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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Fachwissen?«
    Ihr Gesichtsausdruck war finster. »Sie wären überrascht, wenn ich Ihnen erzählen würde, wie leicht es ist, eine Nierentransplantation vorzunehmen. Jede Privatklinik hat die erforderlichen Möglichkeiten, sogar die, die nur ambulant behandeln. Wenn man sich aufs Notwendigste beschränkt, braucht man nur drei kompetente Fachleute: einen Chirurgen, einen Anästhesisten und einen OP-Techniker.« Croaker suchte ihren Blick. »Sie wollen damit also sagen, daß so etwas tatsächlich vorkommt?«
    »Ziehen sie Ihre eigenen Schlüsse daraus«, antwortete Jenny Marsh sanft.
    »Warum haben sie mir das erzählt?« fragte Croaker. »Auch wenn ich in der Lage wäre, eine Niere für Rachel zu besorgen, stünden sie für die Transplantation nicht zur Verfügung - selbst dann, wenn es darum ginge, ihr Leben zu retten.«
    Jenny Marsh legte eine Hand auf ihre Schläfe. »Ich weiß es nicht. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich wohl nicht ganz bei Sinnen bin.« Sie wandte sich ab und starrte mit ausdruckslosem Blick auf den Operationstisch, der leer war und im Licht der Scheinwerfer glänzte. »Vielleicht, weil sie ein Polizist sind. Polizisten haben in einer Hinsicht Ähnlichkeit mit Priestern. Manchmal tut es gut, bei ihnen zu beichten.«
    »Aber sie haben nichts Schlimmes getan.«
    Sie drehte sich wieder um, und das Grün in ihren Augen schien ihn zu durchbohren. »Nein, aber in Rachels Fall scheine ich darüber nachzudenken.«
    »Und das verängstigt Sie?«
    »Mehr, als sie es sich vorstellen können.«
    »Lassen sie uns morgen abend miteinander essen gehen«‚ sagte Croaker. Er mußte mehr darüber in Erfahrung bringen, wie der Organhandel in den Vereinigten Staaten lief. Und außerdem verkörperte sie für ihn einen kleinen Hoffnungsschimmer, der unstet in der Finsternis flimmerte. Wenn sie jemanden kannte, der an eine gesunde Niere für Rachel herankommen könnte - registriert oder nicht …. Einem Unfallopfer ein Organ zu entwenden hatte nichts mit dem zu tun, was Antonio und Heitor taten. Und doch der Gedanke, daß er vielleicht eine derartige Entscheidung treffen müßte, ängstigte ihn genauso wie Jenny Marsh. „Ich muß jetzt meine Schwester nach Hause fahren, aber wir reden später weiter.«
    »Ich habe zu tun.«
    »Nein«, sagte Croaker. »Ich habe einen Blick auf Ihren Einsatzplan geworfen, als wir an dem Schwesternzimmer vorbeigekommen sind. Sie sind morgen ab acht Uhr frei.«
    Da war wieder dieser kühle, abschätzende Blick. »Woher wollen sie wissen, daß ich nicht bereits eine Verabredung habe?«
    »Haben sie eine?«
    Jennys Blick flackerte, und sie wirkte plötzlich mitgenommen. »Es spielt keine Rolle. Es gibt nichts mehr zu besprechen.«
    »Vielleicht haben sie recht, aber es hat noch keinem geschadet, mit mir essen zu gehen.« Croaker lächelte. »Sehen sie es als Dank im Namen Rachels an. Sie haben sich jede nur erdenkliche Mühe mit ihr gegeben, und sie Wir sind Ihnen alle sehr dankbar.«
    »Selbst wenn ich es wollte ….« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist mein Prinzip, keinen Umgang mit den Familienangehörigen meiner Patienten zu pflegen.«
    »Sehr vernünftig.« Er warf ihr einen ironischen Blick zu. »Aber es gibt Situationen, wo es am besten ist, jegliche Vernunft sausen zu lassen.«
    »Und sie glauben, daß dies so eine Situation ist, Mr. Croaker?«
    »Lew«, berichtigte er. »Ja, allerdings. Wie viele Fälle wie den Rachels hatten sie schon?«
    »Noch keinen.«
    Sie hatte nicht gezögert, und er hielt das für ein gutes Zeichen.
    »Gut, dann lassen sie uns zur Hölle fahren und alle Konventionen brechen.«
    Jenny Marsh blickte ihn lange an und nickte dann zögernd.
    »Großartig«, sagte Croaker. »Ich werde sie hier abholen.«
    Sie schenkte ihm erneut dieses traurige Lächeln. »Warum glaube ich nur, daß ich es bedauern werde?«
    »Weil sie eine Frau sind, die die Konventionen beachtet.«
     

5
    Matty lebte in einer Wohnung in Palm Beach, die Donald Duke vor fünf Jahren gekauft hatte und die ihr dann im Verlauf der Scheidung zugesprochen worden war. Sie befand sich im zwölften Stock des Harbour Pointe, einem jener glitzernden Wolkenkratzer, mit denen die Gold Coast in Südflorida übersät war. Dem Namen des Hauses, das mit einem Ausblick auf den Atlantik und den Intracoastal prahlte, waren, in bester Florida-Tradition, sinnlose Buchstaben angehängt worden. Es war nur ein paar Schritte vom Breakers-Hotel und den exklusiven Restaurants des Royal Poinciana Way entfernt und

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