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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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wirklich war, werde ich es nie können.«
    Matty streckte eine Hand aus und legte sie auf Croakers Kopf, als wollte sie ihn segnen. Dann zerzauste sie sein Haar, wie sie es oft getan hatte, als sie beide jung gewesen waren.
    »Alles okay.« Ihre Stimme, die die Tiefe und das Timbre einer Koloratur hatte, erfüllte den Raum. »Ich habe jetzt endlich begriffen, wie wütend wir aufeinander waren.«
    Sie stand auf, ergriff sein Kinn und drehte seinen Kopf so, daß er ihr in die Augen sehen mußte. Dann küßte sie ihn auf beide Wangen. »Jetzt ist alles gesagt, und wir werden es vergessen, weil wir uns nach dieser langen Zeit wiedergefunden haben.«
    Sie räumte den Tisch ab und begann, das Geschirr zu spülen. Die präzisen, ökonomischen Bewegungen und ihre zielgerichtete Geschäftigkeit verrieten Croaker, daß sie sich zwar ans Alleinsein gewöhnt hatte, aber nicht an Rachels Tragödie.
    Als sie hörte, daß er ihr in die Küche folgte, drehte sie sich um, und Croaker umarmte sie und drückte sie an sich. Er spürte, daß ihr Herz schnell schlug, und es tat ihm um sie beide leid. Schließlich machte sie sich los und wandte sich wieder dem Abwasch zu. »Lew‚ was hat dir Rachel sonst noch erzählt, als sie bei Bewußtsein war?«
    »Deine Tochter ist zornig.«
    Matty, die gelbe Gummihandschuhe trug, nickte traurig, während sie einen Teller abspülte. »Sind nicht 99 Prozent aller Teenager auf der ganzen Welt zornig?« Sie sagte es, als müßte sie sich selbst davon überzeugen, und warf ihm einen ängstlichen Blick über die Schulter zu. »Was hast du? Bist du zu alt, um dich daran zu erinnern, wie das ist?«
    »Trotz allem, was man im Fernsehen sieht, nehmen nicht alle Teenager Drogen«, sagte Croaker. »Und sie verbergen nicht alle ein Geheimnis wie Rachel.«
    Matty wirbelte herum, und ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie plötzlich eine neue Sorge bedrückte. »Was für ein Geheimnis?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Croaker zu. »Ich hatte gehofft, daß du es mir erzählen könntest. Sie selbst hat es nicht getan.«
    Matty wandte sich wieder dem Geschirr zu, aber Croaker sah, daß sie erschüttert war.
    Er nahm einen Teller und trocknete ihn ab. »Hast du in den letzten drei oder vier Monaten irgendeine Veränderung an ihr wahrgenommen?« Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Sie war schon seit Donalds Tod nicht besonders gesprächig und hat sich zurückgezogen. Seit er vor sechs Monaten gestorben ist, scheint irgend etwas in ihr klick gemacht zu haben. Ich weiß nicht, was, außer vielleicht, daß ihre Hoffnung zerbrochen ist, daß er sie eines Tages wieder in seine Arme schließen würde.«
    »Hast du mit ihr darüber gesprochen?«
    »Sehr oft. Aber ich finde keinen Zugang zu ihrer Welt. So sehr ich es auch versuche, ich habe kein Faible für Green Day oder eine von diesen anderen Rockgruppen, die nur Krach machen. Für mich sind das bloß falsche Töne.« Sie legte wieder einen Teller auf das Abtropfgestell und begann, einen Topf zu schrubben. »Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich, daß es Rachel recht ist, daß ich keinen Zugang zu ihrer Welt finde. Sie empfindet jeden Kontaktversuch als Zudringlichkeit.«
    »Matty, die Menge von Drogen, die sie genommen hat… Irgendwas ist ernsthaft nicht in Ordnung. Erinnerst du dich wirklich nicht?«
    »Du kannst dir ja vorstellen, daß die Trennung nichts verbessert hat.« Sie zuckte die Achseln. »Aber sonst war da nichts. Vor sechs Monaten war sie anläßlich der jährlichen ärztlichen Untersuchung für die Schule bei Dr. Stansky, und da war alles in Ordnung.« Sie runzelte die Stirn. »Ich versichere dir, daß Stansky nicht ein Wort darüber verloren hat, daß sie Drogen nimmt.«
    »Das ist nicht weiter überraschend«, sagte Croaker. »Drogensüchtige kennen genug Tricks, um solche Untersuchungen zu überstehen.« Er beugte sich vor. »Bist du sicher, daß es da nichts gab? Kein unberechenbares Verhalten, keine Prüfungspleiten in der Schule, kein gewohnheitsmäßiges Lügen, Geld, daß plötzlich in deinem Portemonnaie fehlte? Ist dir nichts aufgefallen?«
    »Absolut nicht. In der Schule hatte sie die besten Noten. Und was den Rest angeht - ich habe bei ihrer Erziehung auf bessere Werte geachtet.«
    »Drogen können Menschen verändern, Matty.« Croaker wartete auf ihre Antwort. »Ich würde gern einen Blick in Rachels Zimmer werfen«‚ sagte er, als sie nicht reagierte. »Ist das in Ordnung?«
    Sie antwortete nicht. »Ich wünschte, ich hätte eine

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