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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Timothy kein schwaches Kind war – oder zumindest nicht nur ein Kind.
    »Dein Vater hat deine Mutter erschossen«, sagte ich. »Warum?«
    »Sie sollte mit mir in unserer Villa in Malibu bleiben, wo er die halbe Zeit verbracht hat. Sonst war er hier. Roseland sollte nur für ihn sein, für ihn und seine Freunde. Meine Mutter war lieb … und zu unterwürfig. Vielleicht hat sie geahnt, dass er andere Frauen hatte, aber sie hat ihm seinen Willen gelassen. Sie ist nie hierher gekommen … bis er sein Lieblingspferd aus den Ställen in Malibu geholt und es nach Roseland gebracht hat.«
    »Ein großer schwarzer Hengst«, sagte ich. »Ein Friese.«
    »Sein Name war Black Magic, aber sie haben ihn nur Magic genannt. Er hatte Magic für sie gekauft. Als der ihr Lieblingspferd wurde, hat er beschlossen, dass er auch sein Lieblingspferd ist. Er hat ihr immer erst etwas geschenkt, um es ihr dann wieder wegzunehmen.«
    Ich ergriff Timothys rechte Hand und schob den Ärmel seines Pullovers vorsichtig zurück, um an die elektronische Fessel zu gelangen.
    »Ohne es ihm vorher zu verraten, ist sie den ganzen Weg bis hierher gefahren, um ihr Pferd zurückzuholen. Mich hat sie mitgebracht, weil sie dachte, ihr würde er es vielleicht abschlagen, aber nicht uns beiden.«
    Ich legte seinen Arm auf die Armlehne des Sessels und erklärte ihm, wie er sich am Polster festhalten musste, damit das Armband des Senders beim Sägen nicht herumrutschte.
    »Damals war das eine lange Fahrt, vier Stunden in einem Modell T, ein richtiges Abenteuer, vor allem für eine Frau, die nur einen kleinen Jungen bei sich hatte. Ich weiß noch, wie aufregend das war.«
    Das Armband saß gerade so locker, dass ich eine Ecke des Handtuchs darunterschieben konnte. Wenn die Säge den letzten Rest Stahl durchschnitt, sollte der StoffTimothys Haut vor einer Verletzung schützen.
    »Sie war nicht überrascht, als sie am Pförtnerhaus auf Paulie Sempiterno getroffen ist«, fuhr er fort. »Der war schon lange Leibwächter meines Vaters. Paulie hat meinen Vater angerufen, um ihn vorzuwarnen, bevor er uns beide zum Haus geschickt hat.«
    Fünfzehn, wahrscheinlich sogar zwanzig oder mehr Minuten blieben mir mindestens, bevor Cloyce und seine Leute Victoria Mors – die frühere Sondra – entdeckten.
    »Mutter konnte kaum glauben, wie großartig alles hier war. Sie wusste, er wollte aus Roseland etwas ganz Besonderes machen, aber dass es so spektakulär war, wusste sie nicht. Er hatte die Pläne vor ihr versteckt. Er war dominant, und wie ich schon gesagt habe, war sie unterwürfig … bis zu einem gewissen Punkt.«
    Nachdem ich die Spannung des Sägeblatts überprüft hatte, justierte ich die Flügelschraube.
    »Sondra und Glenda wohnten im Gästeflügel. Mein Vater hat Mutter gesagt, da sei das Personal untergebracht, und die beiden haben gehorsam Hausmädchen gespielt, weil sie wussten, dass meine Mutter nur kurz in Roseland sein würde. Natürlich war es weder der Gästeflügel noch der Personalflügel. In Wirklichkeit war es der Hurenflügel.«
    Wahrscheinlich gewöhnte ich mich nie daran, dass so etwas aus dem Mund eines scheinbar Neunjährigen kam. Ich stand von der Ottomane auf und beugte mich zu dem Jungen, um ihn behutsam von seiner Fessel zu befreien.
    »Mutter hat die Pferdeknechte und den Trainer gesehen, die jeden Tag kamen, um sich um die Pferde zu kümmern, aber die wohnten nicht hier. Deshalb hat sie sich gewundert, wie zwei Hausmädchen, ein Koch und ein paar Wachleute mit einem so großen Anwesen fertig werden konnten. Und wo waren die Gärtner für die ganzen Rasenflächen und Blumen?«
    Das Armband bestand aus drei parallelen Reihen von Gliedern wie ein Uhrarmband. Wären jeweils drei Glieder in einer Linie gewesen, hätte ich die schwächere Verbindung durchsägen können, aber die mittlere Reihe war versetzt. Deshalb musste ich mehr als einen halben Zentimeter Stahl durchtrennen.
    »Vater hat ihr gesagt, die Gärtner hätten frei, alle am selben Tag, obwohl es Dienstag war. Außerdem würde dreimal pro Woche eine große Mannschaft von Hausangestellten kommen, aber Sondra und Glenda wären die Einzigen, die immer da wären.«
    Ich drückte auf die Säge, damit die Zähne in den Stahl griffen, aber nicht so stark, dass das Blatt gerissen wäre. Dann zog ich sie flüssig durch.
    »Ich weiß nicht, was er sonst noch alles zu Mutter gesagt hat, aber ich glaube, sie hat gewusst, dass es gelogen war.«
    Zuerst sägte ich nur mit Vorwärtsbewegungen, bis

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