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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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preßte ihren nackten Körper gegen seinen, ohne zu antworten. Es war nicht nötig. Schon fühlt er ihre heißen Tränen auf seiner Haut.
    »Mein Gott, Lew, mein Gott, ich habe dich gesehen Du triebst im Wasser, in einem flachen, grüngoldenen Gewässer. Du hattest die Arme weit gespreizt und triebst mit dem Gesicht nach unten zwischen den Mangroven. Bump bump, bump, gegen Wurzeln, die aussahen wie die schwarzen Glieder einer Riesenspinne.« Sie vergrub ihre Stirn an seiner Schulter. »Da war Blut, so viel Blut, daß in deinem Körper nichts mehr übriggeblieben sein konnte.«
    *
    Jenny wollte ihn nicht gehen lassen, war aber klug gen keine Einwände vorzubringen. Er mußte sein Versprechen einhalten und hatte noch einen langen Weg vor sich, bevor er an Schlaf denken konnte.
    Vor ihrem Haus stieg Croaker in den Thunderbird. Der Sturm hatte so plötzlich aufgehört, wie er begonnen hatte, und die Luft war feucht und ruhig. Sie roch nach Jasmin, verrottenden Blättern und lehmiger Erde. Ein beinahe voller Mond hing niedrig am Himmel. Seine gedämpfte Farbe glich poliertem Kupfer. Das eindringliche Quaken der Frösche gellte durch die Finsternis.
    Croaker erinnerte sich an den Tod seines Vaters, der, keine drei Querstraßen von seiner Wohnung entfernt, in einer Seitengasse niedergeschossen worden war. Er hatte den Augenblick, da er zum Tatort gerufen worden war, wieder und wieder durchleben müssen, als handelte es sich um eine Endlosschleife. Er konnte in seinem Vater nur noch den Mann sehen, der plötzlich alt, vernichtet und leblos dagelegen hatte. Er hatte sich gefühlt, als hätte er seinen Vater und alle Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben verloren. Bis ihn die Kollegen seines Vaters nach der Beerdigung auf eine Sauftour mitgenommen hatten. Da hatte er sich, halb betrunken, ihre Geschichten über seinen Vater angehört, der lustig, traurig, stolz und unbequem gewesen war - aber immer vertrauenswürdig. Und so hatte er sein inneres Gleichgewicht wiedererlangt. Die Erinnerung an seinen Vater war nach und nach zurückgekehrt, und er hatte sich wiederhergestellt gefühlt.
    Jetzt dachte er an Sonia. Seine Nähe zu Jenny hatte ihn irgendwie von dem Alptraum befreit, immer wieder den Augenblick durchleben zu müssen, als er die Tür des Kühlschranks geöffnet hatte. Endlich sah er sie vor sich, wie er sie in Erinnerung bewahren wollte, sah, wie er ihren kräftigen, geschmeidigen Körper führte, als sie auf der Tanzfläche der Shark Bar Merengue getanzt hatten.
    Er fuhr zu einer Tankstelle, die die ganze Nacht geöffnet hatte. Sie lag verlassen da. Die Stille wurde nur durch das Surren der Motten und die schwache Musik eines Country & Western-Songs gestört, die aus dem Innenraum des Verkaufsraums drang. Alles war vollautomatisiert, und er mußte mit niemandem reden. Das kam ihm gelegen, weil er sich im Augenblick fühlte wie Jenny nach ihren stundenlangen Operationen. Er sehnte sich nur nach dem Vergessen, das die Einsamkeit mit sich bringt. So wie Stone Tree in seiner gemütlichen Hütte in den Everglades.
    Während der Tank aufgefüllt wurde, versuchte er sich nicht an die Vision zu erinnern, die der Zauberstein Jenny eingegeben hatte. Bump. Bump. Bump. Sein eigener Tod. Mit einer verkrampften Bewegung schob er die Diskette, die er zwischen Vondas Kiefern gefunden hatte, in sein Notebook. Die Daten waren durch Speichel, Blut, Leim. und Staub sicher teilweise verdorben worden. Der Computer brauchte eine Weile, aber dann konnte er das Verzeichnis öffnen.
    Der Monitor füllte sich mit Text. Die Daten waren offensichtlich verschlüsselt gewesen, weil viele unsinnige Wörter daruntergemischt waren. Was er las, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Vor ihm lag - wenn auch in unvollständiger Form - ein Dossier über ein geheimes Leben, das sich in einer Dunkelzone vollzog, die sorgfältig von der Regierung der Vereinigten Staaten geschaffen worden war. Den lückenhaftem Informationen zufolge existierte ein hochrangiger Agent, der innerhalb der Anti-Cartel Task Force, für die auch Croaker arbeitete, eine Top-Secret-Operation leitete gab eine strenge Warnung, daß allen Mitarbeitern eine Organisation namens DICTRIB der Zugang zu den Daten verwehrt werden müsse. Nachdem er einige weitere Seiten gelesen hatte, entdeckte Croaker, daß DICTRIB die Abkürzung für Developing Capital Countries Trade Reltions Bureau war, einer geheimen Abteilung im Justizministerium der Vereinigten Staaten.
    Die Informationen auf dem

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