, aber der Richter hielt dem entgegen, Bosch und Sheehan hätten in gutem Glauben gehandelt, als sie der Aufforderung des Papageis nachgekommen seien. Der Fall beschäftigte die Appellationsgerichte des Landes noch immer, aber der Mörder war weiter in Haft.
    Die Beifahrertür des Jeeps ging auf, und Sheehan stieg ein.
    »Wann hast du dir denn diese Kiste zugelegt?« fragte er.
    »Seit ich einen Slickback fahren muß.«
    »Ach ja, stimmt, hab ich ganz vergessen.«
    »Klar, ihr feinen RHD-Pinkel müßt euch ja nicht mit solchem Blödsinn rumärgern.«
    »Und? Was steht an? Da hast du ja wieder mal einen Fall an Land gezogen.«
    »Das kannst du laut sagen. Wie geht’s Margaret und den Mädchen?«
    »Danke, gut. Was machen wir? Rumfahren, reden, was?«
    »Ich weiß nicht. Gibt es diese irische Kneipe drüben in der Van Nuys noch?«
    »Nein, hat schon eine Weile dichtgemacht, der Laden. Aber weißt du was – fahr die Oxnard hoch und bieg dann rechts ab! Dort gibt es eine kleine Bar.«
    Bosch fuhr los und folgte Sheehans Richtungsangaben.
    »Ich mußte grade an den Nora-will-eine-Uzi-Fall denken.«
    Sheehan lachte.
    »Darüber könnte ich mich heute noch kaputtlachen. Ich kann immer noch nicht glauben, daß die Sache durch so viele Instanzen gegangen ist. Soviel ich gehört habe, hat der Saftsack jetzt noch eine letzte Chance – El Supremo Court.«
    »Er wird auch diesmal nicht durchkommen. Wenn sie das Urteil kassieren wollten, hätten sie es längst getan.«
    »Wieviel hat er gleich wieder gekriegt, acht Jahre? Wir haben jedenfalls was für unser Geld gekriegt, selbst wenn sie ihn freisprechen.«
    »Ja, sechs Morde, acht Jahre. Nichts dran auszusetzen.«
    »Sechs Saftsäcke.«
    »Du sagst immer noch Saftsäcke, nicht?«
    »Ja, irgendwie gefällt mir der Ausdruck. Aber du bist doch nicht den weiten Weg hierhergekommen, um über Papageien und Saftsäcke und die alten Zeiten zu reden, oder?«
    »Nein, Frankie. Ich muß dich wegen der Kincaid-Geschichte was fragen.«
    »Warum mich?«
    »Warum wohl? Du warst für den Fall zuständig.«
    »Alles, was ich weiß, steht in den Akten. Die solltest du dir eigentlich beschaffen können. Du leitest doch die Elias-Ermittlungen.«
    »Ich habe sie schon. Aber in den Akten ist nicht immer alles.«
    Sheehan deutete auf ein rotes Neonschild, und Bosch fuhr an den Straßenrand. Direkt vor dem Eingang der Bar war eine Parklücke frei.
    »In dem Laden ist nie viel los«, sagte Sheehan. »Nicht mal samstags abends. Keine Ahnung, wie der Kerl über die Runden kommt. Muß nebenbei Wetten annehmen oder Gras verkaufen.«
    »Frankie«, sagte Bosch, »nur unter uns, ich muß wissen, was mit den Fingerabdrücken ist. Ich habe keine Lust, mich für dumm verkaufen zu lassen. Ich meine, ich habe keinen Grund, dir nicht zu glauben. Aber ich will wissen, ob du was gehört hast, wenn du weißt, was ich meine.«
    Ohne ein Wort stieg Sheehan aus dem Cherokee und ging auf den Eingang zu. Bosch beobachtete, wie er die Bar betrat, und stieg dann selbst aus. Die Kneipe war so gut wie leer. Sheehan saß an der Bar. Der Barmann zapfte ihm ein Bier. Bosch setzte sich auf den Hocker neben seinem ehemaligen Partner und sagte: »Für mich dasselbe.«
    Bosch holte einen Zwanziger heraus und legte ihn auf den Tresen. Sheehan hatte ihn noch immer nicht angesehen, seit er die Frage gestellt hatte.
    Der Barmann stellte die beschlagenen Krüge auf Servietten, die eine fast drei Monate zurückliegende Super-Bowl-Party ankündigten. Er nahm Boschs Zwanziger und ging damit zur Kasse. Wie auf Kommando nahmen Bosch und Sheehan einen langen Schluck aus ihren Krügen.
    »Seit O. J.«, sagte Sheehan.
    »Was ist seit O. J.?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Seit damals hat nichts mehr Hand und Fuß. Kein Beweis, kein Cop, nichts. Egal, mit was du jetzt vor Gericht gehst, es wird immer jemanden geben, der es dir in Fetzen reißt, auf den Boden schmeißt und draufpißt. Jeder stellt alles in Frage. Sogar Cops. Sogar Partner.«
    Bosch nahm noch einen Schluck von seinem Bier, bevor er etwas sagte.
    »Tut mir leid, Frankie. Ich habe keinen Grund, an dir oder den Abdrücken zu zweifeln. Es ist nur so, daß sich mir die Sache nach Durchsicht der Elias-Unterlagen so darstellt, daß Elias im Zuge des Prozesses nächste Woche den wahren Mörder des Mädchens bekanntgeben wollte.

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