Schwarze Heimkehr
bis die Sicherheitsbeamten des Krankenhauses diesen Flur überschwemmen.«
»Tut mir leid für Sie, aber das wird nicht geschehen.« Antonios Augen flackerten kurz auf. »Das reicht jetzt, Seňor.« Er verstärkte den Druck auf Jennys Kehle, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, und Jenny röchelte.
»So lächerlich es ist, aber die Sicherheitsbeamten des Krankenhauses sind ausgeschaltet worden. Jetzt sind wir hier, Seňor, nur wir drei. Und natürlich Ihre Nichte. Bis ich es mir anders überlege.«
»Wieviel wußte Stansky über Ihren Organhandel? Sie haben ihn deshalb umgebracht, oder? Damit er nicht reden konnte.«
»Der Ärger mit Stansky wurde größer als sein Nutzen für uns. Vielleicht wissen sie etwas über seine sexuellen
pecadillos.
«
»Soviel dazu, daß Ihr Englisch ›nicht so gut‹ ist.« Croaker blickte alle paar Sekunden auf Jennys Gesicht und beobachtete sie wie ein Arzt, dessen Patient in einem kritischen Zustand ist. Er wußte nicht, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten würde. Antonio lächelte. »Das Wort pecadillm, sagte er und rollte das ›l‹ auf spanische Art, »kommt vom spanischen pecado. Es bedeutet ›kleine Sünde‹.« Er seufzte, als wäre er wirklich betrübt. »Stanskys Sünden waren nicht mehr so klein. Schade. Er war nützlich.«
»Weil er für sie und Heitor den Zuhälter gespielt hat.«
Bei Verhören, wußte Croaker, war es klug, den Verhörten mit düsteren und schmutzigen Details über dessen Person zu konfrontieren. So befanden sich beide auf einer anderen Ebene. Es entwickelte sich eine Vertraulichkeit, und darum ging es. Der Verhörte wurde abgelenkt und gefügig gemacht, damit er dann die Fragen, auf die es ankam beantwortete. »Stansky hat in seiner Klinik in Margate die Patienten ausgesucht, deren Körper sie ausschlachten konnten. Ich will wissen, wie Ihre Beziehungen zu Trey, Merli sind.«
»Hm.« Antonios Blick war verschleiert. »Was ist ein Trey Merli?«
»Wissen Sie, was mich beunruhigt hat, Antonio?« Croaker fuhr fort, als hätte Antonio nichts gesagt. »Ich bin beim Gold Coast Exotic Auto Rental eingebrochen, und was habe ich dort gefunden?«
Antonio lächelte selig. »Den Kopf einer jungen Frau.
Que linda muchacha
!« Was für ein wunderschönes Mädchen.
Croakers Hände ballten sich zu Fäusten. Antonios Gesichtsausdruck verriet ihm, wieviel Freude es Bonita bereitete, ihn zu quälen. Er riß sich zusammen und konzentrierte sich auf das, was er zu tun hatte. »Sie waren dort. Aber sie haben keinen Alarm ausgelöst, Als ich Ihnen nach draußen gefolgt bin, mußte ich durch ein zersplittertes Hinterfenster klettern, aber die Glassplitter lagen draußen.«
Antonio zuckte die Achseln. »Und?«
»Sie haben das Fenster zerbrochen, als sie das Gebäude verließen, und das bedeutet, daß sie nur auf einem Weg hineingelangt sein können. Sie hatten einen Schlüssel, und sie kannten den Code der Alarmanlage.« Croaker legte den Kopf zur Seite. »Wer außer dem Eigentümer hätte Ihnen beides geben können? Der Mann heißt Trey Merli, aber vielleicht kennen sie ihn unter dem Namen Marcellus Rojas Diego Majeur.«
»Merkwürdig, oder?« Antonios Lächeln war dem der Mona Lisa nicht unähnlich.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Badezimmers, und Matty betrat den Flur. Dann geschahen verschiedene Dinge gleichzeitig. Matty stieß ein kleines »Oh!« aus, als sie die kleine Gruppe bemerkte, und Antonio wandte den Kopf etwas, um zu sehen, was los war. In diesem Moment stieß Jenny den Absatz ihres Schuhs auf seinen Fußrücken, und fast gleichzeitig sprang Croaker vor. Er war vorbereitet gewesen, weil er einen Sekundenbruchteil vor Jennys Aktion in ihrem Blick erkannt hatte, was sie vorhatte.
Er rannte hinter Matty und stieß sie aus der Gefahrenzone. Es blieb ihm nur der kurze Augenblick, während Antonio auf den stechenden und unerwarteten Schmerz in seinem Fuß reagierte. Croaker umklammerte Antonios Handgelenk mit den Fingern seiner künstlichen Hand und befreite Jennys Kehle von dem muskulösen Arm. Sie duckte sich und schnappte nach Luft.
Der stählerne Nagel von Croakers Zeigefinger glitt über Antonios Kehle.
»Bewegen sie sich nicht, Seňor.«
Wenn man bedachte, daß Antonios Kehle von dem Stahl bedroht wurde, war das ein seltsamer Befehl, aber dann bemerkte Croaker Jennys bleiches und gequältes Gesicht. Die Klinge eines Stiletts‚ das Antonio mit seiner freien Hand umklammerte, lag an ihrer Schläfe.
»Wie nennt
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