Schwarze Flotte 02 - Aufmarsch der Yevethaner
Atzerri gereist – warum ist es also so wichtig, dass wir das tun? Wussten sie überhaupt, als sie Teyr verließen, dass sie am Ende dort ankommen würden? Warum hat die Schrift dich nicht nach Darepp gewiesen? Ich wünschte, ich wüsste genau, wie die Botschaft in der Enklave gelautet hat. Aber die dritte Erkenntnis, die Luke aus dem Bericht zog, schien ihm die dringendste. Sie war es auch, die ihn veranlasste, seine Liege zu verlassen und sich nach hinten in das Wartungsabteil zu begeben, wo Akanah sich redlich bemühte, anderweitig beschäftigt zu erscheinen.
Dazu bediente sie sich ihrer Stretching-Übungen und betrieb darüber hinaus aktive Meditation. Im Augenblick saß sie mit geschlossenen Augen und sichtlich entspannt mit hinter dem Hals verschlungenen Fußknöcheln da. Mit den Fingerspitzen stützte sie sich aufs Deck und bewahrte auf diese Art eine aufrechte Haltung.
»Ich habe etwas gefunden«, sagte er mit leiser Stimme und wartete darauf, dass sie ihn zur Kenntnis nahm. Als das eine Weile auf sich warten ließ, fügte er mit etwas lauterer Stimme hinzu: »Akanah?«
Sie atmete tief ein, ließ sich nach vorne rollen und entfaltete sich dabei, dann nahm sie eine etwas konventionellere Sitzhaltung ein. Langsam öffnete sie ihre Augen und musterte ihn. »Was hast du gefunden?«
»Die Star Morning«, sagte Luke. »Sie hat sich während der letzten paar Monate meist drüben in Farana auf der anderen Seite des Firmensektors aufgehalten. Aber vor nicht einmal zwölf Stunden hat sie auf Vulvarch Station gemacht.«
»Warum scheint dir das wichtig?«
»Vulvarch ist nur vierunddreißig Lichtjahre von uns entfernt«, sagte Luke. »Wir könnten in der Hälfte der Zeit dort sein, die wir brauchen, um nach Atzerri zu kommen. Sogar weniger als der Hälfte.«
»Das Schiff ist nicht wichtig«, sagte Akanah. »Unser Weg führt uns nach Atzerri.«
»Der Weg ist seit fünfzehn Jahren von Unkraut überwuchert«, sagte Luke. »Schau doch, was bis jetzt vorgefallen ist – es spricht doch alles dafür, dass wir in Atzerri bloß eine weitere Botschaft finden, die uns auffordert, zum nächsten Ziel zu fliegen, nach Darepp oder Babbadod oder Arat Fraca. Die Star Morning ist kreuz und quer durch die Galaxis geflogen.«
»Das Schiff ist nicht wichtig«, wiederholte Akanah. »Das ist nur ein Werkzeug – ein Gegenstand. Man hat uns aufgefordert, nach Atzerri zu gehen.«
»Wer oder was auch immer uns auf Atzerri erwartet, wartet jetzt schon seit fünfzehn Jahren und kann noch ein paar Tage länger warten«, sagte Luke, dem ihr Starrsinn langsam auf die Nerven ging. »Aber dieser Hinweis ist nur zwölf Stunden alt. Wenn wir sofort springen, sollten wir Vulvarch erreichen, ehe die Star Morning wieder startet.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir werden den Kreis dort nicht finden.«
Lukes Tonfall ließ keinen Zweifel an seiner Ungeduld. »Seit Kell Plath das Schiff übernommen hat, ist ein und dieselbe Pilotin dafür eingetragen. Sie muss also eine von euch sein oder zumindest Bescheid wissen. Akanah, wir könnten Monate damit verbringen, dem Kreis überallhin zu folgen, wo er sich in den letzten fünfzehn Jahren aufgehalten hat. Aber die Star Morning könnte uns unmittelbar dorthin lenken, wo die Fallanassi heute sind – uns vielleicht sogar dorthin bringen. Ich dachte, das wäre dein Wunsch.«
»Ich werde dem Weg folgen, der mir hinterlassen wurde«, sagte Akanah. »Das ist, was ich weiß, und das ist, was man mir versprochen hat – der Weg nach Hause wird markiert sein.«
Luke wandte sein Gesicht von ihr ab und ballte die rechte Hand an – seiner Seite zur Faust. Dann ging er in das vordere Abteil und kehrte erst zurück, als er seinen Zorn verarbeitet und überwunden hatte. Sie hatte ihre Meditation bereits wieder aufgenommen.
»Wirst du wenigstens mit ihnen reden, ehe wir abspringen?«, fragte Luke. »Ich habe die Hyperkommadresse der Star Morning – ich kann eine abhörsichere Verbindung für dich herstellen. Du kannst völlig ungestört mit der Crew alle Erkennungszeichen austauschen, die notwendig sind. Vielleicht können sie uns eine überflüssige Reise ersparen.«
»Nein«, sagte Akanah, ohne aufzublicken. »Das können sie nicht.«
»Warum nicht?«
Sie ließ ihn einen Augenblick warten, ehe sie ihn ansah. »Selbst wenn die Crew des Schiffes dem Kreis angehört, werden sie sich nie auf solche Distanz einer Fremden offenbaren. Ebenso wie ich mich niemandem offenbaren werde, den ich nicht im Strom fühlen
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