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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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eigenen Privatkrieg verwickelt waren. Blitze zuckten herab, zeichneten gezackte Narbenbahnen durch die Nacht und luden die Luft elektrisch auf.
    Vor ihnen lag der eingedrückte Rumpf der Erwecker-Bark, wie eine riesige, erschlagene Kreatur der Tiefe. Sie waren jetzt nah genug, um den Namen zu sehen, der auf die zerbeulte Hülle gemalt war: All Our Yesterdays. Rauch sickerte aus Lüftungsöffnungen in der Nähe des Hecks. Sie lag in einem Graben, der sich außer Sichtweite erstreckte; um sie herum war die Erde zu Haufen aufgeschoben.
    »Der Eingang wird da drüben sein«, sagte Jez und zeigte hin. Jez, die Tochter des Schiffsbauers. Sie kannte ihre Luftschiffe besser als jeder von ihnen.
    Im Laufschritt überbrückten sie den Abstand zwischen den beiden Schiffen und fanden die Tür, die Jez ihnen versprochen hatte. Niemand schien die All Our Yesterdays verlassen zu wollen. Die Tür war beim Aufprall verbogen und verdreht worden und lag halb in der aufgehäuften Erde begraben. Bess buddelte sie mit den Händen aus, packte sie am Rand und riss sie ab.
    Frey spähte hinein. »Wir wollen keinen Ärger!«, rief er. »Legt eure Waffen nieder, dann wird euch nichts …«
    Er wurde von einer Gewehrsalve unterbrochen und sprang rasch zurück. »Tja, ich hab’s versucht«, sagte er achselzuckend. »Schnapp sie dir, Bess.«
    Bess brüllte auf und stürmte durch die Tür hinein. Eine
zweite kurze Salve, die sich in Schreie und Schreckensrufe auflöste.
    »Gehen wir rein«, sagte Frey und gab seiner Crew ein Zeichen. Dann stürmte er durch die Tür und feuerte mit seinem Revolver. Die anderen drängten sich nach ihm ins Schiff. Crake schämte sich nicht, der Letzte zu sein.
    Im Innern herrschte Chaos. Crake befand sich in einem Montagebereich mit hoher Decke und umlaufendem Gerüst. Die Decke war beim Absturz aufgerissen, und aus dem Raum darüber waren Trümmer herabgestürzt. Kabel hingen in dicken Trauben herab wie Ranken; freigelegte Träger waren verbogen und abgebrochen; geborstene Rohre leckten zischend. Eine dünne, giftige Rauchwolke trübte die Luft. Die Notbeleuchtung lieferte ein unheilvolles Zwielicht.
    In dem Trümmerfeld verbargen sich Wächter, die graue Soutanen mit hohem Kragen trugen und Gewehre besaßen. Die Wächter waren Erwecker, die weder das Talent noch die Intelligenz besaßen, um Sprecher zu werden – Prediger, die das Handwerk der Erwecker ausübten –, und ihren Glauben darum auf andere Weise zum Ausdruck brachten, nämlich indem sie zur Verteidigung ihrer Organisationen zu den Waffen griffen. Crake hielt sie für geistlose Dummköpfe, die man einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, aber da eine Kugel aus der Schusswaffe eines Dummkopfs vermutlich genauso weh tat wie jede andere, behielt er den Kopf unten und suchte eilends Deckung.
    Kugeln sausten durch die Luft, aber auf ihn schoss niemand: Die gesamte Aufmerksamkeit der Wächter galt Bess. Sie liefen davon oder feuerten ängstlich und ungezielt aus der Ferne, als sie in den Raum pflügte. Kugeln prallten von ihrer zerkratzten und zernarbten Rüstung ab,
doch einige drangen in die weichen Partien an ihren Gelenken ein, was sie erst recht wütend machte. Sie hob einen riesigen Träger auf und schleuderte ihn nach ihren Peinigern, wobei sie zwei Wächter, die sich gerade in Sicherheit bringen wollten, übel zurichtete. Beim Hochheben kam ein dritter Wächter zum Vorschein, der sich hinter dem Träger versteckt hatte. Er hockte zu einem Ball zusammengerollt da, den Kopf in den Armen, und zitterte. Bess schaute mit einem seltsamen Schnurren auf ihn hinunter und kickte ihn durch den Raum.
    Crake zuckte zusammen. Es gefiel ihm nicht, sie so zu sehen. Sie war ein Kind, und ihre Gewalttätigkeit war die eines Kindes: gedankenlos, schadenfroh, boshaft. Ihre Gutmütigkeit verwandelte sich so leicht in Bösartigkeit.
    Frey und Silo hasteten durch den Raum und schossen auf die zurückweichenden Wächter. Crake blieb dicht bei Jez und Malvery, die den beiden Feuerschutz gaben. Sie huschten geduckt durch die Trümmer. Crake feuerte hin und wieder einen Schuss ab, ohne groß mit einem Treffer zu rechnen. Ab und zu kamen Kugeln angeflogen, aber der Widerstand der Wächter war beim Anblick des Golems rasch zusammengebrochen, und sie waren zu sehr mit Weglaufen beschäftigt, um ihnen einen richtigen Kampf zu liefern.
    Bess sprang zwischen ihnen umher wie eine Katze in einem Taubenschwarm und schnappte sich so viele wie möglich. Sie war schnell und schrecklich,

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