Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
Vom Netzwerk:
Anwärter immer länger wird. Wenn jemand daran Schuld trägt, dann unsere Mitmenschen. Die wenigsten Menschen wollen Organe spenden. Es ist tragisch. Lassen sie mich ein Beispiel aus unserer Nähe anführen. Im Kreis Palm Beach sind im letzten Jahr 35 000 Menschen gestorben. Wenn alle diese Menschen Organspender gewesen wären, hätten Rachel und die anderen Kranken im ganzen Land, die sich in einer solchen Notsituation befinden, kein Problem.«
    »Aber wir haben ein Problem«‚ sagte Croaker.
    »Ja.« Dr. Marsh nickte. »Und zwar ein unlösbares. Es tut mir leid, aber es gibt bei Nieren eine Warteliste, auf der landesweit 36000 Menschen stehen. Außerdem muß es gewichtige Gründe für die Bedürftigkeit geben. Rachel ist jung, was ein Vorteil ist, aber sie ist drogensüchtig‚ was definitiv nicht für sie spricht. Auf die Wartezeit umgerechnet bedeutet das, daß wir erst in sechzehn bis vierundzwanzig Monaten mit einer neuen Niere rechnen können.«
    Croaker zuckte zurück, als hätte man ihm eine Ohrfeige versetzt. »Jesus, das darf nicht wahr sein. Das ist nicht möglich.«
    »Leider doch«, sagte Dr. Marsh. »Dabei sind wir mit den Nieren noch gut dran. Sie sind das einzige wichtige Organ, das wir außerhalb des Körpers funktionstüchtig erhalten können. Man benutzt eine Perfusionsmaschine und friert das Organ bei minus 32 Grad Celsius ein. Dann pumpt man Belzer-Lösung durch. Ob sie es glauben oder nicht, das ist eine Zusammensetzung mit Kartoffelstärke. Es handelt sich um einen wirklichen medizinischen Durchbruch. Man kann die Methode sogar bei einem Körper anwenden, bei dem das Gehirn bereits nicht mehr funktioniert. Man braucht nur die gefrorene Lösung in die Bauchhöhle zu pumpen. So hat man zweiundsiebzig Stunden Zeit, bevor die Nierentätigkeit beeinträchtigt wird.«
    »Aber in Rachels Fall hilft uns dieser Durchbruch nicht.« Croaker bemühte sich, seine Stimme nicht bitter klingen zu lassen.
    »Es sei denn, daß sie Fäden ziehen können, die ich nicht kenne, und ihr so eine neue Niere besorgen.«
    Croaker beugte sich vor. »Können sie nicht die Fäden ziehen?«
    Sie blickte ihn einen Augenblick lang an, und Croaker glaubte, in ihren Augen ein Aufflackern von Mitleid erkennen zu können. »Wir sind hier nicht im Rathaus. Man zieht keine Fäden, um eine neue Niere zu kriegen, es sei denn, man spendet einhundert Millionen Dollar für die medizinische Nierenforschung. Und selbst dann handelt es sich noch um eine Glückssache. Ich habe Ihnen ja bereits erzählt, daß jede Niere registriert wird. Wenn ich oder irgendein anderer Arzt in diesem Land bei einer Transplantation mit einem nicht registrierten Organ erwischt werde, verliere ich nicht nur meine Approbation, sondern auch meine Freiheit. Es ist illegal.«
    Croaker ballte seine Kunsthand zu einer mächtigen Faust. »Aber es muß doch einen Weg geben.«
    Jenny Marsh beobachtete die seltsame und ungewöhnliche Waffe schweigend und mit gebührendem Respekt. »Wenn sie keinen freiwilligen Organspender auftreiben, dessen Blutgruppe und HLA-Antigene mit denen Rachels übereinstimmen, muß ich leider sagen, daß es keinen Ausweg gibt.«
    »Hat Matty Ihnen erzählt, daß ich Detective bei der New Yorker Polizei war?« fragte Croaker.
    »Ja.«
    »Ich werde einen Organspender für Rachel finden.« Sie nahm es zur Kenntnis. »Wie stehen meine Chancen?«
    »Ich weiß aus Erfahrung, daß es nicht viele Menschen gibt, die bereit sind, eine Niere zu spenden. Zumindest keine, die in einem akzeptablen Zustand ist. Aber selbst wenn sie einen Organspender finden sollten, müssen-dessen Blutgruppe und drei der HLA-Antigene mit denen Rachels übereinstimmen.«
    Croaker war erschüttert. »Jesus‚ das ist, als hoffte ich, in der Lotterie von Florida einen Hauptgewinn zu tippen.«
    Sie schüttelte betrübt den Kopf. »Mr. Croaker, schlechte Chancen sind immer noch besser als keine Chancen.«
    Sonia Villalobos hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt. Als sie an diesem Morgen aufgestanden war, hatte sie feststellen müssen, daß der Strom ausgefallen war. Später funktionierte die Energieversorgung gerade so lange, daß sie duschen konnte, bevor erneut kein Strom mehr da war. Sie machte im Licht des Morgens sorgfältig ihr Bett und strich die unordentlichen Ecken und Kanten glatt. Dann griff sie gezwungenermaßen auf ihr Notzubehör zurück, einen batteriebetriebenen Haartrockner. Ihr Make-up legte sie im Auto auf, wobei sie die Wagentür offenließ. Wenn das

Weitere Kostenlose Bücher