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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Kostüm trägt. Die Köpfe bedrückten mich so, dass ich den Eindruck hatte, ihre Glasaugen würden mir folgen, während ich umherging.
    Ich hätte lieber rasch den Raum verlassen, wollte jedoch erst den Inhalt eines auf Hochglanz polierten Mahagonischranks erforschen, der mit Intarsien aus Elfenbein und Ebenholz verziert war. Hinter den Türen fand ich mehrere mit DVD s gefüllte Fächer.
    Wenn ein Mann, der aus Vergnügen mordete, eine Filmsammlung besaß, dann war da wahrscheinlich kein einziger Muppet-Streifen darunter. Wenn überhaupt etwas in dieser Richtung, dann wohl eher ein Film wie Meet the Feebles von Peter Jackson. Allerdings standen auf dem schmalen Rücken der Hüllen keinerlei Titel. In der Erwartung, entweder auf Pornografie oder auf extreme Gewalt zu stoßen, zog ich eine Hülle aus der oberen Reihe. Auf den Deckel war das Foto einer der nackten Frauen im Mausoleumskeller geklebt, genau in der Pose, in der Cloyce sie in jenem anderen Trophäenraum arrangiert hatte.
    Ich zog ein paar weitere DVD s aus der obersten Reihe heraus. Wie die erste waren sie jeweils mit dem Foto eines toten Opfers beklebt und mit Name und Datum versehen. Allerdings gab es hier wesentlich mehr DVD s als Leichen im Mausoleum.
    Als ich mir einige Hüllen aus der unteren Reihe ansah, stellte ich fest, dass sie wie jene oben dem Datum nach eingeordnet waren, von links nach rechts. Auf der frühesten stand das Jahr 1962.
    Die ersten Opfer musste er auf Schmalfilm aufgenommen haben. Später hatte er sich wahrscheinlich eine Videokamera besorgt und sein Archiv erst auf Videobänder und dann auf DVD s überspielt. Mit seiner Erfahrung in der Filmindustrie und seinem Reichtum besaß er sowohl das Wissen wie die Mittel, um die filmischen Protokolle seiner Gräueltaten immer auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Irgendwo im Haus musste er sich ein kleines Studio eingerichtet haben, in dem er seine Filme bearbeiten und neu formatieren konnte.
    Ich zählte die DVD s nicht. Das hätte ich nicht ertragen. Bestimmt waren es über hundertundfünfzig.
    Ich fragte mich, wo wohl die anderen Leichen waren. Hoffentlich fand ich sie nie.
    Am liebsten hätte ich den Schrank in Brand gesetzt. Ich konnte mir vorstellen, was sich auf den DVD s befand: jeweils eine andere Frau, verängstigt, aber noch am Leben; dann das, was Cloyce ihr antat, um sich zu amüsieren, und schließlich ihre Ermordung. Vielleicht sah man auch Victoria Mors als Zuschauerin, wie sie mir erzählt hatte. Niemand, dachte ich, sollte diese Frauen in ihrer Qual betrachten, während sie erniedrigt und gedemütigt wurden. Nicht einmal Polizisten, Staatsanwälte oder Richter.
    Die Frauen waren tot, und vielleicht kam es deshalb nicht mehr darauf an, aber irgendwie wäre es nicht richtig gewesen. Diese perversen Heimvideos reduzierten das Leben jedes Opfers auf einen Zustand, in dem diese Frau am wenigsten sie selbst gewesen war, weil sie erbarmungslos gebrochen wurde. Emotional und mental gebrochen worden waren sie sicher alle, denn Cloyce hatte so viel Erfahrung darin, andere zu terrorisieren, dass er einfach nur weiterzumachen brauchte, bis der Erfolg sich einstellte. Er hatte alle Zeit der Welt, um seinen Opfern alles zu rauben, was wesentlich und besonders an ihnen war, bis sie so reduziert waren, dass der Tod eine Befreiung für sie darstellte. Alle Zeit der Welt.
    Die DVD s waren Beweismittel. Bis sie nicht mehr gebraucht wurden, um der Gerechtigkeit Geltung zu verschaffen, durfte ich sie nicht zerstören.
    Als ich diese Tatsache akzeptierte, wusste ich, was sie bedeutete: Um dafür zu sorgen, dass die filmischen Beweise nicht mehr benötigt wurden, musste ich alle in Roseland – mit Ausnahme des Jungen – der Gerechtigkeit in ihrer äußersten Konsequenz zuführen. Diese sieben Tode waren angemessen.
    Unterbewusst war mir bereits klar gewesen, was von mir verlangt wurde, als ich die perfekt erhaltenen Leichen im Keller des Mausoleums gesehen hatte. Nun konnte ich die Erkenntnis jedoch nicht mehr unterdrücken, dass ich die Rolle des Rächers spielen musste, statt einfach den Jungen zu befreien und mit ihm zu fliehen. Ich konnte mich nicht darauf beschränken, nur zu töten, um mich oder das gefangene Kind zu verteidigen.
    Die Knie wurden mir weich. Ich ließ mich in einen Sessel fallen.
    Wie üblich war es totenstill im Haus. Keinerlei Geräusch war zu hören, das mich von meinen düsteren Gedanken abgelenkt hätte.
    Um den Opfern von Cloyce noch mehr

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