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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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nächstes Jahr sein, in drei Jahren oder auch in fünf. Ein paar Nächte vorher fängt es mit den Wellen an. Dem Ozon. Und diesem Schrei.«
    »Der Seetaucher.«
    Ein Zittern überlief sie. »Das ist kein Seetaucher.«
    »Die Biester, die Keiler – bisher sind die noch nie ins Haus gelangt, oder?«
    »Nein. Äxte hatten sie auch noch nie dabei. Bloß Knüppel. Die werden immer cleverer.«
    Unwillkürlich sah ich die Lichtpulse in den Röhren hin und her zucken. Ich spürte, wie mir ein saurer Geschmack in die Kehle stieg.
    Ich schluckte mühsam und hoffte, dass Victoria nichts davon bemerkte. »Wo führt dieser Tunnel hin?«, fragte ich dann.
    Sie fiel in ihr gewohntes Verhaltensmuster zurück und erklärte, sie sei keine verfluchte Reiseführerin. Anschließend hob sie den linken Arm höher, legte ihn Timothy um den Hals und setzte ihm die Mündung der Pistole an die rechte Schläfe.
    Auf Widerworte reagierte der fiese Odd gar nicht gut. Ich trat einen Schritt auf Victoria zu, sodass die Mündung meiner Beretta nur noch einen guten halben Meter von ihrem Gesicht entfernt war. »Hör mal, du dummes Luder, ich kann dir genauso gut dein bisschen Hirn aus dem Schädel pusten. Wenn du meinst, der Junge würde mich auch nur die Bohne kümmern, dann kapierst du nicht, was los ist. Die einzige Person, die mich was kümmert, bin ich selbst. Wenn ich der Einzige bin, der hier lebendig rauskommt, reicht mir das völlig aus. Aber so muss es ja nicht unbedingt laufen. Also, wo führt dieser Tunnel hin? «
    Sie beäugte mich prüfend einen Augenblick, dann gab sie nach. »Er führt ein Stück weit nach Osten, dann verzweigt er sich nach Nordosten und nach Süden.«
    »Wo geht es im Nordosten hin?«
    »Zum Maschinenraum unter den Ställen.«
    »Und nach Süden?«
    »Zum Gästeturm.«
    »Das wollte ich hören. Du hast gesagt, die anderen beiden Wachmänner wären auf Urlaub. In Wirklichkeit existieren die gar nicht, oder?«
    »Vielleicht doch.«
    »Ja, genauso wie der Weihnachtsmann. Also, dann hör mal, wie es laufen muss, Vicky. Annamaria und ich bleiben in Roseland. Das Leben hier gefällt mir. Ich kann mich daran gewöhnen, reich zu sein, und daran, auf ewig jung zu sein, erst recht. Sempiterno ist tot, ich hab ihn umgelegt. Ich nehme seinen Platz ein. Wir werden die Abwehrmaßnahmen verbessern, und dann sind wir bereit für die Biester, egal, ob sie schon nächstes Jahr oder erst in zehn Jahren wiederkommen.«
    »Das kannst du vergessen«, sagte sie.
    »So, meinst du? Jetzt sind bloß noch drei von euch übrig, da braucht ihr Unterstützung bei der nächsten vollen Flut.«
    Ich hatte das Gefühl, als würde mein Magen sich umdrehen wie ein sich träge um sich selbst windender Aal. Um davon loszukommen, konzentrierte ich mich angestrengt auf Victorias Gesicht.
    »Constantine lässt dich bestimmt nicht bleiben«, sagte sie.
    »Du hast vergessen, dass er uns eingeladen hat. Außerdem haben wir ein Geschenk für ihn, das er unbedingt haben will.«
    »Was für ein Geschenk?«
    »Annamarias Baby.«
    Die Scheußlichkeiten, die ich mit meinen Worten angedeutet hatte, brachten Victoria nicht aus der Fassung. In ihren Augen lag keinerlei Tiefe wie in den Augen einer jener Puppen, die in Filmen plötzlich lebendig werden und ein deutliches Interesse an Messern demonstrieren. »Das passt nicht zu Constantine. An so was ist eher Paulie interessiert.«
    Meine düstere Stimmung wurde noch düsterer, weil ich mich fragte, was im Maschinenraum unter den Ställen wohl der Entdeckung harrte. Ich beschloss, es lieber gar nicht erst herauszufinden.
    »Vergiss nicht, dass Paulie tot ist«, sagte ich. »Und was Conny angeht … oft verändert sich der Geschmack, den man hat, mit der Zeit. Er wird raffinierter. Falls du nicht auf so was stehst, können wir beide ein neues Spiel erfinden. Ich hab den Eindruck, es macht ’ne Menge Spaß mit dir, wenn du dich gehen lässt.«
    »Du hast gesagt, du verachtest und verabscheust mich. Und dass ich dir zuwider bin.«
    »Falsch. Ich hab gesagt, das tue ich vielleicht . Aber das ist es ja gerade. Meinst du nicht auch, dass es besonders geil sein könnte, sich dem hinzugeben, was du verachtest und verabscheust? Ist es nicht wahre Freiheit, wenn dir das total egal ist?«
    Allmählich machte der fiese Odd mir Angst.
    Victoria fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wenn man hier lebt, frei von der Unterdrückung durch die Zeit, verändert man sich.«
    »Inwiefern?«
    »Es ist wie ein Fieber im Blut, aber

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