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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schluck Bier zu nehmen.
    »Ich bin hingefahren – nur einen Block von Harris’ Wohnung. Sie war schon ziemlich stark verwest – bei den Jungen geht es schneller. Aber ich weiß noch, wie sie aussah. Wie ein kleiner Engel, die Arme weit ausgebreitet, als ob sie fliegen würde …«
    Bosch erinnerte sich an die Zeitungsfotos. Stacey Kincaid war ein hübsches kleines Mädchen gewesen.
    »Harry, laß mich jetzt bitte allein«, sagte Sheehan ruhig. »Ich gehe zu Fuß nach Hause.«
    »Komm schon, ich fahre dich!«
    »Nein danke. Ich gehe.«
    »Bist du sicher, du kommst klar?«
    »Klar. Bin nur ein bißchen aufgewühlt. Mehr nicht. Aber das bleibt unter uns, ja?«
    »Bis zum Schluß, Mann.«
    Sheehan versuchte ein zaghaftes Lächeln. Aber er sah Bosch immer noch nicht an.
    »Tu mir einen Gefallen, Hieronymus.«
    Bosch fiel ein, als sie noch Partner waren, hatten sie sich immer mit ihren offiziellen Vornamen Hieronymus und Francis angesprochen, wenn sie sich über etwas unterhielten, womit es ihnen wirklich ernst war.
    »Klar, Francis. Was?«
    »Wenn du den Kerl schnappst, der Elias umgelegt hat, und egal, ob es ein Cop ist oder nicht, gratuliere ihm in meinem Namen. Sag ihm, für mich ist er ein Held. Aber sag ihm auch, er hat sich eine dicke Chance entgehen lassen. Sag ihm, er hätte Harris gleich mit umlegen sollen.«
     
    Eine halbe Stunde später schloß Bosch die Tür seines Hauses auf. Er fand sein Bett leer vor. Aber diesmal war er zu müde, um wach zu bleiben und auf Eleanor zu warten. Er begann sich auszuziehen und über seine Pläne für den nächsten Tag nachzudenken. Schließlich setzte er sich aufs Bett, um sich schlafen zu legen, und streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus. In dem Moment, in dem ihn die Dunkelheit umgab, läutete das Telefon.
    Er machte das Licht wieder an und griff nach dem Hörer.
    »Sie Schwein.«
    Eine Frauenstimme – sie kam ihm bekannt vor, aber er konnte sie niemandem zuordnen.
    »Wer ist da?«
    »Carla Entrenkin, wer sonst? Glauben Sie im Ernst, ich wüßte nicht, was Sie getan haben?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Was ist passiert?«
    »Ich habe eben Channel 4 gesehen. Ihren Freund Harvey Button.«
    »Was war mit ihm?«
    »Oh, und wie er es aufgebauscht hat. Mal sehen, ob ich ihn richtig zitiere. ›Wie aus einer gutunterrichteten Quelle verlautet, wurde in Elias’ Kanzlei eine Verbindung zwischen Elias und einem Internet-Prostituiertenring entdeckt. Diese Quelle geht davon aus, daß Elias Beziehungen zu mindestens einer der Frauen unterhielt, die im Internet ihre Dienste als Domina anboten.‹ Ich glaube, das faßt es in etwa zusammen. Hoffentlich sind Sie jetzt zufrieden.«
    »Ich habe nicht –«
    »Sparen Sie sich die Mühe.«
    Sie legte auf. Bosch saß lange da und dachte über das, was sie gesagt hatte, nach.
    »Chastain, du mieses Schwein«, sagte er schließlich laut.
    Er machte das Licht wieder aus und ließ sich auf das Bett sinken. Bald war er eingeschlafen und hatte wieder diesen Traum. Er fuhr mit Angels Flight nach oben. Nur saß jetzt auf der anderen Seite des Gangs ein kleines blondes Mädchen. Sie sah ihn mit traurigen und leeren Augen an.

21
     
    A ls Bosch den Wagen mit Aktenbehältern durch die Tür von Deputy Chief Irvings Besprechungszimmer schob, wartete eine Überraschung auf ihn. Es war Sonntag morgens Viertel vor acht. In dem Raum warteten sechs FBI-Agenten. Die Überraschung war der leitende Agent, der auf Bosch zukam und ihm lächelnd die Hand reichte.
    »Harry Bosch«, sagte der Mann.
    »Roy Lindell «, erwiderte Bosch.
    Bosch schob den Wagen an den Tisch und schüttelte dem Mann die Hand.
    »Das machen Sie jetzt? Was ist aus dem OV geworden?«
    »Irgendwann wurde das Organisierte Verbrechen langweilig. Vor allem nach dem Tony-Aliso-Fall. Da war schwer noch eins draufzusetzen, finden Sie nicht?«
    »Allerdings.«
    Vor einigen Jahren hatten Lindell und Bosch gemeinsam den Mordfall Aliso bearbeitet – den »Trunk Music«-Fall, wie die Lokalpresse ihn genannt hatte. Bosch und Lindell hatten als Gegner an dem Fall zu arbeiten begonnen, aber bis sie ihn schließlich in Las Vegas zum Abschluß gebracht hatten, hatten sie einen gegenseitigen Respekt entwickelt, den die zwei Behörden, für die sie arbeiteten, sicherlich nicht teilten. Bosch faßte den Umstand, daß Lindell den Fall Elias zugeteilt bekommen hatte, sofort als ein gutes Zeichen auf.
    »Hören Sie«, sagte Lindell. »Ich glaube, wir haben noch ein paar Minuten Zeit. Sollen wir uns

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