Schwarze Heimkehr

bewegen, sie nicht einmal krümmen. »Sie sind also ein Denker, Darling.«
    Croaker stampfte mit dem Fuß auf den Kalk der ersten Grundlinie, eine Bewegung, die Verärgerung und Frustration auszudrücken schien.
    Man hörte das scharfe Krachen eines Baseballschlägers. Darling duckte sich schnell, und der Ball schoß haarscharf an ihm vorbei.
    In diesem Augenblick preßte Croaker sich gegen ihn.
    »Nehmen sie das Ding von meiner Hand«, flüsterte er ihm ins Ohr.
    »Was?« Darling erstarrte als er den metallischen Gegenstand spürte, der ihm gegen die Wange gedrückt wurde.
    »Das ist ein 38er Colt Special«, sagte Croaker.
    Darling reagierte einen Augenblick lang nicht. Er atmete gleichmäßig. Croaker konnte beinahe hören, wie er alle Wahrscheinlichkeiten durchspielte. Dann öffnete er vorsichtig die Handschelle aus der Titan-Molybdän-Legierung.
    Croaker hielt Darling den 38er unter die Nase. Während der die Waffe betrachtete, winkte Croaker Ricky zu, der Darling den Mittelfinger zeigte und dann Croaker zurückwinkte. Sein Tritt auf die erste Grundlinie war das Signal für den Jungen gewesen, mit einem Ball auf Darling zu zielen. »Um den Griff ist schwarzes Klebeband gewickelt‚ und die Seriennummer ist abgefeilt worden. Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Sollte es?« fragte Darling sanft. Er hatte sich bereits von dem kleinen Schicksalsschlag erholt.
    Croaker steckte die Hand in die Tasche. »Die Waffe ist mit dieser Munition geladen.« Er hielt eine der maßgefertigten Kugeln hoch. »Ich erinnere mich gut, wie wir diese Kugeln nannten, Darling. Dark Stars, wie die schwarzen Löcher im All. Weil sie genau das hinterlassen, wenn sie treffen - ein verdammtes schwarzes Loch.«
    »Sie hören sich ziemlich schlecht gelaunt an.«
    »Das liegt daran, daß man mich als Zielscheibe ausgesucht hat.« Croaker fuchtelte mit dem 38er Colt Special herum. »Heute nacht hat jemand versucht, mir mit dieser Knarre den Kopf wegzublasen.«
    »Guter Gott. Die Situation ist schlimmer, als ich gedacht habe«‚ sagte Darling.
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Sie sind offiziell zur Streichung freigegeben worden«, sagte Darling. »Wie gefällt Ihnen dieser bürokratische Euphemismus?«
    Die Sonne war über den niedrigen Wolken am östlichen Horizont aufgegangen und schickte ihre Strahlen über die Tribünen. Der dunkle, halbmondförmige Schatten, den der oberste Rang der Tribünen warf, umgab das Spielfeld.
    »Jetzt lichtet sich der Nebel«, sagte Croaker. »Na klar. Jetzt verstehe ich, warum sie mich umlegen lassen wollten.«
    »Das würde keinen Sinn machen«, sagte Darling. »Denken sie darüber nach. Warum sollte ich ein Treffen mit Ihnen vereinbaren und in der Zwischenzeit Ihre Exekution anordnen?«
    »Sagen sie es mir.«
    »Ich würde so was nicht tun und habe es auch nicht getan«, sagte Darling. »Außerdem weiß ich, wer es war.«
    Für einen Mann, dem eine Pistole an den Kopf gepreßt wurde, war Darling beängstigend ruhig. Während Croaker darüber nachdachte, nahmen seine Augen eine Bewegung wahr, die kaum zu sehen war. Der Schatten, der von den Tribünen geworfen wurde, hatte seine Form geändert. Etwas ragte geringfügig über die symmetrische Kurve hinaus und zog Croakers Aufmerksamkeit auf sich. Es war direkt hinter Darlings linker Schulter zu sehen und befand sich mehr oder weniger Croaker gegenüber. Wenn er aufgeblickt hätte, hätte er vielleicht erkannt, was die Form des Schattens verändert hatte. Vielleicht auch nicht. Er hätte direkt in die Sonne sehen müssen.
    »Okay, ich beiße an«, sagte Croaker. »Wenn sie den Mordversuch nicht angeordnet haben, wer hat es dann getan?«
    »He, ich habe eine Idee«, sagte Darling spitzbübisch. »Lassen sie uns reinen Tisch machen. Sie sind sauer, weil man sie zum Abschuß freigegeben hat. Und ich bin sauer, weil ich nicht weiß, was zum Teufel ein freier Mitarbeiter der ACTF mit geheimen Dicktribe-Codenummern zu schaffen hat.«
    Croaker preßte die Mündung des 38ers härter gegen Darlings Schläfe. »Hören sie zu, sie kleiner Scheißer. Ich weiß, daß es eine ACTF-Anweisung gibt, die besagt, daß niemand vom DICTRIB-Personal Zugang zum Computernetz erhält. Es ist offensichtlich, daß das DICTRIB und die ACTF Gegner sind. Ich habe für die ACTF gearbeitet, und in der letzten Nacht hat mir ein Typ vom FBI aufgelauert und mir beinahe den Kopf weggepustet. Die Waffe, die er sich ausgesucht hatte, ist mit denen identisch, die auch die ACTF benutzt. Ich glaube,