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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Albträume! Mir ist, als würde ich ersticken! Weißt du, wie das ist? Weißt du das?«
    »Nein«, sagte Jez aufrichtig, da sie nicht mehr zu atmen brauchte. »Es ist bloß eine Katze, Harkins.«
    Harkins’ Augen quollen aus seinem trübsinnigen Gesicht hervor. »Er ist böse!«, rief er. »Er ist … er ist … er wartet, siehst du das nicht? Er wartet, bis ich schlafe. Er hasst mich! Er hasst mich!«
    »Dich und mich«, sagte Jez mit einem kläglichen Lächeln. »Mit Tieren komme ich nicht zurecht.«
    »Er hat Angst vor dir. Das ist nicht dasselbe. Es ist nicht mal annähernd dasselbe! Es ist ungefähr so wenig dasselbe wie …« Seine Stimme verklang, weil ihm kein passender Vergleich einfiel.
    »Vielleicht musst du dich einfach gegen ihn wehren«, schlug Jez vor. »Immerhin bist du ungefähr zwanzigmal so groß wie er.«
    Der schlaksige Flieger rappelte sich mit verbitterter Miene hoch. Er blickte sich nervös im Gang um und zog dann seine Mütze zurecht. »Jetzt kann ich stundenlang nicht mehr einschlafen«, schmollte er. Dann eilte er in Richtung Laderaum davon, nach draußen, wo er vor dem Kater sicher sein würde. Schlacke hatte die Ketty Jay nicht mehr verlassen, seit er vor mehr als vierzehn Jahren als
kleines Kätzchen an Bord gebracht worden war. Das Einzige, was ihm Angst einflößte – abgesehen von Jez –, war der Himmel.
    Kopfschüttelnd und mit einem Lächeln im Gesicht ging sie zu ihrem Quartier.
    Mein Zuhause. Meine Familie. Was für ein komischer Haufen wir sind.
     
    Als die Abenddämmerung hereinbrach, machten sich Frey, Pinn und Malvery auf den Weg in die Stadt, so wie jeden Abend, seit sie hier gelandet waren. Manchmal kam Crake mit, aber diesmal nicht. Jez hatte nichts für Alkohol übrig, Harkins fürchtete sich vor Fremden, und Silo blieb ihnen allen zuliebe beim Schiff. Der Zweite Aerium-Krieg war fast acht Jahre nach seinem Ende noch immer eine offene Wunde. Silos Leute hatten – wenn auch eher unfreiwillig – für den Feind gekämpft. Murthianer waren in Vardia nicht sonderlich beliebt.
    Unter Freys Führung folgten sie dem ausgetretenen Pfad bergab. Im Wald wurde es allmählich dunkel. Das Licht schwand vom Himmel, wurde violett und golden, und das letzte Vogelgezwitscher erstarb, als die Insekten die Macht übernahmen. So tief im Süden begann der Frühling früh: Es war noch nicht einmal Ende Schindmitte.
    Als sie zum Wirtshaus gelangten, wurden sie von der üblichen starren Grimasse im Gesicht des Eigentümers begrüßt. Frey konnte erkennen, dass jedes Mal ein kleines Stück seiner Seele starb, wenn diese flegelhaften Fremden zur Tür hereinkamen und nach Getränken verlangten. Dies war eine nette Stadt, eine ruhige Stadt. Eine Stadt von der Sorte, in der sich die Leute unwohl fühlten, wenn
betrunkene Erwachsene aus vollem Halse Seemannslieder zu grölen begannen.
    Aber es war das einzige Wirtshaus in der Stadt, deshalb kamen sie immer wieder. Außerdem gefiel es Frey hier. Er mochte die großen Fenster, die auf eine Kopfsteinpflasterstraße und den schwarzen Wald dahinter hinausgingen. Er mochte es, dass er sein Spiegelbild in den Scheiben sehen konnte, zurückgeworfen vom weichen Licht der mit einem Schirm versehenen Gaslampen. Sie setzen sich jedes Mal an einen Tisch in der Nähe eines Fensters, obwohl er nie sagte, warum.
    Es war ungefähr der Zeitpunkt, an dem Pinn das Gespräch immer auf seine Liebste lenkte und alle anderen es wieder von ihr wegzulenken versuchten. Doch an diesem Abend ließ Pinn sich nicht davon abbringen, inspiriert vom Anblick mehrerer junger und halbwegs attraktiver weiblicher Wesen am Tresen. Die Nachricht von der Anwesenheit der Fremden hatte sich herumgesprochen. Da morgen Königstag war, ein Tag der Ruhe, waren einige der jüngeren Einwohner der Stadt gekommen, um zu sehen, was es mit dem ganzen Wirbel auf sich hatte. Im Wirtshaus herrschte mehr Betrieb denn je.
    »Sie ist zehn von all den Mädels da wert!«, nuschelte er und wedelte mit einem Krug herum. »So viel steht fest. Meine Lisinda, sie ist … tja, ich bin ein Glückspilz. Ein richtiger Glückspilz. Manche Menschen finden ihr ganzes Leben lang keine … keine wahre Liebe.« Er schüttelte den Kopf, mit trüben Augen. »Aber ich schon. Ich schon, o ja. Ich habe meine gefunden. Und ich liebe sie. Wirklich!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch und machte ein finsteres Gesicht, als hätte jemand widersprochen. Dann wurde seine Miene sanfter, und ein glückliches,

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