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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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eines Laborstuhls ohne Rückenlehne. »Sie wurde hysterisch und sagte, daß sie ihre Tochter zurückhaben wolle. Sie drohte uns mit einer Klage wegen falscher Behandlung und behauptete, daß ihre Tochter nie im Leben Drogen genommen habe. Wir seien nur eine Horde inkompetenter Ärzte - um es etwas vornehmer auszudrücken.«
    »Sie hat sich geirrt.«
    »Allerdings.« Dr. Marsh verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihre Nichte ist im zarten Alter von fünfzehn Jahren bereits eine Gewohnheitskonsumentin.«
    »Wie schlimm ist es? Hat sie gedrückt?«
    »Jetzt kommt die gute Nachricht. Es tut mir leid, aber es ist die einzige gute Nachricht: Wir haben keine Anzeichen von Nadeleinstichen gefunden. Sie bevorzugte Kokain, Aufputschmittel und Marihuana. Die Blutproben haben diesen Befund bestätigt.« Sie seufzte. »Nach Dr. Niguels Angaben haben ihre Nieren versagt. Im Notarztwagen untersuchten sie sie auf Symptome bakterieller Endokarditis. Das ist eine Infektionskrankheit, die man bei Fixern findet. Herzinnenhautentzündung.«
    »Ja. Eine Infektion der Herzklappen. Verursacht die Bildung von Blutklümpchen, die sich ablösen und eine Herz- oder Nierenembolie verursachen können.« Croaker schob seinen Kaffee zur Seite. Seine Magensäure rebellierte. Vielleicht lag es auch am Gegenstand der Unterhaltung. Sie sprachen über seine Nichte und nicht über einen anonymen Passanten in der Großstadt. »Aber Rachel hatte keine bakterielle Endokarditis.«
    »Nein.« Dr. Marsh stand auf und durchwühlte den altmodischen Kühlschrank. Sie schnüffelte an einem geöffneten Joghurtbecher, tauchte den Zeigefinger hinein und probierte. »Möchten sie irgendwas?«
    »Eine Million Dollar und die Fähigkeit, mit einem Satz auf hohe Gebäude zu springen. Aber nichts aus dem Kühlschrank da«‚ fügte er hinzu, als sie ihn schief ansah.
    »Sehr klug von Ihnen. Man muß schon ein Arzt sein, der seit dreißig harten Stunden nichts gegessen hat, um verzweifelt genug zu sein, sich dieses Zeug einzuverleiben.« Jenny Marsh schloß die Tür des Kühlschranks. »Eine Ultraschalluntersuchung hat keinen Hinweis auf polyzystische Nieren ergeben, was bei jungen Menschen das typischste Problem ist. Es ist vererblich.«
    Sie aß ihren Joghurt mit einem Plastiklöffel. »Aber die Ultraschalluntersuchung hat etwas Interessantes ergeben, und deshalb hat Dr. Niguel mich hinzugezogen. Ich kam zu der Überzeugung, daß ihr Blutdruck gefährlich niedrig war und daß sie an einem ernsthaften Sauerstoffmangel in der Niere litt.«
    »Nierenvergiftung.«
    »Genau.«
    »Aber sie sagten ›Niere‹. Singular.«
    Dr. Marsh aß langsam und methodisch ihren Joghurt und genoß ihn, als wäre er himmlisches Manna. »Das eben ist die Anomalie, auf die wir durch die Ultraschalluntersuchung der Nieren aufmerksam geworden sind. Ihre Nichte ist mit nur einer funktionierenden Niere geboren worden. Die andere ist geschrumpft und arbeitet nicht.«
    »Haben sie ihre Patientenakten Dr. Marsh nickte. »Nachdem ich mit der Dialyse begonnen hatte, fragte ich Mrs. Duke nach Rachels Hausarzt. Er heißt Ronald Stansky und praktiziert in West Palm. Wenn sie sich häufiger hier aufhalten, werden sie ihm mit Sicherheit begegnen. Er scheint wirklich besorgt zu sein.« Sie säuberte mit den Fingern die Innenseite des Bechers und aß die letzten Joghurtreste. »Wie dem auch sei, Dr. Stansky wußte nichts von der Sache mit der einen Niere. Aber das ist kaum verwunderlich. Er konnte es nicht wissen, weil er nie einen Grund gehabt hat, sie diesbezüglich zu untersuchen, es sei denn, sie hätte schon früher Probleme mit den Nieren gehabt.«
    »Aber das war nicht der Fall.«
    »Nein.«
    Croaker überdachte die Abfolge der Ereignisse so lange, bis er sich alles, was geschehen war, Schritt für Schritt ausmalen konnte. Er war niedergeschlagen, und seine Gefühle irritierten ihn so, daß er den klaren Verstand zu verlieren drohte. Aber das würde niemandem nutzen, am wenigsten Rachel.
    In dem anderen Raum begann das Telefon zu läuten.
    »Ich möchte wissen, was ich tun kann«, sagte er. »Sie haben ja klar ausgedrückt, daß ihr Gesundheitszustand sehr schlecht ist, und ich ….« Er unterbrach sich und holte tief Luft, während ihm ein quälendes Bild von Rachel durch den Kopf schoß, die bewußt- und hilflos nur ein paar Schritte von ihm entfernt lag. »Jesus, ich habe sie gerade erst wiedergefunden und ….«
    »Nehmen sie sich Zeit«, sagte Dr. Marsh sanft. Er bemerkte zum erstenmal, daß

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