Schwarze Heimkehr
Lächeln seinen Gesichtsausdruck. »Aber nicht bei mir.« Sein düsterer und rätselhafter Blick fixierte Croaker eine Zeitlang. »Ich habe übrigens eine Lizenz für die Waffe.«
»Da bin ich sicher, aber ich bezweifle sehr, daß sie sich für irgendeinen Klienten in eine solche Gefahr begeben würden.«
Majeurs sanfter Gesichtsausdruck blieb die ganze Zeit konstant. »Das würde voraussetzen, daß sie etwas über mich wissen, was nicht der Fall ist.«
Croaker starrte in Majeurs dunkle Augen. Er flickte sich aus den frischen Eindrücken, seiner Intuition und früheren Erfahrungen ein Bild zusammen und ließ einen Versuchsballon steigen. »Ich weiß was ich wissen muß. Sie sind der Typ von Mann, für den Klienten Geld bedeuten. Je höher der Vorschuß, desto mehr werden sie riskieren, so einfach ist die Gleichung. Wenn das Honorar Ihrem Standard entspricht, sind sie engagiert, professionell und fühlen sich bis zum Ende verpflichtet. Bin ich weit von der Wahrheit entfernt?«
Ein schiefes Lächeln verzerrte Majeurs Gesichtsausdruck. »Wer immer auch gesagt hat, daß Geld nicht alles ist, lebt nicht mein Leben.« Die 25er verschwand so schnell, wie sie zum Vorschein gekommen war. »Ich entschuldige mich, daß ich sie beunruhigt habe. Von Natur aus bin ich kein gewaltsamer Mensch, solange man mich nicht ernsthaft provoziert. Aber weil mein Anliegen sehr dringend ist, Mr. Croaker, mußte ich Ihre volle Aufmerksamkeit gewinnen. Für meinen Klienten und für Ihre Nichte.«
Croaker fühlte, wie ihn ein kleiner Schock durchfuhr. »Wovon sprechen Sie?«
»Treiben sie keine Spielchen mit mir, Sir. Das ist ein unproduktives Verhalten.« Er wies mit dem Kopf auf den Eingang des Krankenhauses. »Ich war oben und habe sie besucht.«
»Sie?« Croaker schritt drohend auf ihn zu.
»
Calmate, Seňor
«, sagte Majeur. »Ich will Ihrer Nichte nichts Schlimmes antun. Ganz im Gegenteil.«
»Die Krankenschwestern haben keine Erlaubnis ….«
»Ich habe ihnen meine Visitenkarte überreicht.« Majeur lächelte. »Sie wären überrascht, was für Freiheiten man sich als Rechtsanwalt verschaffen kann. Ich habe ihnen erzählt, ich würde einen potentiellen Spender vertreten, was auch mehr oder weniger der Wahrheit entspricht.«
Croaker fröstelte plötzlich, dann fühlte er sich fiebrig. »Einen Spender?«
Majeur beugte sich vor und dämpfte seine Stimme, bis sie nur noch ein theatralisches Flüstern war. »Einen Organspender, Seňor. Eine Niere. Das ist es doch, was Ihre Nichte braucht, oder?«
Der Himmel war jetzt strahlend blau. Weit oben wurden die Wolken durch das Sonnenlicht so erleuchtet, daß sie wie Neonreklamen wirkten. Croaker fühlte die Luft des frühen Morgens heiß auf seiner Haut, und plötzlich wurde ihm wieder bewußt, wo sie standen. Ein Krankenwagen fuhr neben der benachbarten Notaufnahme vor. Menschen - zum großen Teil Ärzte und Schwestern - strömten zum Schichtwechsel in und aus dem Gebäude.
Er blickte Majeur an, der so geduldig wie ein Buddha wartete. »Können wir irgendwo hingehen und uns unterhalten?«
Majeurs Augen schienen in dem neugeborenen Sonnenlicht zu funkeln. »Ich denke, daß mein Auto ausreicht.« Er hob einen Arm, um ihm den Weg zu weisen.
Es stellte sich heraus, daß Marcellus Rojas Diego Majeur einen türkisfarbenen Mustang, Baujahr 1967, fuhr, der in bestem Zustand war. Er lächelte, während er den Wagen aufschloß und die längliche Tür öffnete, die eines der Kennzeichen dieses wunderbaren Autos war. »Sehen Sie, ganz plötzlich haben wir etwas Wichtiges gemeinsam.«
Er wußte also, daß Croaker der betagte Thunderbird gehörte. Croaker fragte sich, wieviel er sonst noch wußte‚ während er in das Wageninnere spähte. Es war wie das Äußere des Autos in blaßtürkis gehalten, und alles glänzte perfekt. Dieser Mann liebte seinen Wagen.
»Na, wie finden sie ihn?« Majeur betastete die Chromleisten. »Er ist doch eine Schönheit, oder?«
»Ja.«
Majeur gab ein seltsames, hohes Lachen von sich, da sich wie das Kichern eines kleinen Mädchens anhörte »Wollen sie das Steuer für eine kleine Spritztour übernehmen?« Er nickte, während Croaker ihn ansah. »Sie wollen es, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.« Er drückte Croaker die Schlüssel in die Hand, ging um das Auto zur Beifahrertür und stieg ein.
Croaker zögerte nur einen Augenblick, glitt dann hinter das Steuer und betätigte die Zündung. Der Motor brummte glücklich.
»Biegen sie rechts ab, wenn
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